Der Druck in der Debatte um die künftige Trasse für den Weiterbau der B 31-neu zwischen Meersburg und Immenstaad wächst. Um einem offenen Dialog nicht im Weg zu stehen, hatten die Bürgermeister und Gemeinderäte der betroffenen Kommunen eigentlich einvernehmlich verabredet, nicht öffentlich Stellung zu beziehen – nur in den politischen Arbeitskreisen. Doch nachdem sich zunächst Markdorfs Bürgermeister Georg Riedmann, Ittendorfs Ortsvorsteher Bernhard Grafmüller und Fritz Käser, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf, in einer gemeinsamen Pressemitteilung äußerten, melden sich jetzt auch Meersburgs Bürgermeister Robert Scherer sowie Hans-Heinrich Gerth und Bürgermeister a.D. Rudolf Landwehr vom Meersburger Initiativ-Kreis zu Wort.
In ihrer gemeinsamen Pressemitteilung nehmen sie ebenfalls Bezug auf die sechsseitige Broschüre des B 31-neu Bündnisses pro 7.5 plus, die bereits vor einigen Wochen in den Gemeinden verteilt worden war. Zu dem Zusammenschluss gehören die Bürgerinitiative Immenstaad B 31-neu, die Verkehrsinitiative Hagnauer Bürger, das Stettener Team B 31-neu pro 7.5, der Winzerverein Hagnau und der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband Hagnau. Die Interessenvertreter aus Meersburg erklären, dass deren Broschüre Unruhe in der Bevölkerung bewirkt habe. "Der Gemeinderat und der Meersburger Initiativ-Kreis B 31-neu stehen für einen sachbezogenen und ergebnisorientierten Dialog- und Arbeitsprozess zur Lösung der Trassenproblematik beim Neubau/Ausbau der B 31 zwischen Meersburg und Immenstaad", lautet es in der Stellungnahme. Emotionale und teilweise auf Halbwahrheiten gestützte Aussagen, wie sie andere Interessengemeinschaften letztens veröffentlicht hätten, würden als unprofessionell abgelehnt. "Ein Auftritt nach dem Vorbild eines Boulevardblattes kann nicht den Ansprüchen einer seriösen Öffentlichkeitsinformation dienen und ist sicherlich auch nicht im Sinne des Regierungspräsidiums. Denn die Öffentlichkeit kann eine sachliche Information auch von den jeweiligen Interessengemeinschaften erwarten", teilen die Stadtverwaltung und der MIK mit.
Verfasser: Bis dato nichts widerlegt
Bernd Saible, Vorsitzender der Verkehrsinitiative Hagnauer Bürger und des B 31-neu Bündnisses pro 7.5 plus, erklärt auf Nachfrage, dass die Daten und Fakten aus der Broschüre belegbar seien. "Bis dato ist noch nichts widerlegt worden", sagt Saible in Bezug auf die Kritik aus Markdorf und Meersburg. Es gebe nichts, was das Bündnis öffentlich zurücknehmen müsste. Die Intention hinter der Broschüre: "Informationen in großem Umfang darstellen." Das Bündnis habe seine Position und seine Befürchtungen dargelegt – mit Begründungen. Die Position der Meersburger? In der Pressemitteilung heißt es, der Meersburger Gemeinderat setze sich seit Jahren für eine umweltverträgliche und -landschaftsschonende Anbindung einer neuen B 31 zwischen Meersburg und Immenstaad ein, nach Vorbild des erfolgreich umgesetzten, dreispurigen Ausbaus zwischen Stockach und Überlingen. Mehrfach sei in den vergangenen Jahren der Planungsfall 7.5 W2 abgelehnt worden, "weil dieser durch eine vierspurige autobahnähnliche Schneise die Meersburger Kulturlandschaft unwiederbringlich zerstören und die Stadt in ihren Entwicklungsmöglichkeiten berauben sowie von ihren Teilorten abtrennen würde". Das B 31-neu Bündnisses pro 7.5 plus argumentiert hier in eine ganz andere Richtung. "Die Belastungszahlen sind so hoch, dass eine vierspurige Straße gebaut werden muss", sagt Vorsitzender Bernd Saible. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass die Debatte rund um die B 31-neu in unzähligen Argumenten und Gegenargumenten geführt werden muss. Meersburgs Bürgermeister Robert Scherer, Hans-Heinrich Gerth und Rudolf Landwehr betonen, dass der Gemeinderat bereit sei, über den dreispurigen Ausbau der bestehenden Umgehungsstraße im Rahmen der B 31-neu und deren Anbindung an den Saba-Knoten zu diskutieren, "obwohl die Meersburger Winzer und Obstbauern schon in den 80er Jahren für deren Realisierung viel kostbares Land geopfert haben". Mit dieser Umgehungsstraße und dem Ausbau der B 33 innerhalb der Stadt habe Meersburg damals einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssituation in der Region geleistet. Deshalb soll im aktuellen Planungsfall jede Trassenlösung verhindert werden, die gegen die Interessen der Stadt und ihrer Bevölkerung gerichtet sei.
Wer möchte was?
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