Der Andrang war groß am vergangenen Sonntag, als der Deutsche Alpenverein den neuen Überlinger Bikepark hinter dem SB Waschpark an der Lippertsreuter Straße und dem Lidl-Markt am Oberriedweg mit einem kleinen Fest einweihte. „Ganz schön was los“, freute sich Ruben Sievers, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Alpenvereins (DAV), Sektion Überlingen. „Dabei haben wir gar keine große Werbung gemacht.“
Das schien auch nicht nötig. Denn in der gut vernetzten Szene hatte sich die Veranstaltung schnell herumgesprochen. Allein unter den DAV-Mitgliedern gebe es an die 100 Mountainbiker, schätzt Hans-Dieter Fahnauer, Vorsitzender des DAV Überlingen. Für ihn passt dieses zusätzliche Angebot auch perfekt zum Portfolio des Vereins – nicht zuletzt verbunden mit der Hoffnung, so weitere junge Mitglieder zu gewinnen.
Von der illegalen Strecke zum Bikepark
Eigentlich existiert die Strecke in dem kleinen Walddreieck, eingerahmt von der B31-alt, dem Oberriedweg und der Lippertsreuter Straße, schon seit rund 20 Jahren. Eine Gruppe junger Biker hatte sie damals illegal im Wald gebaut, mit Aufschüttungen und Holzgerüsten und teilweise halsbrecherischen Sprüngen. Doch nun ist das Ganze legal – nach einem mehrjährigen Prozess, der „wohlwollend von der Stadt unterstützt“ worden sei, wie Fahnauer betont.
Größte Hürde sei letztlich der Naturschutz gewesen. Doch auch hier gab es die Zustimmung vom Landratsamt, nachdem Flora und Fauna kartiert und unter anderem Fledermauskästen installiert waren. „Zum Glück gibt es in dem Waldstück, das von Straßen eingerahmt ist, nur wenig Tiere“, sagt David Küppers, der beim DAV die Strecke maßgeblich mit betreut.
Trail lockt Menschen aus der Umgebung an
Eingefunden haben sich zur Eröffnung Jung und Alt von nah und fern. Der Überlinger Tobias Beeskow ist etwa mit der ganzen Familie da. Seine Tochter Hilde darf auf einem speziellen Kindersitz mit auf den Trail – „natürlich ganz vorsichtig“, sagt der Vater. Aus Bad Saulgau ist Matthias Neumann angereist. Der Mountainbiker ist fast jedes Wochenende irgendwo unterwegs, auf Trails zwischen Albstadt und dem österreichischen Sölden. Und „künftig vielleicht auch öfter mal in Überlingen“. Die Strecke ist zwar vergleichsweise kurz, aber dafür kostenlos. Ähnlich wie beim Skifahren gibt es drei Schwierigkeitsgrade, blau, rot und schwarz.
Ihr Hobby lassen sich Mountainbiker wie Neumann einiges kosten. Knapp 10.000 Euro habe er in sein E-Bike investiert. „Das ist wertvoller als mein Auto.“ Vor allem für die zahlreichen Jugendlichen, die sich bei der Einweihung auf der Piste austoben, ist das Ganze ein teurer Spaß. Denn selbst für Einsteiger-Bikes sind schnell 2000 oder 3000 Euro weg. Einer hat sein Rad zu Weihnachten bekommen, ein anderer „lange dafür gespart“. Und hier und dort muss auch repariert werden. Beim Downhillfahren wird das Material arg gefordert.
Training auf dem neuen Parcours
Zur Eröffnung haben sich auch OB Jan Zeitler, Roland Leitner, Leiter des Grünflächenamtes, und Wilfried Reichle, Vorsitzender der Radsportfreunde Überlingen, eingefunden. Reichle ist vom Parcours begeistert. Er bietet bereits jeden Donnerstag, 17 Uhr, Radtrainings auf dem Nußdorfer Verkehrsübungsplatz für Vier- bis Zwölfjährige an, für Teenager gibt es mittwochs Mountainbike-Kurse am Skaterplatz Altbirnau. Künftig werde man auch den Bikepark für Trainings nutzen, heißt es von Reichle und vom DAV.
Grundsätzlich stehe die Anlage jedem offen, sagt Grünflächen-Chef Leitner, Vereine könnten hier Veranstaltungen planen, aber auch kommerzielle Veranstalter. Letztere müssten sich dafür allerdings eine Sondernutzungserlaubnis bei der Stadt einholen.
Langer Wunsch geht in Erfüllung
Die Freude ist jedenfalls bei allen Beteiligten groß, dass der langgehegte Wunsch der Überlinger Mountainbiker endlich in Erfüllung gegangen ist und sie nun einen legalen Trail direkt vor der Haustür haben. Größere Bikeparks gibt es bereits einige in der Region, etwa am Schienerberg, am Gehrenberg oder in Sigmaringen. „Jetzt fehlt uns nur noch ein Pumptrack“, schmunzelt Wilfried Reichle. Einen solchen Übungsrundkurs, auf dem Mountainbiker allein durch Pumpen vorankommen, gibt es unter anderem in Salem.