Als „dicke Luft“ könnte man die Stimmung durchaus beschreiben, die zwischen der Überlinger Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und einem ihrer Rettungsschwimmer herrscht. Giuseppe Sutera, der meist im Ostbad seinen Dienst versah, wird nun deutlich, und kritisiert den, wie er es nennt, „autoritären Führungsstil“ des Vorsitzenden Andreas Bergelt.

Auch die Verweigerung der Aufnahme eines engagierten jungen Mannes in die DLRG-Überlingen könne er nicht nachvollziehen, da man sich doch angeblich so sehr um Nachwuchs bemühe. Außerdem möchte Sutera „eine Lanze brechen“ für den Pächter des Ostbads, Cengiz Aktaz, der sich immer sehr um die Rettungsschwimmer der DLRG bemüht habe.
Stadt und DLRG tauschen sich über neuen Standort aus
Aktuell tauschen sich der DLRG-Vorstand und die Stadt Überlingen über einen möglichen Standortwechsel vom Ostbad hin zum Uferpark aus. Im Ostbad wolle man jedenfalls nicht als „geduldete Bittsteller“ bleiben, erklärt Andreas Bergelt in den sozialen Medien. Die Räumlichkeiten der DLRG im Ostbad sind schon zum größten Teil ausgeräumt. Oberbürgermeister Jan Zeitler postete dazu, er kenne die aktuelle Entwicklung nicht, was zwischen Pächter und DLRG schiefgelaufen sei.
Ebenfalls ausschließlich via soziale Medien distanzierte sich die Überlinger DLRG-Ortsgruppe ferner von Personen im Ostbad, die unerlaubterweise DLRG-Wachkleidung trügen. In dem betreffenden Post wurde sogar auf den passenden Paragrafen im Strafgesetzbuch (Paragraf 13 StGB: Begehen durch Unterlassung) hingewiesen.

Gründe für die Ablehnung von Noah Krüger wurden bisher nicht genannt
Eine dieser besagten Personen ist Noah Krüger. Dem jungen Mann wurde nach eigener Aussage während des Wassersportfestivals der Landesgartenschau vom 30. Juli bis 1. August 2021 ein DLRG-Outfit zur Verfügung gestellt, da er an den zwei Tagen aktiv am Stand mithalf. Eine Aufnahme in die Überlinger-Ortsgruppe wurde ihm anschließend jedoch verwehrt. Gründe dafür habe ihm der Vorsitzende bis heute nicht genannt, so der 16-Jährige. Auch auf Nachfrage des SÜDKURIER möchte sich der Vorsitzende der DLRG, Andreas Bergelt, dazu nicht äußern.
Noah Krüger sei ein ganz außergewöhnlich hilfsbereiter und engagierter junger Mann, dem man hätte eine Ausbildung zum „Junior-Retter“ anbieten können, damit hätte er auch vor seinem 18. Geburtstag in der DLRG als Lebensretter aktiv werden können, sagt Giuseppe Sutera. „Ich wäre als ausgebildeter Rettungsschwimmer dann zum Beispiel an seiner Seite gewesen, und wir hätten gemeinsam Dienst machen können“, meint Sutera.

Auch Pächter Cengiz Aktaz kennt Noah Krüger, er traf sich mit dem jungen Mann und seinen Eltern im Ostbad. „Bitte erklären auch sie unserem Sohn, dass er keine Kleidung mit der Aufschrift ‚Rettungsschwimmer‘ tragen darf“, sagten die besorgten Eltern an Aktaz gewandt.
„Der Noah“ sei ein guter Junge, hilfsbereit und unglaublich engagiert, so Aktaz, „alle hier mögen ihn gerne, und wenn irgendwo ein Pflaster gebraucht wird, rennt er schon los“. Allerdings dürfte er sich keinen Rang und Titel anmaßen, und einen falschen Eindruck durch diese Kleidung vermitteln, sagt der Ostbad-Pächter. Noah Krüger kann nicht verstehen, dass er in die Überlinger-DLRG keine Aufnahme findet und ist frustriert. Durch die eindringlichen Appelle habe er aber verstanden, auf unangemessene Kleidung zu verzichten, sagt er.
Darf ein Rettungsschwimmer das DLRG-T-Shirt tragen, wenn er keinen Dienst hat?
Die DLRG-Kleidung scheint Symbolcharakter zu haben, für die Unstimmigkeiten zwischen Vorstand, aktiven Mitgliedern, und Anwärtern auf Mitgliedschaft, wie der folgende Vorfall zeigt: Guiseppe Sutera vermutet, dass auch er plötzlich zu der Personengruppe gehören könnte, die im Ostbad in unerlaubter Wachkleidung auftrete. An einem Wochenende in diesem Sommer hatte der ausgebildete Rettungsschwimmer zwar keinen aktiven Wachdienst, trug jedoch wie immer sein DLRG-T-Shirt mit der Aufschrift „Rettungsschwimmer“. Sutera beschreibt: „Da wurde ich von Andreas Bergelt deswegen regelrecht angeherrscht, ich solle sofort mein T-Shirt ausziehen.“
Rettungsschwimmer Sutera ist über 50 Jahre alt und seit vielen Jahren in der Überlinger Ortsgruppe. Den größten Teil seiner Freizeit verbrachte er in den vergangenen Jahren für die DLRG im Überlinger Ostbad. Jetzt hat Giuseppe Sutera eigener Aussage nach seit einer Woche alle Verbindungen zur DLRG gekappt.
Sutera betont die wichtige Rolle der Nachwuchsausbildung
„Ich bin Rettungsschwimmer und Gerätewart und habe viele Scheine. Ich bin in der Lage und fähig, Leben zu retten, mit oder ohne das T-Shirt“, sagt Sutera verärgert. Meist habe er zusammen mit Rainer Hellebrand im Ostbad zu zweit „Dienst geschoben“. Die DLRG habe dort zuletzt einfach nicht die Präsenz gezeigt, die man hätte haben sollen, ganz besonders wegen des hohen Wasserstandes, so die Meinung des Rettungsschwimmers. Der momentan sehr hohe Wasserstand könnte insbesondere für Kinder gefährlich werden, sagt Sutera, der seitens der DLRG eine wichtige Rolle im Umgang und in der Ausbildung mit dem Nachwuchs sieht.
Ostbad-Pächter Aktaz kann sich, was den Schwimmunterricht angeht, nach eigenem Bekunden vorstellen, auch nach dem Weggang der DLRG mit eigenen Rettungsschwimmern eine Schwimmausbildung für Kinder auf die Beine zu stellen.
Sutera, der seit Jahren im Überlinger Ostbad aktiv ist, betont mehrfach, dass es zwischen den DLRG-Rettungsschwimmern und dem Pächter des Ostbads, Cengiz Aktas, stets ein einwandfreies Zusammenwirken gegeben hätte. „Der Cengiz tut alles dafür, dass es im Ostbad gut klappt“, meint Sutera. „Ich möchte ausdrücklich nicht, dass nun der Eindruck entstehen könnte, der anscheinend so plötzliche Weggang der DLRG aus dem Ostbad liege am Ostbadpächter Cengiz Aktas.“

DLRG-Chef Bergelt äußert sich aktuell nicht zum Thema
Andreas Bergelt, der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Überlingen, teilte auf SÜDKURIER-Anfrage, ob es denn ein Fehlverhalten seitens des Ostbad-Pächters gegeben habe, mit: „Die Ortsgruppe möchte sich momentan nicht weiter öffentlich zu den aktuellen Themen äußern, Sie verstehen, dass mit den angestrebten Entscheidungen die Zukunft und weitere Ausrichtung/Spezialisierung der DLRG in Überlingen entscheidend beeinflusst wird.“

Cengiz Aktaz kann die Eile nicht verstehen, mit der Andreas Bergelt jetzt den Schlussstrich im Ostbad zog. „Wir haben hier alles richtiggemacht und die DLRG unterstützt, wo wir konnten. Wir sind aber auch ohne die DLRG mit vier eigenen Rettungsschwimmern sehr gut aufgestellt im Ostbad“, sagt Aktaz. Auch er selbst ist Rettungsschwimmer.