Die Überlinger Einzelhändler haben es gerade zweifach schwer: Nach dem Corona-Lockdown kommt das Geschäft in der Bekleidungsbranche nur schleppend in Gang. Dazu sind die Lager besonders gut gefüllt, da einige auf mehr Kunden durch die Landesgartenschau gehofft hatten. „Wir machen im Moment nur 20 Prozent des normalen Umsatzes“, sagt Klaus Munding. Der Inhaber von zwei Bekleidungsgeschäften und stellvertretende Vorsitzende des Überlinger Wirtschaftsverbunds hofft auf baldige Besserung.
Einen Zugewinn wegen der LGS kann er ganz abschreiben, erklärt er. „Wir hatten uns zwar nicht allzu viele Hoffnungen gemacht, aber schon mehr geordert.“ In der Bekleidungsbranche werde ein halbes Jahr im Voraus Ware bestellt, die die Händler abnehmen müssten. Die Kleidungsstücke im nächsten Jahr zu verkaufen, sei wenn überhaupt nur bei den Herren eine Option, die Damenmode sei zu schnelllebig. „Das trifft uns längerfristig. Wir brauchen bestimmt Jahre, bis wir das wieder ausgeglichen haben.“
Schuhhändler Uwe Zscherp: „Der April ist normalerweise unser umsatzstärkster Monat“
Uwe Zscherp freut sich zwar, dass der Verkauf in seinem Schuhhaus nach dem Lockdown einigermaßen gut angelaufen ist, aber auch für ihn sind die Zeiten nicht einfach. „Der April ist normalerweise unser umsatzstärkster Monat“, betont er. Auch er hat im Hinblick auf die LGS etwas mehr eingekauft. „Wir hatten schon damit gerechnet, davon zu profitieren, zumal in Überlingen die Ausstellungsareale nahe an der Innenstadt liegen.“
Er profitiere im Moment davon, dass viele Kinder gerade neue Schuhe brauchen und er in den vergangenen Wochen über die sozialen Medien den Kontakt mit seinen Stammkunden gehalten habe. Er stelle auch fest, dass einige Menschen in diesen Zeiten die Vorteile des lokalen Handels neu wertschätzen lernten. „Das macht auch Freude.“
Peter Würden: „Die Verluste werden sich leider durch die Verlegung der LGS weiter potenzieren“
Peter Würden hat am Eingang seines Herrenbekleidungsgeschäfts einen Spender mit Desinfektionsmittel und kostenlosen Masken aufgestellt. Allerdings machen gerade nur wenige Kunden davon Gebrauch. „Den Einzelhandel trifft es durch Corona schon hart genug und die Krise hat uns nicht zu kompensierende Verluste eingebracht, da besteht kein Zweifel“, stellt er fest. „Die Verluste werden sich leider durch die Verlegung der LGS weiter potenzieren.“
Auch er habe fast alle im Herbst georderte Ware abnehmen müssen und könne nur bedingt auf das nächste Jahr hoffen. „Wir können in dieser schnelllebigen und digitalen Welt nicht davon ausgehen, unsere Ware nächstes Jahr so einfach verkaufen zu können.“
Klaus Munding: „Im Moment merkt man deutlich, wie in der Stadt alles miteinander verzahnt ist“
Für Klaus Munding wird gerade jetzt deutlich, wie Handel und Gastronomie voneinander abhängig sind. „Im Moment merkt man deutlich, wie in der Stadt alles miteinander verzahnt ist und der Einzelhandel die Gastronomie und die Hotels braucht.“ Zurzeit fehlten die Feriengäste, Zweitwohnungsinhaber und Besucher der Therme. Wer zum Einkaufen in die Stadt komme, wolle auch einen Kaffee trinken oder etwas essen gehen. Dazu komme die Sorge vor einer Ansteckung, was vor allem die ältere Generation von einem Ladenbesuch abhalte. Mittlerweile bestelle sogar diese für ihn wichtige Gruppe vermehrt im Internet.
Unternehmer halten nichts von voreiligen Preisreduzierungen
Alle drei Unternehmer sind sich einig, dass Preisreduzierungen, die bereits vielerorts beworben werden, der falsche Weg sind. „Jetzt bereits Ware zu reduzieren halte ich für den größten Fehler, den man machen kann“, sagt Uwe Zscherp. Damit setze man die Liquidität noch weiter herab. Auch Klaus Munding hält nichts von so frühen Reduzierungen. „Für uns fängt die Saison gerade erst an.“
Um die aktuelle Durststrecke zu überstehen, habe er einen Kredit aufgenommen und rechne damit, vier bis fünf Jahre zu brauchen, bis das wieder ausgeglichen ist. Für ihn seien nicht die Preise das Problem, sondern die Angst vor Ansteckung und die Kaufzurückhaltung wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, sagt er. Peter Würden bringt es so auf den Punkt: „In Corona-Zeiten sind Klamotten gerade nicht so wichtig.“