Den Bedarf an Wohnungen bis 2030 beziffert die jüngste Bedarfsanalyse mit 900 Einheiten. Vor diesem Hintergrund sieht Stadtplaner Thomas Kölschbach Bedenken gegen die Ausweisung neuer Wohngebiete kritisch. „Wir müssen einmal von unserem hohen Ross herunter kommen“, reagierte er auf Vorbehalte, die im Ausschuss für Bau, Technik und Verkehr gegenüber einer Bebauung an der Oberen St. Leonhard-Straße vorgebracht wurden. Sein Appell fruchtete, am Ende empfahl das Gremium die Aufstellung eines Bebauungsplans mit sieben zu eins Stimmen. Die finale Entscheidung ist allerdings dem Gemeinderat in der kommenden Woche vorbehalten.

Zwei Flächen in Bambergen unstrittig

Hier, wie für zwei Flächen in Bambergen, die in städtischer Hand sind, will die Verwaltung noch im Dezember den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan. Denn nur so lange gilt eine baurechtliche Sonderregelung, nach der Flächen von begrenzter Größe in einem Außenbereich, die sich unmittelbar an ein Siedlungsareal anschließen, nach einem vereinfachten Verfahren als Wohnbaufläche ausgewiesen werden können.

Keinerlei Bedenken hatte das Gremium bei zwei Lückenschlüssen in Bambergen im Bereich „Torkel“ und „Bergle“. Das reiche nicht aus, erklärte Stadtplaner Kölschbach und sagte mit Blick auf St. Leonhard: „Wir müssen endlich auch einmal in solche Flächen eingreifen.“ Hier ließe sich durchaus eine zwei- bis dreigeschossige Bebauung, vielleicht auch mit Staffelgeschossen“ realisieren. „Warum sollen wir diesen Weg nicht gehen?“ fragte Kölschbach rhetorisch in die Runde.

Die Stadt müsse „auch solche Sachen machen“. Dies gelte insbesondere dann, wenn die Stadt verbindlich eine Sozialquote festlegen wolle. Kölschbach: „Dann können wir uns endlich auch mal des ständigen Vorwurfs entledigen, die Stadt mache nichts.“ Gegen den unteren Teil an der Rauensteinstraße hatte auch Stadtrat Michael Wilkendorf (SPD) nichts einzuwenden. Skeptisch war er beim oberen Bereich und erinnerte sich an die Proteste, die bei einem politischen Spaziergang im Jahr 2012 laut geworden waren.

Gerade bei dem Areal St. Leonhard könne man später immer noch entscheiden, ob man zwei Teilflächen schaffe und diese unterschiedlich behandle, regte Jörg Bohm (CDU) an. „Mit dem Aufstellungsbeschluss verbauen wir uns noch nichts“, erklärte Herbert Dreiseitl (LBU/Grüne). Diese Position teilte am Ende die große Mehrheit.

Rund 60 Bürger waren im Mai 2012 auf Initiative der SPD-Fraktion zum politischen Spaziergang an die Obere St.-Leonhard-Straße gekommen.
Rund 60 Bürger waren im Mai 2012 auf Initiative der SPD-Fraktion zum politischen Spaziergang an die Obere St.-Leonhard-Straße gekommen. | Bild: Hanspeter Walter

Baubürgermeister Matthias Längin bekräftigte: „Wir können das Verfahren auch wieder auf Null stellen, wenn wir das später einmal wollen.“ Ingo Woerner (FDP) erinnerte an die Beschäftigten, die in der nahen Klinik arbeiteten. „Für sie müssen wir auch Wohnraum schaffen.“ Im unteren Bereich habe sie gar nichts einzuwenden, erklärte Kristin Müller-Hausser (BÜB+). Für den oberen Bereich wollte sie sich ihre Bedenken jedoch nicht nehmen lassen und votierte gegen den Aufstellungsbeschluss. Es gebe eben ganz sensible Bereiche, die hätten für die Überlinger Bürger „einen kleinen Heiligenschein“.

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Dazu gehöre dieser Bereich neben der St. Leonhardskapelle ebenso wie der Eglisbohl. „Wir haben Druck des Zuzuges und müssen etwas tun“, sagte Hubert Büchele (ÜfA/FWV). Auch wenn es vor allem in Bambergen schade um die landwirtschaftlichen Flächen sei. Zu St. Leonhard erklärte Büchele: „Wer mäht die Fläche oben? Wenn der Landwirt mit Gülle kommt, ist ohnehin die Axt am Baum.“ Walter Sorms (LBU/Grüne) fand es „sehr gut, dass wir jetzt Ernst machen“. Die Entwicklung am Markt führe dazu, dass „untere Einkommen keinen Wohnraum finden“ sagte Sorms: „Ich könnte jeden Tag zwei Wohnungen vermitteln. Das ist einfach so.“ Gegensteuern könne man hier nur, „wenn man das selber in der Hand hat“.

Auf dieser Wiese vor der St. Leonhardskapelle sollen Wohnungen entstehen. Der Gemeinderat muss dem Vorhaben noch zustimmen.
Auf dieser Wiese vor der St. Leonhardskapelle sollen Wohnungen entstehen. Der Gemeinderat muss dem Vorhaben noch zustimmen. | Bild: Hanspeter Walter