Die Pflasterarbeiten in der Marktstraße sind kaum zu übersehen. Finanziert wird die Sanierung des in die Jahre gekommenen Belags aus Porphyr-Steinen durch Mittel des Bundes. Es sind Gelder, die die Bundesregierung innerhalb des Programmes „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) deutschlandweit auf 230 Gemeinden verteilt hat. Insgesamt 250 Millionen Euro, wovon 1,5 Millionen nach Markdorf geflossen sind. Mit dem Geld soll die Zukunftsfähigkeit der Innenstädte und Zentren gefördert werden. Die hatten unter den während der Corona-Pandemie erfolgten Einschränkungen erheblich gelitten.
Daran erinnerte bei der jüngsten Gemeinderatssitzung Reiner App. Der Mitinhaber des Reutlinger Pragma-Instituts für Regional- und Stadtentwicklung erwähnte aber auch die Schwierigkeiten, in die der Trend zur Internetbestellung den stationären Einzelhandel auch schon vor Ausbruch der Pandemie gebracht hat. Die Pflastersanierung ist nur eine von vielen Maßnahmen. Sie zählt zu den „baulich-investiven“ Projekten, die die Attraktivität der Markdorfer Innenstadt steigern sollen. Insgesamt, so hob App hervor, „insgesamt dürfen für die baulich-investiven Maßnahmen nicht mehr als 30 Prozent des Budgets ausgegeben werden.“ Das beläuft sich in Markdorf auf rund zwei Millionen Euro, bei einem Eigenanteil der Stadt von 500.000 Euro. Und dieser Anteil liegt bei rund 524.000 Euro.
Zwischen Lichterweihnachtsmarkt und Schlemmerball
Ende November läuft das Förderprogramm endgültig aus, kündigte Reiner App an. Immerhin sei es noch rechtzeitig gelungen, die Laufzeit des Programms noch um drei Monate zu verlängern. Sodass noch ein drittes Kindertheater-Festival stattfinden kann. Die Bühnenkunst für die Kleinen sei sehr gut angekommen, erklärte Barbara Bücken, die Leiterin des Markdorfer Stadtmarketings. Ebenso wie das Festival Markdorf Spirits, der Lichterweihnachtsmarkt oder das Straßen-Fußball-Turnier für die Jugend.

Lediglich vom Schlemmerball habe man inzwischen Abstand genommen. Dass Konzepte sich nicht bewähren, gehöre dazu. „Dank ZIZ konnten wir es wenigstens ausprobieren“, erklärte Barbara Bücken. Die Marketing-Leiterin gab auch schon einen Ausblick auf die kommenden Monate: Für Ende Juni kündigte sie ein „Spanisches Wochenende“ mit Musik und Speisen an. Geschäftsleute, Immobilienbesitzer und Interessierte werden unter dem Motto „Platz da!“ demnächst zu einem Informationsaustausch zum Thema Leerstände in der Innenstadt eingeladen.
Schöne neue Stadtmöblierung
„Wir kümmern uns nicht nur um schöne Feste“, betonte Bücken. Wesentlicher Schwerpunkt sei die gezielte Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit. Die geschehe zum Teil in Print, zum Teil nun auch mithilfe von digitalen Informationssystemen. Was das Stadtbauamt zur Aufwertung der Innenstadt beigetragen hat, erläuterte Jacqueline Leyers. Unter anderem nannte sie die neuen Blumenkübel, die neuen Eventhütten, den Weihnachtsschmuck für die Adventszeit und das neue Licht- und Signalsystem in der Bundesstraßen-Unterführung.

Defizit im Ulrich 5
Marketingleiterin Bücken ging auch aufs Ulrich 5 ein, den Bürgertreff in der Ulrichstraße, den Reiner App noch als „Innovation-Hub“ angeregt hatte. Dieser hat sich zu einer Veranstaltungsstätte für die unterschiedlichsten Anbieter entwickelt. Das Spektrum reicht von Strick-Kreis bis zum historischen Vortrag. 2024 wurden dort 3660 Teilnehmer gezählt. Allerdings schreibt das Ulrich 5 bisher rote Zahlen. Den Einnahmen von 21.000 Euro stehen Ausgaben von 32.000 Euro gegenüber, erklärte Bücken. „Sie entscheiden, wie es dort in Zukunft weiter geht“, wandte sie sich an den Gemeinderat.
Stadtentwicklung braucht einen langen Atem
Jens Neumann von den Freien Wählern schlug vor: „Wir müssen über die Finanzierung sprechen, damit das Ulrich 5 eine Erfolgsgeschichte wird – aber es kann nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag aus Steuern finanziert werden.“ Und statt vor allem „Hochkultur, sollte dort mehr Mainstream“ stattfinden.
Uwe Achilles, Fraktionssprecher von SPD/Die Grünen stützte die Argumente Neumanns. „Der Kollege Neumann möge doch bitte seine Expertise als Kulturveranstalter in Organisationsteam einbringen.“ Insgesamt wertete Achilles das Ulrich 5 aber als Erfolg. „Viele Angebote dort treffen den Nerv der Bürger“, befand Eva Fast von der Umweltgruppe, „manches geht aber auch an den Bedürfnissen vorbei.“
Freie-Wähler-Fraktionssprecher Dietmar Bitzenhofer weitete den Blickwinkel. Mithilfe des ZIZ-Programms sollen die Probleme der Innenstädte gelöst werden. „Jetzt gilt es, ans ZIZ anzuknüpfen“. Er warnte aber: „Stadtentwicklung braucht einen langen Atem“. Das Programm sollte als Initialzündung dienen, so Reiner App. Und aus Sicht von CDU-Fraktionssprecherin Kerstin Mock „hat es frischen Wind und einige Aufbruchstimmung in die Stadt gebracht“.