Nicht alles läuft derzeit noch so planmäßig wie die Baustelle der Baugenossenschaft Überlingen (BGÜ) nördlich des Hildegardrings an der neuen Anna-Zentgraf-Straße. Die sechs Gebäude des ersten Bauabschnitts sind mittlerweile im Rohbau nahezu abgeschlossen, die Dimensionen und die Qualitäten des neuen Stadtquartiers sind schon ansatzweise zu erkennen. Der Innenausbau steht unmittelbar bevor und ab Januar 2021 sollen aus heutiger Sicht die ersten Wohnungen bezogen werden.

Arbeiten aktuell im Zeitplan

Unterdessen haben der Aushub und die Fundamentierung für die vier Häuser des zweiten Bauabschnitts begonnen, wie Projektleiter Volker Eisenhut von der BGÜ betont. „Im Moment liegen wir noch im Zeitplan“, sagt Eisenhut beim Blick auf die riesige neue Baugrube, in der ein Bagger Anhänger um Anhänger füllt: „Wir hoffen, dass es auch so zügig weitergeht. Allein der Aushub dauert noch fast zwei Wochen.“

Volker Eisenhut betreut das größte Bauvorhaben in der Geschichte der BGÜ als Projektleiter.
Volker Eisenhut betreut das größte Bauvorhaben in der Geschichte der BGÜ als Projektleiter. | Bild: Hanspeter Walter

In den ersten sechs Gebäuden auf dem südöstlichen Teil des Areals werden ab 2021 insgesamt 81 Mietwohnungen zur Verfügung stehen. Das Angebot reicht von Einzimmer- bis zu Vierzimmerwohnungen. Insbesondere für die kleineren Wohnungen ist das Interesse sehr groß. Seit Mai 2019 konnten Bewerbungen abgegeben werden. Rund 350 Interessenten hätten sich bei der Verwaltung der BGÜ seitdem gemeldet, sagt Volker Eisenhut. Wobei die Nachfrage nach den größeren Vierzimmerwohnungen am geringsten sei.

Mehrgenerationenwohnen möglich

Auch das Konzept der Flexibilität, Wohnungen bei Bedarf zusammenlegen zu können, und sie beispielsweise mit verschiedenen Generationen gemeinsam zu nutzen, scheint noch nicht richtig einzuschlagen. Eine größere Dreizimmerwohnung lässt sich mit einer Einzimmerwohnung verbinden – oder getrennt fertigstellen. „Großeltern könnten hier zusammen mit jüngeren Familien wohnen“, erklärt Eisenhut und vermutet: „Doch die Leute verstehen die Idee offensichtlich noch nicht richtig.“

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Verzögerungen bei Förderzuschüssen

Nach wie vor nicht so glatt läuft es allerdings mit den Förderzusagen für das viel beschworene Modellprojekt „Stadtquartier 2050 – Klimaneutrale Stadtviertel sozialverträglich gestalten“, das gemeinsam mit der Stadt Stuttgart konzipiert wurde und formal schon 2018 angelaufen ist. Erst einzelne Teile hätten bisher den zusgesagten Zuschuss definitiv bestätigt bekommen, betont Projektleiter Eisenhut, die BGÜ selbst sei zuletzt mehrfach von Woche zu Woche vertröstet worden.

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Eisenhut: „Jetzt hieß es, wir müssten bis nächstes Jahr darauf warten.“ Die Stadt selbst erhält seit 2019 einen jährlichen Zuschuss für Klimamanagement in Höhe von 45 200 Euro. Das Stadtwerk, das die Nahwärmeversorgung vom Schättlisberg her sicherstellt, erhielt vor Kurzem ebenfalls eine Förderzusage.

Anwohnerin am Ende der Nellenbachstraße beklagt Baulärm und Verkehrsbelastung

Nur vereinzelt gibt es nach Aussagen der BGÜ Konflikte mit den Anwohnern der Baustelle. „Von den Bewohnern der Gebäude am Hildegardring hat sich bislang noch niemand über den Baulärm oder den Verkehr beklagt“, versichert Projektleiter Eisenhut. Dagegen gibt es am Ende der Nellenbachstraße einige Anwohnerinnen, die sich über den Durchfahrtsverkehr von Lastwagen und Traktoren mit dem Erdaushub beklagen. „Das ist eine Zumutung, dieser Bauverkehr ist nicht auszuhalten“, sagt Susanne Wychodil, selbst Juristin im Ruhestand, die nun externen Rechtsbeistand hinzugezogen hat. „Wir sind ja auch viel näher dran als andere.“

Baustelle wird im Einbahnverkehr angefahren

Volker Eisenhut erklärt zu den Vorhaltungen: „Das tut uns ja leid.“ Er habe mit den Betroffenen schon mehrere Gespräche geführt. „Doch wir müssen hier durchfahren und es handelt sich um eine offiziell ausgewiesene Straße, die Anna-Zentgraf-Straße“, sagt der Projektleiter. Zum einen werde die Baustelle im Einbahnverkehr angefahren, zum anderen wäre es aus seiner Sicht ungerecht, wenn Anlieger auf einer Seite der Baustelle zugunsten anderer doppelt belastet würden.

Eng ist die Zufahrt zur Baustelle am Ende der Nellenbachstraße.
Eng ist die Zufahrt zur Baustelle am Ende der Nellenbachstraße. | Bild: Hanspeter Walter

Zurecht habe die Baufirma das Ordnungsamt gerufen und Anzeige erstattet, wenn ein Fahrzeug der Anwohner die Durchfahrt blockiert habe. Während Eisenhut selbst derzeit froh ist, dass der Baufortschritt von der Corona-Krise noch nicht merklich beeinträchtigt ist, hofft die Anwohnerin auf mehr Ruhe.