„Oh Gott, Regen“, bricht es aus Simply-Red-Sänger Mick Hucknall heraus, als am Dienstagabend bereits nach wenigen Songs erste Regentropfen über der Salemer Schlossbühne niedergehen. „Das ist ja wie in meiner Heimat Manchester.“ Vielleicht erinnert sich der mittlerweile 63-jährige Frontman dabei auch an 2016, als sein letztes Konzert in Salem ein nasses und jähes Ende fand.
Von Bruce Springsteen weiter zu Simply Red
Damals dabei war Hendrik Wocher aus Lippertsreute, der das Ganze trotzdem in guter Erinnerung hat. „Das ist jetzt meine zweite Chance“, lacht der Musikfan, der gerade erst von Bruce Springsteen am Wochenende im Münchner Olympiastadion kommt. Simply Red gehört klar zu seinen Lieblingsbands – „ein Stück Jugend“, so der 52-Jährige. Und er habe „selten einen so guten Sound von der Bühne gehört“.

So geht es auch Geli Eipperle, die mit ihrem Mann Klaus aus Wahlwies angereist ist. Für sie stehen die Ohrwürmer von Simply Red ganz klar „für die freie und unbeschwerte Zeit der 80er Jahre“. Und außerdem könne man auf die Musik einfach super tanzen, wie sie hinzufügt.
Tickets sind beliebte Geburtstagsgeschenke
Das tun die Fans im nicht ganz ausverkauften Schlossgarten denn auch. Saßen im Bereich vor der Bühne anfangs noch alle brav auf ihren Stühlen, kommt auch dort recht schnell Bewegung in die Menge. Klaus Lutz aus Leustetten hat seinen gebuchten Sitzplatz erst gar nicht gesucht. „Zu dieser Musik will ich mich ja schon etwas bewegen“, sagt der 66-Jährige. Er hat seinem alten Zimmermannsfreund Udo Bausch den Konzertbesuch geschenkt. Denn der hat übermorgen Geburtstag, verrät er. Auch Bausch verbindet mit Simply Red emotionale Momente. Etwa als er Ende der 1980er eine „nicht ganz leichte Zeit“ hatte und „Holding back the Years“ ihn bis nach Spanien begleitete.

Mittlerweile hat sich Ariane Tsetan zur Gruppe gesellt, die ebenfalls in ein paar Tagen Geburtstag und das Ticket geschenkt bekommen hat. Sie ist selbst Musikerin und kann die paar hundert Meter zum Schloss locker laufen. Dennoch ist es für die Salemerin „das erste Mal, dass ich hier ein Konzert erlebe. Fantastisch!“
Feuerwerk an alten Hits
Und tatsächlich: Das Wetter hält – zumindest fast. Die für 3 Euro angebotenen Regenponchos gehen zwar vermutlich besser weg als die Tour-T-Shirts im Fanshop, doch so wirklich gebraucht werden sie während des exakt eine Stunde und 40 Minuten langen Feuerwerks an alten Hits nicht – von denen Simply Red ja wirklich reichlich produzierte.

Nach Hause schickt Hucknall seine Fans mit drei Zugaben, dem Schmusesong „If you don‘t know me by now“, „Nutbush City Limits“ der erst kürzlich verstorbenen Tina Turner und seinem einstigen Megahit „Money‘s too thight to mention“. Den habe er übrigens 1985 geschrieben, erinnert Hucknall: „Da wart ihr noch gar nicht auf der Welt.“

Ab zu Spätburgunder und „Schweinhax“
Doch da irrt der Sänger. Der Großteil der Besucher in Salem war da sicherlich schon geboren und hat Simply Red als festen Bestandteil der Jugenderinnerungen abgespeichert. Mit einem „Tschüssi“ rauscht Hucknall mit seiner sechsköpfigen Band schließlich von der Bühne und freut sich auf Spätburgunder und „Schweinhax“, wie er bekennt.
Das hat man doch schon mal gehört?! ClockClock aus Mannheim
Unterdessen dürfte manch einem auch die Vorband des Abends in guter Erinnerung bleiben. Die Newcomer ClockClock aus Mannheim freuten sich sichtlich über die Ehre, vor Stars wie Simply Red spielen zu dürfen – wenn auch nur eine halbe Stunde. Und der eine oder andere der Elektropop-Songs kam einem sogar bekannt vor. Die Single „Redlight“ etwa hatte es 2021 immerhin eine Woche lang auf Platz 38 der deutschen Charts geschafft.