Ein schwerer Muldenkipper gegen einen Fahrradfahrer: Am vergangenen Wochenende hat es an der Kreuzung Gutenberg-/Ensisheimer Straße in Markdorf wieder einmal einen Unfall gegeben. Die Kreuzung am Bahnübergang zur Südstadt ist seit der Umstellung der Vorfahrtsregelung mit einer abknickenden Vorfahrtstraße immer wieder ein Brennpunkt: Vorfahrtmissachtungen, Beinahe-Unfälle, brenzlige Situationen mit Fußgängern und Radfahrern – solche Vorfälle gibt es seit Monaten regelmäßig.

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Bei dem jüngsten Unfall, am Freitagvormittag gegen 10 Uhr, erfasst der schwere Lkw beim Abbiegen den vorfahrtberechtigten Radfahrer, einen 81-jährigen Mann. Im Winkel vermutlich übersehen, wird der Fahrradfahrer erfasst und stürzt. Er muss mit schweren Verletzungen vom Rettungsdienst in die Klinik gebracht werden.

Bürger stellen bohrende Fragen

In Markdorf gibt es seither in den sozialen Netzwerken einen Sturm der Entrüstung. Wieso werden nicht stärkere Sicherheitsvorkehrungen getroffen? Wieso gibt es nicht noch eindeutigere Beschilderungen und Warnhinweise? Und wer kümmert sich dort eigentlich um die Sicherheit gerade der schwächeren Verkehrsteilnehmer? Das sind die Fragen, die auf dem Facebook-Auftritt der SÜDKURIER-Redaktion, der „Markdorfer News-Küche“, gestellt werden.

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Dem Markdorfer Rolf Haas reicht es angesichts der sich häufenden Vorfälle: Er hat eine Online-Petition für mehr Sicherheit an der Bahnkreuzung gestartet. „Schon wieder!! Schon wieder! Ein sehr schwerer Unfall am Bahnübergang! Gerade eben! Weshalb die Stadt nicht die Beschilderung verbessert, Blinklichter etc. aufstellt, ist mir ein Rätsel“, schreibt Haas dazu auf Facebook.

Stadtrat Rolf Haas hat eine Petition für mehr Sicherheit am Bahnübergang gestartet. „Weshalb die Stadt nicht die Beschilderung ...
Stadtrat Rolf Haas hat eine Petition für mehr Sicherheit am Bahnübergang gestartet. „Weshalb die Stadt nicht die Beschilderung verbessert, Blinklichter etc. aufstellt, ist mir ein Rätsel“, schreibt er. | Bild: SK

Vor allem für ältere Mitbürger sei die Kreuzung am Bahnübergang gefährlich. „Sicherer Bahnübergang/Kreuzung Markdorf„ hat Haas, der in Markdorf auch Stadtrat ist, seine Petition auf dem Internetportal openpetition überschrieben.

Der Bahnübergang liegt auch auf dem Schulweg zum BZM

Dafür bekommt er nun seit Tagen immensen Zuspruch aus der Bürgerschaft. Denn der Bahnübergang liegt auch auf dem Schulweg vieler Kinder und Jugendlichen, die das benachbarte Bildungszentrum besuchen. Auch die hat Haas im Blick, wenn er schreibt: „Insbesondere die Eltern und Schüler des BZMs sowie die Bewohner unterhalb der Bahnlinie sind gefragt!“

Im März 2018 hatte ein Taxi dem Fahrer des weißen Skoda an der Bahnkreuzung die Vorfahrt genommen. Der Skoda landete dabei auf der ...
Im März 2018 hatte ein Taxi dem Fahrer des weißen Skoda an der Bahnkreuzung die Vorfahrt genommen. Der Skoda landete dabei auf der Seite, so heftig war die Wucht des Zusammenpralls. | Bild: Sebastian Thomas

„Unterschrieben und mehrfach geteilt“, heißt es in den Antworten auf der „Markdorfer News-Küche“ des SÜDKURIER. Oder „Erledigt“, „werde es fleißig teilen“ und „Eine Katastrophe, diese Kreuzung“. „Da unterschreibe ich gerne, dort hat es mich auch beinahe mal erwischt“, teilt eine „Ulla Paulchen„ ihre Erfahrungen.

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„Nur eine Frage der Zeit, bis es mal einen Unfall mit tödlichem Ausgang gibt. Ich wohne selbst im Einzugsbereich dieser Kreuzung und mir selbst wurde dort auch schon das Auto kaputt gefahren. Jeden Tag Hup-Exzesse, beinahe Unfälle usw.“, schreibt „Ferdi Fisch„. Die Stadt Markdorf, so vermutet er, würde vor der Bahn, die die Kosten für eine neue Ampelanlage nicht übernehmen wolle, abducken.

Die Ampelregelung ist in den Händen der Bahn

Dabei trifft der Facebook-Nutzer tatsächlich einen wunden Punkt. Für die komplette Ampelregelung an der Kreuzung ist in der Tat die Deutsche Bahn AG zuständig, weil sie das Hoheitsrecht über den Kreuzungsbereich mit dem Bahnübergang hat. Ohne Zustimmung der Bahn geht tatsächlich nichts.

Dort allerdings mahlen die Mühlen äußerst langsam. In monatelangen Verhandlungen hatte die Stadt bei der Bahn durchgesetzt, dass das Unternehmen ein Planfeststellungsverfahren für eine neue, moderne Ampelregelung aufsetzt. Doch bis das durch ist, werden mehrere Jahre vergehen.

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Einstweilen behilft man sich daher mit der abknickenden Vorfahrtstraße und Beschilderungen und Fahrbahnmarkierungen – in der Hoffnung auf Ein- und Rücksicht der Autofahrer. So richtig funktioniert das jedoch nicht. Einerseits, weil die gefühlte Vorfahrtstraße nun nicht mehr vorfahrtberechtigt ist, andererseits weil die Kreuzung selbst unübersichtlich ist und zuletzt, weil die breite Ensisheimer Straße zum Schnellfahren einlädt – auch wenn das innerörtliche Tempo 50 gilt.

Chaos am Bahnübergang: Autofahrer überholen Radler und befahren die Linksabbiegespur der Bernhardstraße.
Chaos am Bahnübergang: Autofahrer überholen Radler und befahren die Linksabbiegespur der Bernhardstraße. | Bild: Toni Ganter

Die Stadt Markdorf selbst hat inzwischen auch reagiert – direkt in die Diskussion auf Facebook: „Am Geld liegt‘s bestimmt nicht. Die Finanzierung ist klar geregelt, nämlich 50:50. Und wenn ein höherer Eigenanteil die Sache beschleunigen könnte, wäre das für die Stadt auch eine Option!“, heißt es in dem Beitrag des verifizierten Users „Stadt Markdorf„, die seit kurzem auch auf Facebook und Instagram unterwegs ist.

Stadtverwaltung: Werden die Bahn immer wieder auffordern

Und im Rathaus gibt man sich kämpferisch – und auf der Seite der Bürger: „Wir werden Bahn und Verkehrsbehörde wieder und wieder zum Handeln auffordern“, heißt es. Auch der Stadt bereite jeder neue Unfall und jeder Verletzte „große Sorgen“.

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Inzwischen ist die Diskussion in voller Fahrt. Nur eine Seite hat sich bislang noch nicht zu Wort gemeldet: die Deutsche Bahn AG.