In Bambergen wird es nach den Wahlen eine große Rochade geben: Fünf von sieben amtierenden und langjährigen Ortschaftsräten, darunter Ortsvorsteher Siegfried Weber, kandidieren nicht mehr. Und er sagt: „Ich habe keine Ahnung, wer dann weitermacht.“ In den vergangenen Jahren hätten sich jedoch einige Jüngere etabliert, die sich ganz stark im Dorf engagieren. Weber sagt, er wolle im Übergang gern bei Fragen zur Verfügung stehen, „aber danach muss der neue Ortschaftsrat das in die Hand nehmen“.
Er freue sich, dass nun frischer Wind im Rathaus wehe, erklärt Weber. „Denn bei mir ist schon so ein bisschen der Dampf raus und ein bisschen Amtsmüdigkeit ist auch dabei. Ich bin seit 30 Jahren Ortschaftsrat und seit 20 Jahren Ortsvorsteher. Jetzt wird es einfach Zeit, die Nerven lassen nach und manches ist auch schon zu sehr Routine geworden und zu eingefahren.“
Siegfried Weber: „Das tut mir von Herzen weh“
Der Verkauf des Rathauses hat ihn traurig gemacht, ihm einen großen Dämpfer versetzt. „Das tut mir von Herzen weh“, sagt er. „Momentan mache ich meine Dienststunden im Feuerwehrhaus.“ Denn einen Ersatz für das Rathaus gebe es nicht. „Die ganz Art und Weise, wie das gegangen ist, ich sag es jetzt ganz frech, hat mir gestunken. 15 Jahre hat man immer wieder Geld für die Sanierung in den Haushalt eingestellt. Und jedes Mal ist es aus dem Haushalt geflogen. Bis die Sanierung so teuer war, dass man gesagt hat, jetzt müssen wir verkaufen.“
Er nehme es auf seine Kappe, „vielleicht zu wenig Druck gemacht“ zu haben. Zwar habe man nun einen Käufer gefunden, „mit dem wir alle gut leben können, aber wo die Ortsverwaltung hingeht, war eigentlich fünftrangig, alles andere war wichtiger“. Er habe Angst, dass das nun zur Richtschnur für den Umgang mit Ortsteilen werde, sagt Weber. „Dass man sie gerne abschiebt.“ Eben, um zu verhindern, dass die Ortsteile hinten runterfallen, kandidiere er nun für den Gemeinderat. „Denn es ist etwas anderes, wenn du vorne mitredest, statt nur von hinten dein Rederecht zu nutzen.“
Auf den Ortschaftsrat warten spannende Jahre
Auch wenn er künftig nicht mehr dabei ist: Die nächsten fünf Jahre werden ausgesprochen interessant, prophezeit Weber. „Da gibt es einiges zu entwickeln oder weiterzuführen, was bereits angestoßen wurde.“ Stichwort Ortsteilpavillon zur Landesgartenschau: „Da ist eigentlich soweit alles am Laufen“, sagt Weber. „Aber den Pavillon zu beleben und über 180 Tage am Laufen zu halten, das ist dann doch nochmal was anderes.“
Die Landesgartenschau sei eine große Chance, den Ortsteil zu präsentieren, aber eben auch eine große Herausforderung. Ebenfalls eine große Herausforderung sei das neue Baugebiet Lehen Ost. Er selbst habe das absichtlich etwas zurückgestellt, „weil es nicht sein kann, dass wir alten Ortschaftsräte da jetzt die Marschrichtung vorgeben, aber die Ausgestaltung müssen die Neuen machen. Das soll auch ein Projekt von ihnen sein.“
Die vergangenen fünf Jahre seien vor allem vom Jubiläum 750 Jahre Bambergen geprägt gewesen. „Da war das ganze Dorf eingebunden. Das war ein Event, das über das ganze Jahr gegangen ist. Das waren insgesamt fünf Veranstaltungen. Immer sehr gut besucht, immer super organisiert vom Ortschaftsrat oder einem Gremium.“ Ein großer Baustein sei auch „eine ganz feudale Bushaltestelle gewesen, die wir eingerichtet haben. Es war nötig und sie ist hauptsächlich für die Kinder gedacht gewesen, wenn sie auf den Bus warten.
Ortsteil
- Bambergen erstreckt sich über eine Fläche von 631 Hektar. Nahe dem Ort befinden sich mehrere Hügelgräber, die vermuten lassen, dass die Gegend bereits in der späten Bronze- beziehungsweise Eisenzeit besiedelt war. Der Fund einer römischen Casa belegt, dass das Gebiet auch in der Antike besiedelt war. In der Mitte des heutigen Orts befand sich zur Zeit der Merowinger eine Niederungsburg.
- Der Ort wurde im Jahr 1268 erstmals urkundlich erwähnt. Rund zehn Jahre befand sich hier wohl ein bischöflicher Lehenhof. 1279 kaufte das Kloster Salem den Hof. Zehn Jahre später ist das Kloster Reichenau mit Gütern im Ort genannt. Im 13./14. Jahrhundert gehörte der Ort zum Besitz derer von Regentsweiler. 1352 kaufte das Überlinger Heilig-Geist-Spital zwei Drittel des Dorfs, den Rest bekam Salem, die Überlinger Johanniterkommende und das Konstanzer Domkapitel. In den darauffolgenden Jahrhunderten war Bambergen eines der Überlinger Spitalämter. Im Dreißigjährigen Krieg brannte das Dorf nieder. Ab 1803 war Bambergen eigenständige Gemeinde im badischen Bezirksamt Überlingen. Am 1. Juli 1971 wurde Bambergen Ortsteil der Stadt Überlingen.