Stetten Der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) feiert einen Anlass. Seit 15 Jahren besteht der Verein in dem kleinen Ort. Doch eigentlich gibt es die christliche Jugendarbeit dort schon seit 20 Jahren.

Die Vorsitzende Silvia Engel erzählt, dass sie 2005 den Verein Christliche Jugendarbeit (VCJ) gegründet habe. Zuvor hatte sie sich in kirchlicher Obhut für Kinder und Jugendliche engagiert, doch sie habe Jugendarbeit selbstständig, frei und offen, aber ohne Verantwortung gegenüber einer Institution gestalten wollen. Da aber zum Beispiel private Ferienlager ohne eine Versicherung nicht möglich seien, wurde die Vereinsgründung mit dem erfundenen Namen VCJ nötig. Durch die Vereinsstruktur wurden sie vom paritätischen Wohlfahrtsverband in Stuttgart aufgenommen und auch die Versicherung sei dadurch unproblematisch gewesen.

„Wir hatten Namen, Träger und Versicherer und konnten endlich loslegen“, erinnert Engel sich zurück. „In der ersten Zeit haben wir nur uns gesehen und nicht weiter geschaut“, erzählt sie. Der Verein habe sich erst finden müssen. Räume, Gruppen, Homepage – alles habe organisiert werden müssen. Damals habe der Verein dann in Stetten Platz gefunden, im ungenutzten Kellerraum im Rathaus, in dem zuvor die Landfrauen waren. „Aber es war früh klar, dass der VCJ nur eine Übergangslösung war“, erklärt die Vorsitzende. Sie habe den CVJM schon von früher gekannt und da die Ziele beider Vereine die gleichen gewesen seien, habe sich herausgestellt, dass die eigentliche Heimat der CVJM sei. „Es war nur eine Frage der Zeit“, sagt Engel und lacht. So wurde Kontakt mit dem baden-württembergischen Verband in Stuttgart aufgenommen und die Stettener Gruppe wurde in den Landesverband Baden eingegliedert. „Wegen der räumlichen Nähe wären wir zwar lieber in den württembergischen Landesverband gegangen“, plaudert Engel aus dem Nähkästchen, denn die Wege zu überregionalen Treffs bis hoch nach Karlsruhe seien weit. Doch die Generalsekretäre hätten sie wegen der örtlichen Lage eindeutig dem badischen Verband zugeordnet. So sind sie seit 2010 Ortsgruppe des bundesweit agierenden CVJM.

Die Jugendarbeit habe sich in den vergangenen 15 Jahren nicht großartig verändert, antwortet Engel auf Nachfrage. Die Zahlen der teilnehmenden Kinder seien über die Jahre hinweg konstant. „An Kindern mangelt es nicht“, freut sich die Vorsitzende. Aber ihnen falle nichts zu. Der Verein dürfe bei der Werbung auf allen Kanälen nicht nachlassen. „Wir verwenden viel Zeit für Werbung und um Flyer zeitgemäß und ansprechend zu gestalten.“ Diese Aufgabe übernimmt überwiegend Engels Tochter Katharina, die zusammen mit Bruder Christian auch das jährliche Krippenspiel schreibt.

Insgesamt sei das Angebot der Ortsgruppe in den vergangenen Jahren aber breiter geworden. Angebote speziell für Frauen seien dazugekommen, für Ehemalige wurden Ausflugswochenenden eingerichtet und auch die Verbindung mit dem Landesverband sei ausgebaut worden. Der stellvertretende Vorsitzende Patrick Häring ergänzt, dass die 14- bis 18-Jährigen an der Jugendfreizeit des Landesverbandes teilnehmen, da die Ortsgruppe keine Kapazitäten dafür habe.

Weiterhin sei durch Orangenverkauf oder mit einem Stand auf dem Meersburger Weihnachtsmarkt auch die Öffentlichkeitsarbeit ausgebaut worden. „Wir müssen gläsern sein, immer wieder beweisen, dass wir keine Sekte sind“, erklärt Engel, „denn Freigeister werden gern in diese Ecke gedrängt.“ Alles ist öffentlich, erläutert sie weiterhin, jeder ist willkommen, unabhängig von Konfession oder Hautfarbe. Natürlich symbolisiere das Dreieck als Markenzeichen des CVJM die Einigkeit von Leib, Geist und Seele – aber es werde nicht missioniert, betont Engel. Jeder habe die Chance, seinen eigenen Glauben zu entdecken, sowie sich selbst und seine Fähigkeiten zu entwickeln sowie ohne Druck und Noten Teamfähigkeit, Loyalität und Durchsetzungsvermögen zu erlernen. Sozialkompetenzen, die auch später im Beruf wichtig sind, meint Engel.

Häring, der als etwa achtjähriges Kind in den Verein kam, bestätigt das. Er habe im Verlauf der Jahre gelernt, wie man an Probleme herangehen und sie lösen könne, Kompromisse zu schließen und Verantwortung zu übernehmen sowie seine eigene Meinung zu vertreten. Dinge, die ihm nun im Berufsleben leicht fielen. Spotan fällt Silvia Engel dann doch noch etwas ein, das sich in der Jugendarbeit der vergangenen Jahre auffällig verändert habe: „Die mühsamsten Punkte sind Eltern, die ihren Kindern nichts zutrauen.“ Das habe es vor 15 oder 20 Jahren weniger gegeben. Gerade in Bezug auf die knapp zweiwöchigen Sommerfreizeiten. „Eltern, die nicht merken, dass ihre Kinder durch Loslassen stark werden“, nennt Engel ein Beispiel.