Die Storchenpopulation ist sich in Baden-Württemberg und in anderen Regionen wie Frankreich und Spanien in den vergangenen Jahren gewachsen. Im Bereich der Storchenstation am Affenberg Salem blieb sie immerhin stabil. Dort wurden in diesem Sommer 52 Brutpaare mit 100 Jungstörchen gezählt. Das sagt uns Roland Hilgartner, Direktor des Affenbergs, an den die Station angedockt ist.

„Ich bin über diese positive Entwicklung der Storchenpopulation natürlich erfreut“, sagt Hilgartner. „Angesichts der vielen negativen Entwicklungen wie globales Artensterben, invasive Arten, Biodiversitätsverlust und Insektensterben ist das wenigstens eine Erfolgsgeschichte.“

Profitiert der Storch vom Klimawandel?

Allerdings sei diese erfreuliche Populationsentwicklung mit Vorsicht zu genießen. „Um unsere Landschaft ist es immer noch schlecht bestellt. Aktuell profitiert der Storch möglicherweise vom Klimawandel und oder den Müllhalden in Spanien, wo mittlerweile viele Störche überwintern.“ Das könne sich aber schnell wieder ändern. Populationen seien dynamisch. „Ändern sich bestimmte Bedingungen oder tauchen beispielsweise neuartige Viren auf, dann kann es auch schnell wieder nach unten gehen.“ In den ostdeutschen Bundesländern sei eine rückläufige Populationsentwicklung der Weißstörche gerade „in vollem Gange“, das sei „besorgniserregend“, wie Hilgartner betont.

Roland Hilgartner
Roland Hilgartner | Bild: Felix Kaestle

Laut einem Bericht des Naturschutzbunds (Nabu) Mecklenburg-Vorpommern gelinge es den Störchen nicht mehr aus eigener Kraft, ihren Bestand zu sichern. Verantwortlich hierfür sei in erster Linie die industrialisierte Landwirtschaft, „unter deren Bewirtschaftung die Störche für sich und ihren Nachwuchs immer weniger zu fressen finden“, schreiben die Naturschützer.

Storchenprogramm hilft auch anderen Arten

Auch im Südwesten, in Baden-Württemberg, sind laut Hilgartner weitere Anstrengungen nötig, wie beispielsweise Renaturierungen oder eine nachhaltigere Landwirtschaft. Die Storchenstation am Affenberg betrachte es deshalb als weiterhin „sehr wichtige Aufgabe“, die Besucher für diese Themen zu sensibilisieren. Von Renaturierungen und der Schaffung von Feuchtgebieten profitiere ja nicht nur der Storch. „Davon profitieren auch viele andere Arten, bei denen wir deutlich rückläufige Populationszahlen feststellen müssen.“

Sein Nachwuchs ist bereits flügge, nun ist auch dieser Storch, der einen Horst auf einem Hochspannungsmasten im Überlinger Gewerbegebiet ...
Sein Nachwuchs ist bereits flügge, nun ist auch dieser Storch, der einen Horst auf einem Hochspannungsmasten im Überlinger Gewerbegebiet bewohnte, bereit für den Flug ins Winterquartier. | Bild: Hilser, Stefan

Störche am Affenberg

Ankunft im Winterquartier Marokko

Über einen Sender an ihrem Körper weiß Hilgartner, dass einige Jungvögel, die bereits Mitte August ihren Winterzug angetreten haben, in Marokko angekommen sind. Auch die Altvögel, die später nachziehe oder nachgezogen sind, hätten gute Flugbedingungen. „Das Wetter ist ja gerade perfekt zum Ziehen.“

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Zur Frage, ob immer mehr Störche in unserer Region überwintern, liegen Hilgartner keine konkreten Zahlen vor. Die Zahl scheine sich zu erhöhen. Doch was heißt überwintern? An Störchen, die mit einem Sender ausgestattet sind, könne man sehen, dass sie bei ungünstigen Wetterbedingungen in der Lage sind, ihr „Überwinterungsgebiet“ zu ändern. Interessanterweise sei der Trend bei den am Affenberg brütenden Störchen aber gegenläufig. „In den letzten Jahren hat sich der Anteil unserer Überwinterer sogar reduziert. Das liegt möglicherweise daran, dass die älteren Störche aus der Gründerpopulation langsam wegsterben.“