Dieter Leder und Hanspeter Walter

Sie sind jeweils 1,3 Tonnen schwer und kosten 80 Euro pro Stück: Betonpoller sollen Festbesucher schützen. Schon beim Gassenfest vor zwei Wochen waren sie im Einsatz. Das Bürgerliche Artillerie-Corps Überlingen ging hinter den Betonpollern quasi in Deckung, der Schießstand war gut geschützt. Auch beim Promenadenfest kommen die Poller zum Einsatz.

Es geht konkret um den Schutz der Großveranstaltungen vor Angriffen mit Fahrzeugen, wie Bernd Schmidt vom Konstanzer Polizeipräsidium erläutert. Seit dem Lkw-Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt mit elf Toten und 55 Verletzten sowie dem Anschlag in Nizza mit 86 Toten und mehr als 400 Verletzten vor einem Jahr werden die Sicherheitskonzepte der Straßenfeste überarbeitet. In beiden Fällen steuerte ein Attentäter einen Lastwagen gezielt in die Menschenmenge einer Veranstaltung. „Die Betonsteine sollen das unkontrollierte, schnelle Einfahren in einen Veranstaltungsbereich verhindern“, wie Schmidt sagt. Einen konkreten Hinweis auf eine Gefahrenlage habe es für das Gassenfest nicht gegeben. „Aber die allgemeine Sicherheitslage macht solche Maßnahmen erforderlich.“ Das gilt mittlerweile auch für die Großveranstaltungen in Überlingen.

„Der Veranstalter hat grundsätzlich ein Sicherheitskonzept zu erstellen", sagt der Pressesprecher der Stadt, Raphael Wiedemer-Steidinger. "Dieses wird durch die Landespolizei und die Abteilung Öffentliche Ordnung beurteilt.“ Dabei wurden verschiedene Möglichkeiten erörtert. Unter anderem wurde auch geprüft, Lastwagen als Hindernisse zu platzieren, wie Ulrich Bäumler berichtet. Der Vorsitzende der Stadtkapelle spricht von konstruktiven Gesprächen mit der Stadt, bei denen die Sicherheit stets an erster Stelle stand. Für die gute Zusammenarbeit dankt er besonders auch dem Werkhof. Letztlich hat die Stadt Überlingen beim Gassenfest auf den Einsatz der Betonsteine zur Sicherung der Veranstaltung zurückgegriffen. „Die sehen dann doch besser aus und haben weniger Platz weggenommen", sagt Bäumler. Laut Auskunft der Stadt messen die Betonsteine 1,50 mal 0,60 Meter und haben ein Gewicht von jeweils 1,3 Tonnen.

Auch das Promenadenfest am kommenden Wochenende wird wieder durch Betonpoller abgesichert werden, wie Wiedemer-Steidinger sagt. Die Poller werden in den Bereichen aufgestellt, die eine ungebremste Einfahrt in ein Festgelände zulassen würden. Und sie werden so aufgestellt, „dass ein Rettungsweg vorhanden ist". Nun werden unmittelbar neben der Greth an der Zufahrt zur Buswendeschleife und an der Zufahrt zu den Parkplätzen am Mantelhafen Betonbarrieren verlegt.

„Die Überarbeitung des Sicherheitskonzepts ist bei uns ein steter Prozess und beginnt gleich nach dem Fest“, sagt Hanna Robitschko, Koordinatorin des Promenadenfestes bei der Kur und Touristik Überlingen GmbH. Schon Anfang des Jahres habe man sich mit dem Amt für öffentlichen Ordnung auf diese zusätzliche Maßnahme verständigt und diese mit der Polizei abgestimmt. Nur 80 Euro kostet so ein Poller in der Anschaffung. Wesentlich teurer aber dürfte das Aufstellen und Abbauen der tonnenschweren Poller sein. Aber, so Wiedemer-Steidinger, die Kosten für die Sicherungsmaßnahmen werden aktuell von der Stadt getragen und nicht auf die Vereine oder Veranstalter umgelegt.

Nur teilweise mit den Vorsichtsmaßnahmen gegen Terroranschläge hängt die Sperrung der Hafenstraße zu den Hauptfestzeiten zusammen. Schon bisher waren die Innenstadtstraßen ab Franziskanertor und Fischerbrunnen gesperrt und nur für Anlieger befahrbar. „Das wurde jedoch so wenig beachtet“, sagt Robitschko, „dass es für Festbesucher ein hohes Risikopotenzial barg.“ Gäste, die sich in Festlaune auf die gesperrte Straße verließen, seien nicht selten in Gefahr geraten. Echte Anlieger der Hafenstraße können während der Sperrzeiten gegen die gewohnte Fahrtrichtung einfahren.

Programm beim Promenadenfest

  • Die Zeichen stehen nicht schlecht für ein sonniges Promenadenfest. Von Freitagabend 18 Uhr verwandelt sich die Seeseite der Stadt für drei Tage in eine Festmeile. Derzeit verheißen die Wetterprognosen beste Bedingungen. In den Startlöchern stehen die Überlinger Vereine, die für ein vielfältiges Angebot an Speisen und Getränken, aber auch für ein abwechslungsreiches Programm sorgen wollen, bei dem jeder Besucher auf seine Kosten kommen kann. Und das ganze ohne Eintritt. Lediglich für einen Solidarbeitrag werben die Veranstalter mit ihrem Button, der für 2 Euro zu haben ist.
  • „Es ist das wichtigste Fest in unserer Stadt überhaupt“, sagt Oberbürgermeister Jan Zeitler als neuer Schirmherr. Nach 41 Jahren könne man durchaus von einer „Kontinuität“ sprechen. Mit 23 beteiligten Vereinen werde die Vielfalt des Angebots in der Stadt deutlich. Bemerkenswert sei, sagt Zeitler, dass Teilnehmer wie Kleintierzüchter oder die Kulturkiste auch für Ordnung und Sauberkeit auf den Toilettenanlagen sorgten.
  • Doch auch die Stadt leiste mit einem festen Zuschuss von 13 000 Euro einen wichtigen Beitrag zum Fortbestand und zur Weiterentwicklung des Festes, betonte Zeitler. Dank verdiene auch die Unterstützung durch die Hauptsponsoren Stadtwerk am See und die Volksbank seit 2012.
    Als Vertreter der Vereine bedankte sich Fridolin Zugmantel für die gute Kooperation bei Koordinatorin Hanna Robitschko, in deren Arbeit „viel Herzblut“ stecke.
  • Am Freitagabend wird das Artillerie-Corps ab 18.30 Uhr mit Salutschüssen auf sich aufmerksam machen. Tanzdarbietungen, Straßenfeger-Funk der Zäpfle-Bräss-Band sowie die beleuchteten Wasserfontänen des Wasserlöschbootes der Feuerwehr Konstanz werden an diesem Abend ebenfalls zu sehen sein. Ergänzt wird dieses Angebot drei Tage lang durch Musik und Unterhaltung auf den drei Bühnen und entlang der Promenade. Am Samstag und Sonntag wird der Circus Faustino mit artistischen Auftritten zu sehen sein. Ein Höhepunkt am Samstagabend ist dessen Feuershow am Mantelhafen. Nicht wegzudenken ist der Kunsthandwerkermarkt, der von Freitag um 18 Uhr bis Sonntag um 18 Uhr im Badgarten ein Anziehungspunkt sein wird. (hpw)