Wie war das Jahr für Sie?

Das Jahr war in vielerlei Hinsicht herausfordernd, aber auch bereichernd. Wir haben als Stadt bedeutende Projekte vorangebracht, die unsere Entwicklung langfristig stärken werden. Beispiele dafür sind die Seewärme, der mögliche Aufzug von der Unterstadt in die Oberstadt und die vom Land unterstützte Fahrradserpentine, die wir in die Genehmigungsphase bringen können. Solche Vorhaben sind wichtige Schritte in Richtung einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung. Gleichzeitig waren die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anspruchsvoll. Diese Herausforderungen haben jedoch verdeutlicht, wie wichtig Zusammenhalt und eine klare Vision für die Zukunft sind.

Sind Sie mit dem Tempo der Stadtentwicklung zufrieden? Insbesondere zu den Stichwörtern Hotel, Aufzug und Parkplatzbebauung?

Stadtentwicklung ist ein langfristiger Prozess, der Geduld erfordert. Ich bin stolz darauf, dass wir die angesprochenen Themen sowie die Erweiterung des Gewerbegebiets mit Entschlossenheit angehen. Natürlich hätte ich mir in manchen Bereichen schnellere Fortschritte gewünscht. Aktuell warten wir für das Hotel auf dem Hämmerle-Areal auf die finale Rückmeldung des möglichen Investors und Betreibers. Sobald diese vorliegt, wird der Gemeinderat darüber beraten und entscheiden. Ich bin zuversichtlich, dass wir bis Ende 2024 Klarheit haben werden. Auch die geplante Überbauung des Parkplatzes zur Schaffung von Wohnraum wird dem Gemeinderat in einer angepassten Planung im Dezember 2024 vorgestellt. Besonders erfreulich ist, dass das Jahrhundertprojekt – der Aufzug von der Unterstadt in die Oberstadt – nach über 100 Jahren Diskussion und einer intensiven Kooperation mit dem Land Baden-Württemberg nun endlich in die Genehmigungsphase übergehen kann. Nach fast sechs Jahren Projektierung sehen wir hier einen entscheidenden Durchbruch.

Auf dem Hämmerle-Areal gleich in der Nähe des Ufers soll ein Hotel entstehen. Laut Bürgermeister wartet man derzeit auf die finale ...
Auf dem Hämmerle-Areal gleich in der Nähe des Ufers soll ein Hotel entstehen. Laut Bürgermeister wartet man derzeit auf die finale Rückmeldung des möglichen Investors und Betreibers. (Archivbild) | Bild: Lippisch, Mona

Der fehlende Verkauf des Geländes am Hämmerle-Areal war mit ein Grund für die Haushaltssperre. Fällt es leicht, eine solche Entscheidung zu verkünden, oder ist das mittlerweile normal?

Eine Haushaltssperre zu verhängen, war nicht leicht, wurde jedoch nach sorgfältiger Abwägung getroffen. Viele Kommunen stehen derzeit vor ähnlichen finanziellen Herausforderungen. Dank der dann zeitnah eingegangenen Zuschüsse des Landes für die Schulbausanierung im Sommertal sowie eines Nachtragshaushalts konnten wir die Haushaltssperre nach sieben Wochen wieder aufheben. Das zeigt, wie wichtig eine verantwortungsvolle und verlässliche Finanzplanung ist. Gleichzeitig stehen weiterhin bedeutende Projekte in den Bereichen Infrastruktur und Soziales an, die für unsere Gemeinschaft essenziell sind.

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Welche Themen haben Sie dieses Jahr genervt?

Herausfordernde Momente gehören zum Alltag. Besonders fordernd war die kurzfristig notwendige Haushaltssperre sowie unvorhergesehene Mehraufwände wie die zusätzliche Schuldachsanierung von rund 500.000 Euro. Auch bürokratische Prozesse, wie die Auszahlung von Zuschüssen an die Stadt, stellten uns vor zeitliche Herausforderungen. Ein weiterer Punkt ist unser Pilotprojekt zur Nutzung von Seewärme für eine nachhaltige Energieversorgung. Obwohl es bundesweit Anerkennung gefunden hat, fehlt es aktuell an zusätzlicher finanzieller Unterstützung des Landes Baden-Württemberg für den Ausbau des Nahwärmenetzes. Dies wäre gerade für solche Pilotprojekte wünschenswert. Dennoch sehe ich in diesen Herausforderungen eine Chance, Prozesse zu verbessern und unsere Ziele weiterhin konsequent zu verfolgen.

Welche Themen haben Sie dieses Jahr erfreut?

Es gab zahlreiche erfreuliche Momente: Die engagierte Arbeit unserer Bürgerinnen und Bürger im Ehrenamt, Veranstaltungen wie der Neubürgerempfang und die verschiedenen Märkte, die gemeinsam gestaltet und hervorragend angenommen wurden. Besonders erfreulich sind die Fortschritte beim Bau von bezahlbarem Wohnraum in der Daisendorfer Straße, bei der Schulbausanierung sowie bei der Sanierung der Therme. Diese Erfolge sind nur durch die enge Zusammenarbeit von Verwaltung, Gemeinderat und Ehrenamt möglich.

Die Therme in Meersburg wird aktuell saniert und umgebaut. Der Fokus für die Weiterentwicklung liegt auf einem Thermen-Spa. (Archivbild)
Die Therme in Meersburg wird aktuell saniert und umgebaut. Der Fokus für die Weiterentwicklung liegt auf einem Thermen-Spa. (Archivbild) | Bild: Lorna Komm

Die mehrheitliche Entscheidung des Gemeinderats zum Austritt aus der EBC schien nicht in Ihrem Sinn zu sein?

In einer Demokratie ist es selbstverständlich, Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren. Auch wenn meine persönliche Perspektive in diesem Fall eine andere war und ist, respektiere ich die Entscheidung des Gemeinderats. Diese Entscheidung hat jedoch bei einigen Gastgebern zu Unsicherheiten geführt, die uns als Verwaltung und die Tourismusbranche beschäftigen werden. Im Dezember wird der Gemeinderat über die Kurtaxenhöhe für 2025 ohne die EBC beraten. Welche Auswirkungen dies auf das Gästeverhalten haben wird, ist derzeit schwer einzuschätzen. Das Thema EBC wird uns auch im kommenden Jahr begleiten. Wichtig ist, den Dialog mit den Gastgebern aktiv zu führen, um gemeinsam die besten Lösungen zu entwickeln.

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Wie sehen Sie die erstmals kommende Veranstaltung „Winterfestival“ zwischen den Jahren? Ist das eine Chance oder Notwendigkeit zur Saisonverlängerung?

Das „Winterfestival“ ist eine sehr gute Gelegenheit, die Attraktivität unserer Stadt zu fördern, das gemeinschaftliche Leben in unserer Stadt zu bereichern, die lokale Wirtschaft zu stärken und neue Akzente zu setzen. Natürlich ist uns bewusst, dass wir damit neue Wege gehen. Aber wer nichts wagt, kann auch nichts bewegen. Gemeinsam mit den Gewerbetreibenden und Bürgern wollen wir etwas Nachhaltiges aufbauen, um unsere Stadt auch in dieser Jahreszeit noch attraktiver zu machen.