Der Meersburger Stadt- und Spitalwald wird auch nach der Forstreform 2020 des Landes Baden-Württemberg staatlich betreut und durch das Forstamt des Bodenseekreises bewirtschaftet werden. Allerdings kommen auf die Stadt für die Beförsterung künftig Mehrkosten von voraussichtlich rund 30 Prozent zu. Und Holzvermarktung wird ab 2020 nicht mehr Teil des staatlichen Angebots sein. Diese Aufgabe übernimmt künftig eine Genossenschaft, die Vermarktungsgemeinschaft Holz Allgäu-Bodensee-Oberschwaben, der auch der Bodenseekreis und der Kreis Ravensburg angehören.

Räte für Ausstiegsklausel

Der Gemeinderat stimmte geschlossen der weiteren Beförsterung durch das Landratsamt zu. Ebenso dem Beitritt zur Holz-Genossenschaft, allerdings mit dem von Boris Mattes (SPD) angeregten Zusatz: „Eine Ausstiegsklausel muss beinhaltet sein.“ Der Beitritt wird laut Spitalverwalter Peter Kemmer zwischen 20 und 100 Euro betragen. Die Holzvermarktung dürfte zwischen 1 Euro und 1,50 Euro je verkauftem Festmeter kosten. Laut Michael Strütt, Leiter des Forstamtes Bodenseekreis, sei das nicht teurer als bisher.

Das könnte Sie auch interessieren

Hintergründe der Forstreform

Strütt hatte im Rat vorab über die Forstreform 2020 informiert. Sie resultiert aus einem Gesetz, das das Land im Mai verabschiedet hat. Dem vorausgegangen war ein jahrelanger Rechtsstreit: Das Bundeskartellamt hatte gegen Baden-Württemberg geklagt, weil die gemeinsame Vermarktung von Holz aus staatlichem, kommunalem und privatem Besitz den Wettbewerb verzerre. Das Land gewann zwar in letzter Instanz, musste aber die „Einheitsforstverwaltung“ aufgrund einer Fülle anderer rechtlicher Gründe dennoch beenden und wird künftig nur noch Holz aus seinen eigenen Wäldern vermarkten.

Waldpädagogik wird ausgeweitet

Allerdings, betonte Strütt, gelte die Waldbewirtschaftung als Daseinsvorsorge und das sei positiv für die Kommunen. Forsttechnische Betriebsleitung und Beratung seien weiterhin kostenfrei. Eine weitere gute Nachricht: „Die Waldpädagogik wird künftig ausgeweitet werden.“ Meersburg mit seinem Schulstandort im Sommertal, direkt am Wald, sei dafür prädestiniert.

Kosten für Forstbewirtschaftung steigen

Neu ist jedoch auch, dass künftig die tatsächlichen Kosten für die Forstbewirtschaftung, und zwar pro Hektar, in Rechnung gestellt werden. Die Kosten, so Strütt, dürften sich dafür im Mittel um etwa 28 Prozent auf rund 66 Euro pro Hektar erhöhen. Bisher hatte Meersburg für den forstlichen Revierdienst in seinem Wald mit 216 Hektar Holzbodenfläche an den Landkreis einen jährlichen Kostenbeitrag von zuletzt rund 13 000 Euro gezahlt.

Peter Schmidt (CDU) bewertete das Genossenschaftsmodell positiv. Monika Biemann (Umweltgruppe) stellte die Frage in den Raum, ob man, auch angesichts sinkender Holzpreise, den Einschlag nicht senken und „mehr Wildnis“ zulassen sollte. „Wir haben einen Erholungswald, keinen Wirtschaftswald“, meinte sie.