Mit dem Dominikanerinnen-Kloster hat sich die Freiwillige Feuerwehr Meersburg ein anspruchsvolles Übungsobjekt für die Hauptübung ausgesucht. Das mehrstöckige Eckgebäude ist im Inneren verschachtelt. Die Touristinformation, die Bücherei, die Bibelgalerie mit Ausstellungsraum im Untergeschoss sowie Teile des Stadtarchivs sind hier untergebracht. Die verschiedenen Eingänge liegen teils in engen Gassen. Im Ernstfall wüsste auf die Schnelle niemand, wie viele Menschen sich in dem historischen Gebäude aufhalten.
Das Übungsszenario: An der Ausleihtheke in der Bücherei im ersten Stock ist es durch einen elektrischen Kurzschluss zunächst unbemerkt zu einem Brand gekommen. Aufgrund der Papierunterlagen breiten sich die Flammen schnell aus, durch starke Rauchentwicklung wird die Brandmeldeanlage aktiviert.
Feuerwehrmann Daniel Schepelmann erklärt als Sprecher am Mikrofon den zahlreichen Zuschauern vor dem Gebäude die Abläufe. In der Bücherei befinden sich – so das Szenario – unter anderem eine Mutter und ihr Kind. Sie wurden durch den Rauch im hinteren Bereich eingeschlossen. Außerdem hat eine Mitarbeiterin bei ersten Löschversuchen durch den eingeatmeten Rauch das Bewusstsein verloren.
Im zweiten Obergeschoss wurde ein Mensch durch die Verrauchung in der Toilette eingeschlossen. Er kann sich durch ein Fenster zum Innenhof bemerkbar machen. Im dritten Obergeschoss macht ein Mensch durch ein Fenster auf der Ostseite des Gebäudes hinaus auf sich aufmerksam.
Feuerwehrmann rät zu geschlossenen Türen
„Durch die geöffneten Türen kann sich der Rauch schnell im ganzen Haus ausbreiten“, erklärt Schepelmann. Da hier Publikumsverkehr gewünscht sei, seien während der Öffnungszeiten alle Türen weit geöffnet. Für das private Zuhause empfehle er, Türen geschlossen zu halten und möglichst Brandschutztüren einzubauen. „Eine starke Verrauchung kann eventuell zur Folge haben, dass ein Haus komplett unbewohnbar wird“, warnt der Kommentator.
Die Löschfahrzeuge fahren zunächst in die Kirchstraße, wo die große Drehleiter und ein Sprungretter aufgebaut werden. Aufgrund der Größe des Gebäudes und der Ausbreitung der Rauchentwicklung wurden auch die Feuerwehren aus Daisendorf und Immenstaad alarmiert, im Ernstfall würden die Wehren aus Stetten und Markdorf ebenfalls gerufen. Die Zufahrt durch den Stadtgraben ist eng für die Einsatzfahrzeuge. Um die schmale Kurve in die Kunkelgasse zu schaffen, muss rangiert und zurückgesetzt werden.

Die zweite angeforderte große Drehleiter aus Immenstaad muss rückwärts durch den Stadtgraben fahren, um ihre Position vor der Bärengarage zu erreichen.
Die Sanitäter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) kommen mit ihren Fahrzeugen durch das Rathaustor auf den Marktplatz. Wegen der beengten Platzverhältnisse stauen sich die Fahrzeuge kurzzeitig.

DRK-Einsatzleiter André Maier erklärt, dass sie ihren Verbandsplatz im Ernstfall in der katholischen Kirche aufgebaut hätten. Zum einen wegen des Schutzes vor Wetter, zum anderen wegen der besseren Abfahrtsmöglichkeit mit verletzten Menschen. Der Aufbau unter dem Dach der Bankfiliale sei für die bessere Sichtbarkeit für die Besucher gewählt worden. „Eine gewisse Übungs-Künstlichkeit ist immer dabei“, erklärt Maier. Neben den geretteten Menschen versorgten die Sanitäter auch die eingesetzten Atemschutzträger.

Auf dem Marktplatz koordiniert Einsatzleiter Lars-Erik Meyer die Einsatzkräfte. Diese wurden unter den Abteilungsleitern Thomas Schmäh und Markus Künstlerin für die beiden Bereiche Ost und West eingeteilt. Der Einsatzleiter und stellvertretende Feuerwehrkommandant erklärt zudem die weiteren Maßnahmen. Die Bewohner der Nachbargebäude würden evakuiert und die teilweise ohne Brandschutzmauer dicht aneinander gebauten Fachwerkhäuser gesichert. Die Wasserversorgung werde durch drei voneinander unabhängige Quellen aus zwei Hochbehältern und einer Seeleitung garantiert.

Bei der anschließenden Besprechung beim Sturmwachttrunk gibt es ein Lob von Dagobert Heß, stellvertretender Kreisbrandmeister. „Ruhig, gelassen und souverän habt ihr den Einsatz gemanagt“, sagt er. Erst Menschenrettung, dann Brandbekämpfung und anschließend die Sicherung der Nachbarschaft – es sei richtig priorisiert worden. Kommandant Hartmut Schucker, der ebenfalls als Beobachter vor Ort war, fügt an, dass im Ernstfall auch eine Rettung der wertvollen Exponate in dem Gebäude erfolgen würde. Bürgermeister Robert Scherer lobt die Arbeit der Jugendfeuerwehr, welche vor Beginn der Hauptübung eine Löschübung zeigte. „Ihr seid die Zukunft“, dankt er den Jugendlichen.