13 260 Euro Erlös hat die Fastnachtsspendenaktion „Narr mit Herz“ erbracht, die der Überlinger Michael Reutlinger zum 20. Mal ab dem Dreikönigstag ausgerichtet hatte. Das ist mehr als je zuvor, erst im Vorjahr war mit 12 500 Euro ein Rekorderlös vermeldet worden. Jetzt wurde das Geld offiziell übergeben.
Von den Spenden profitieren folgende Institutionen und Vereine: der Jugendfonds der Narrenzunft Überlingen (NZÜ) mit 4230 Euro, die Ernie-Schmitt-Hospiz-Stiftung Überlingen (3400 Euro), der Förderverein der Musikschule Überlingen (2000 Euro), der Überlinger Jugendgemeinderat (1000 Euro), das Mädchencafé des Jugendreferates (850 Euro) sowie die Jugendabteilungen der Alten Wieber (710 Euro), des Vereins Überlinger Löwe (670 Euro), der Guggenmusik Seegumper Überlingen (300 Euro) und der Narrengesellschaft Schnecken Nußdorf (100 Euro).
Besonders hohe Spendensumme im „Anusch‘s Pub“
Reutlinger teilte mit, dass dieses Mal 1909 Bändel à 3 Euro verkauft wurden. Zuzüglich der dabei eingegangenen Spenden in Höhe von 7948,55 Euro ergibt das einen Betrag von 13 675,85 Euro. Von diesen Gesamteinnahmen wurden lediglich die Bändel- und Buttons-Produktionskosten von 415,85 Euro abgezogen. Am meisten Geld kam laut Reutlinger erneut in der Gaststätte Anusch‘s Pub zusammen, und das insbesondere aufgrund der hohen Spendensumme: 150 Bändel wechselten den Besitzer, mit den Spenden ergab dies einen Betrag von 3322 Euro. Fast genauso viel wurde beim „Männerkaffee“ im Anusch‘s Pub gesammelt: 3090 Euro.
Die weiteren Einnahmen und Spenden verteilen sich auf die Alten Wieber inklusive Wirtshaus „Zum Gundele“ und das Unternehmen Diehl BGT (2123,30 Euro, 587 Bändel), den Überlinger Löwen (1980 Euro, 600 Bändel), die Guggenmusik Seegumper (1851,07 Euro, 400 Bändel), die Narrengesellschaft Schnecken (1000 Euro, 30 Bändel), den Narrenverein Biblisschieber Nesselwangen (210 Euro, 70 Bändel) und das Jugendreferat Überlingen (81 Euro, 27 Bändel).
Aktion ermöglicht Fastnachtsveranstaltungen für Jugendliche
Seit Beginn der Aktion wurden bisher über 95 338 Euro eingenommen, informierte Reutlinger. Im kommenden Jahr falle dann mit Sicherheit die 100 000-Euro-Grenze. Dass die Aktion gerade für die NZÜ einen hohen Stellenwert hat, verdeutlichte deren Narrenvater Thomas Pross. „Es ist überwältigend, was bei ‚Narr mit Herz‘ alles bewegt wird. Ohne diesen Beitrag könnten wir die Fastnacht gar nicht so ausrichten“, bedankte er sich. Pross wies darauf hin, dass dadurch erst eine kostenfreie Veranstaltung für Jugendliche unter 18 Jahren an der Fastnacht ermöglicht werde.
Michael Reutlinger gab bekannt, dass er im kommenden Jahr noch weitere Jugendabteilungen mit einbeziehen wolle, deren Vereine sich für Jugendliche an der Fastnacht einsetzen. Wie es nach 2020 mit der Aktion weitergehe, hänge auch mit der Zukunft der Gaststätte Anusch‘s Pub zusammen, erklärte Reutlinger.
Die Aktion
„Narr mit Herz“ ist von Michael Reutlinger im Jahr 2000 ins Leben gerufen worden. Seitdem werden zu Beginn und während der Fastnacht Bändel verkauft. Der Erlös kommt immer wieder anderen Vereinen und Institutionen zugute. Die Bändel kosten 3 Euro pro Stück, doch werden gern höhere Beträge entgegengenommen. Spenden auf ein Extrakonto sind möglich: IBAN DE85 6905 0001 0001 0357 24, Sparkasse Bodensee, Verwendungszweck: Narr mit Herz.
Informationen im Internet:
www.narrmitherz.de
„Irgendwann gibt es immer ein Ende“: Michael Reutlinger, Initiator von „Narr mit Herz“, zur Aktion und deren Zukunft
Herr Reutlinger, wovon hängt die Zukunft der Aktion „Narr mit Herz“ ab?
„Narr mit Herz“ gibt es nun seit 20 Jahren und mittlerweile haben Orte wie Radolfzell und Oberdorf sich der Aktion angeschlossen. 20 Jahre Einsatz für soziale Projekte, das ist eine beachtliche Zeit. Irgendwann gibt es immer ein Ende. Es ist ja nicht so, dass die vielen Gönner einfach vorbei kommen und mir das Geld durchs Fenster zuwerfen. Es ist mit einigem an Arbeit verbunden, Jahr für Jahr Gelder zu sammeln und die Spender aufs Neue zu überzeugen. Ich weiß auch nicht, wie lange es das „Anusch‘s Pub“ geben wird, diese Kneipe trägt massiv zum Erfolg von „Narr mit Herz“ bei. Allein der „Männerkaffee“, der dort veranstaltet wird, erbrachte die vergangenen 13 Jahre über 20 000 Euro an Spenden.
Nach welchen Gesichtspunkten werden eigentlich die profitierenden Institutionen und Vereine ausgesucht?
Die Überlinger Löwen und Alten Wieber machen Vorschläge, für wen es sinnvoll wäre, zu sammeln. Wir spenden ja nicht nur an einen Verein, sondern in der Regel haben wir eine Auswahl an Institutionen, die bedacht werden. Wichtig ist es uns, dass der Verein oder die Institution, für die gesammelt wird, sich in der Umgebung befindet oder Personen aus unserem Umkreis die Dienste des ausgewählten Vereins in Anspruch nehmen. Ein entscheidender Aspekt ist, dass der Empfänger der Spenden auch für Jugendliche aktiv ist.
Woher kommt Ihre soziale Ader?
Ich sehe es als selbstverständlich, Positives zu leisten. Ich war bereits als Jugendlicher sozial engagiert, so für die Aktion „Rettet die Robben“. Am Überlinger Gymnasium hatte ich ein Fußballturnier organisiert, wo die Einnahmen gespendet wurden. Mein Gedanke war immer, dass Aktionserträge jemanden zugutekommen. Meine soziale Einstellung hat mir meine Mutter vermacht. Anderen zu helfen kann so einfach sein, man muss nur wollen. Und das positive Ergebnis von „Narr mit Herz“ ist der beste Beweis dafür, dass in jedem von uns ein hilfsbereiter Mensch steckt. Gegen das Schicksal gibt es kein Allheilmittel, aber ein Jeder kann dazu beitragen, Umstände zu verbessern.
Wie sind Sie eigentlich auf die Aktion „Narr mit Herz“ gekommen?
Mein Grundgedanke war, dass an der Fasnet einige aus den unterschiedlichsten Gründen nicht teilnehmen können, obwohl sie es von Herzen gerne täten – vor allem Kinder und Jugendliche. Wer an der Fasnet genug Geld für das Feiern hat, der kann auch spenden. Bei einem Hänsele-Stammtisch habe ich vorgeschlagen, zu beweisen, dass das Hänsele ein Narr ist, das sich sozial engagieren kann. So bin ich auf den Gedanken gekommen, irgendwas zu initiieren, dessen Ertrag jemandem zufließt, dem damit geholfen ist.
So haben wir anfangs neben dem Verkauf von Bändeln zusätzlich Fastnachtsbilder versteigert. Bereits bei der ersten Aktion „Narr mit Herz“, bei der 500 Bändel à drei Mark verkauft wurden, kamen 3570 Mark zusammen. Der Stammtisch hatte sich mangels Teilnehmer im darauffolgenden Jahr aufgelöst. An der Idee, für soziale Zwecke zu sammeln, wollte ich festhalten und so lief die Aktion „Narr mit Herz“ Jahr für Jahr bis dato weiter. Das positive Ergebnis der Aktion gab mir in meinem Vorhaben Recht, denn im Ganzen kamen über die Jahre mehr als 95 000 Euro an Spenden zusammen.