Martin Deck und Stefan Hilser

SÜDKURIER: Vorab, es wird behauptet, dass hinter der Eure Invest GmbH eine saudi-arabische Familie stehe. Können Sie das bestätigen?

Rahman Haider: Da habe ich selbst staunen müssen, mit welchen Mitteln propagiert wird. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Nein, es stecken keinerlei ausländische Investoren hinter diesem Projekt. Wir sind ein rein österreichisches Unternehmen mit Sitz in Wien. Von hier aus wird unsere Group geführt. Unser Hauptgeschäft ist aber im IT- und Telekommunikationssektor. Als Gruppe betreiben wir auch mehrere Unternehmen und vermarkten unsere Produkte weltweit.

Ihre Firma „Eure Invest“ wurde im Dezember 2017 gegründet. Hauptsitz ist laut Handelsregister in der Hafenstraße 16, Überlingen. Aufgabe der Firma ist laut Handelsregister „Die Entwicklung, die Vermarktung und der Verkauf von Immobilien“. Gibt es neben dem Bauvorhaben in der Hafenstraße noch andere Projekte der Firma „Eure Invest“?

Rahman Haider: Wir verwirklichen seit über acht Jahren Immobilien-Projekte weltweit, als Eure Invest GmbH bestehen neben der Hafenstraße keine anderen Projekte. All unsere Projekte sind selbst- bzw. bankenfinanziert.

Gibt es also eine Ausgründung der „Eure Invest“ speziell für die Bebauung der Hafenstraße?

Rahman Haider: Ja, das Projekt in Überlingen wird unter der eigens dafür gegründeten GmbH geführt. Dies wird in der Baubranche üblicherweise so gehandhabt.

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Wie sehen Ihre aktuellen Pläne in Bezug auf das Bauvorhaben in der Hafenstraße aus, wann rücken die Bagger an?

Rahman Haider: Es geht uns nicht darum einen Konflikt zu schaffen, in dem die „Bagger anrücken“. Das Projekt ist auch nicht über Nacht entstanden. Die Stadt hat seit Januar 2018 Kenntnis darüber. Wir arbeiten mit lokalen Ingenieuren, Firmen und Maklern zusammen und haben das Projekt streng nach den bau- und sanierungsrechtlichen Vorgaben, für die Bedürfnisse in Überlingen konzipiert. Dies wollen wir auch umsetzen.

Rahman Haider, Geschäftsführer der Eure Invest, spricht davon, die Hafenstraße in Überlingen mit neuen leistbaren Wohnungen aufwerten zu ...
Rahman Haider, Geschäftsführer der Eure Invest, spricht davon, die Hafenstraße in Überlingen mit neuen leistbaren Wohnungen aufwerten zu wollen. Die beiden Gebäude Hafenstraße 16 und 18, gelbe und grüne Fassade, sollen abgerissen und nach dem Neubau weiterhin farblich trennbar belassen werden. | Bild: Hilser, Stefan

Wie viele Wohneinheiten sind geplant, wann sollen sie bezogen werden, und gibt es schon eine Preisvorstellung für den Immobilienmarkt?

Rahman Haider: Anfangs hätten es wenige größere Wohnungen werden sollen. Nachdem wir aber unsere lokalen Partner zu Rate gezogen hatten, haben wir das Vorhaben dann dem tatsächlichen Bedarf Überlingens angepasst. Das Ergebnis sind 17 barrierefreie, helle Wohnungen und 18 Garagen. Für 6 Mietwohnungen haben wir bereits fixe Zusagen aus Überlingen und Umgebung erhalten, noch bevor wir auf den Markt gegangen sind. Die restlichen Wohnungen werden ebenfalls zur Miete bzw. zum Kauf angeboten. Sowohl die Miet- als auch die Verkaufspreise sind marktübliche Preise, die in Kooperation mit lokalen Maklern festgelegt wurden. Die durch die Stadt verursachte Verzögerung könnte allerdings die Preisgestaltung beeinflussen.

Wussten Sie, dass die Gebäude Hafenstraße 16 + 18 in einem Sanierungsgebiet liegen und dort besondere Voraussetzungen für Neubauten gelten?

Rahman Haider: Ja, das war uns klar, die Altstadtsatzung wurde erst im Herbst 2018 erneuert und wir haben unser Vorhaben von Anfang an dieser angepasst. Die Stadt will anscheinend, trotz erteilter Genehmigung, keinen Abbruch zulassen, weil es noch keine Baugenehmigung gibt, und will anscheinend die Baugenehmigung nicht zulassen, weil es noch keine sanierungsrechtliche Abbruchgenehmigung gibt. Wenn man es vereinfacht ausdrücken möchte, dann beißt sich, bei der Argumentation, die Katze in den eigenen Schwanz!

Die Stadtverwaltung möchte die Fassade und den bemalten First des Gebäudes Hafenstraße 18 erhalten. Sehen Sie die Möglichkeit, die Bauplanung so zu verändern, dass dieser Wunsch berücksichtigt wird?

Rahman Haider: Schauen Sie, die Stadt weiß seit Januar 2018 über das Projekt Bescheid, und jeder Schritt wurde eng mit der Stadt vorab abgesprochen. Das Gebäude ist der Umgebung gestalterisch angepasst und sogar kleiner als Bauten in unmittelbarer Nachbarschaft, darunter fällt auch die Fassaden- und Firstfarbe. Dies wurde bereits mit dem ersten eingereichten Plan vom August 2018 zweifarbig und optisch trennbar umgesetzt und wir waren immer bereit, Wünsche und Anregungen der Stadt miteinfließen zu lassen. Es hat sich allerdings bis zur Erteilung der Abbruchgenehmigung und dem Ausschuss, Keiner zu Wort gemeldet. Kurz bevor das Projekt in den Ausschuss kam, haben wir erfahren, dass anscheinend ein Politiker mit einer Nähe zu einem lokalen Bauunternehmen, ebenfalls an eines der Objekte interessiert war und dass dieser stark gegen uns Stimmung machen würde. Ich will nicht wissen, wie sich die Hafenstraße entwickelt hätte, wenn dieser Politiker, für den ihm nahestehenden Bauunternehmer, sich dieses Objekt unter den Nagel gerissen hätte. Im Treffen mit der Stadt, im Februar 2019, wurden wir darüber informiert, dass diese Person nun für befangen erklärt wurde, und nicht weiter intervenieren werde. Es sei gerade eine schwierige Situation für die Stadt, da die Kommunalwahlen im Mai anstünden.

Sie haben den Fall offenbar an einen Anwalt abgegeben. Haben Sie vor, gegen die Stadt zu klagen?

Rahman Haider: Jedes Projekt dieser Größenordnung wird von Juristen begleitet. Wir haben nicht vor, gegen die Stadt vorzugehen. Die Frage sollte lauten, mit welchem Vorwand die Stadt gegen ein Projekt vorgehen will, das leistbaren Wohnraum und Garagen in der Altstadt herstellt? Auf der anderen Seite wollen wir zu keinem Spielball der Politik werden, noch erwarten wir uns von der Stadt, sich von einem befangenen Politiker beeinflussen zu lassen oder gar ihre Entscheidungen willkürlich zu treffen. Sollte dies so geschehen, werden wir selbstverständlich mit allen juristischen Mitteln dagegen vorgehen. Wir arbeiten sehr transparent und jeder ist eingeladen, sich selbst ein Bild zu machen.

Stellungnahme Michael Wilkendorf

Die SÜDKURIER-Redaktion fragte bei SPD-Gemeinderat Michael J. Wilkendorf nach, ob er wisse, wer der im Interview erwähnte Politiker sei. Wilkendorf ist verschwägert mit dem Bauunternehmer Löffler und sitzt im Gutachterausschuss der Stadt. Wie Wilkendorf sagte, habe er Interesse am Kauf des Objektes gehabt und dies auch dem früheren Eigentümer, der katholischen Kirchengemeinde, mitgeteilt. „Ich dachte an den Bau eines Altersruhesitzes für mich. Dann hörte ich, dass ein anderer Bieter dem Vernehmen nach einen sechsstelligen Betrag mehr als ich geboten hat.“ Er habe sein Angebot nochmal erhöht, so Wilkendorf, ohne Erfolg. Eine Befangenheit liege nicht vor, „vielleicht eine Verärgerung“. Als Bieter sei er aus dem Rennen, und sein Schwager, Bauunternehmer Löffler, sei an dem Verfahren zu keinem Zeitpunkt beteiligt gewesen. Er könne als Kommunalpolitiker unabhängig darüber befinden. Wilkendorf: „Ich hätte die Kubatur des Gebäudes so belassen wie sie ist, insofern finde ich es nach wie vor schade, dass ein Überlinger nicht zum Zug kommt, stattdessen haben wir jetzt die Schwierigkeit, die Wünsche des Bauherrn zurechtzustutzen.“