„Zwei Segelboote kollidiert, mehrere Personen im Wasser.“ So lautet die Meldung, die bei der DLRG Sipplingen am Montag gegen 17 Uhr eingeht. Sofort rückt eine Mannschaft an freiwilligen Helfern Richtung Überlingen aus. Auch die DLRG Konstanz wird alarmiert und startet ihr Rettungsboot. Zudem setzt die Leitstelle in Ravensburg die Feuerwehr mit ihrem Löschboot in Marsch. Und sowieso die Wasserschutzpolizei. Für alle Fälle rückten auch Rettungsfahrzeuge von Land her an.
Unfall trotz des optimalen Wetters?
Was ist geschehen? Ein Passant hatte vom Ufer aus beobachtet, wie zwei Boote – aus seiner Sicht – auf dem Bodensee kollidieren, kentern, und wie die Besatzung über Bord geht. Der Wind ist still, das Wetter gut, das Wasser warm. Dass es sich dabei um eine Übung handeln könnte, geht dem besorgten Bürger offenbar nicht durch den Kopf. Jedenfalls setzt er an einer Notrufsäule einen Alarm ab, der bei der Integrierten Rettungsleitstelle in Ravensburg aufläuft, die wiederum ein Großaufgebot an Rettungskräften in Gang setzt.
Tatsächlich ist nichts passiert
Wie ein Sprecher der Wasserschutzpolizei sagt, ist „nichts passiert“. Es habe sich nur um eine Kenterübung gehandelt, von jugendlichen Seglern, die mit ihren Jollen im Bereich der Überlinger Liebesinsel unterwegs waren. Bei einem unbedarften Passanten habe der Eindruck entstehen können, dass da ein Unglück geschah – im Jargon der Rettungskräfte ist von einem „Seenotfall“ die Rede. Das beschriebene Szenario, sagt der Wapo-Sprecher, führe automatisch zu der entsprechenden Rettungskette.
Schon während der Anfahrt sei der Einsatz wieder abgebrochen worden, teilt der Sipplinger DLRG-Vorsitzende Karl-Heinz Rimmele mit. Auch Clemens Menge, Vorsitzender der DLRG Konstanz, sagt, dass sie noch auf der Überfahrt wieder umdrehen konnten. Über den Grund wusste die DLRG zunächst nicht Bescheid.
Der Wapo-Sprecher teilt dann am Dienstagmorgen mit, dass besagte Kenterübung der Grund für den Großeinsatz war. Es sei niemandem ein Vorwurf zu machen.

Segler wollten nur ein bisschen schwimmen
Die Kenterübung fand im Rahmen eins Trainings des Bodenseeyachtclubs Überlingen (BYCÜ) statt. Geübt wurde mit dem Laser. Der Hafenmeister der BYCÜ, Michael Hermann, beschreibt, dass am Ende des Trainings Kentern und Aufstellen geübt wurden, „und dazu wollten sie noch ein bisschen zum Schwimmen gehen“.
Hafenmeister findet die Aktion „übertrieben“
Hermann findet, dass angesichts von Wetter- und Wasserbedingungen der Passant „übertrieben“ reagierte. Sicherlich handle es sich um einen umsichtigen Bürger, lobte er. „Doch auch wenn er nicht vom See ist, müsste ihm der logische Menschenverstand sagen, dass hier keine Gefahr in Verzug ist.“
Für vergleichbare Fälle rät Hafenmeister Hermann zu mehr Besonnenheit. Er sagt, dass er Trainer sei mit Ausbildung für die Personenrettung. Zur Wasserschutzpolizei habe er ein sehr gutes Verhältnis. „Da könnte man zur Not auch mal beim Hafenmeister anrufen“, formuliert er.