Bereits zum 13. Mal ging im „Anusch Pub“ der Männerkaffee – eine lustig-launige Büttenreden-Gaudi von Überlingern für Überlinger – über die Bühne. Einst hatte Wirt Michael Reutlinger das Event gestartet, damit Neulinge in Überlingen eine Chance erhalten, selbst in die „Bütt“ zu steigen – beim „Dorfer“ war das aus seiner Sicht nicht gegeben. Umso mehr freut es den Männerkaffee-Initiator, wie die Veranstalter mitteilen, dass der Plan aufgegangen ist: Das Männerkaffee erfreue sich größter Beliebtheit und mehrere Akteure haben den „Sprung“ aus der Anusch-Bütt zum „Dorfer“ geschafft.

13 – das kann eine Glücks- oder Unglückszahl sein, im "Anusch" ist es beim Männerkaffee ganz klar eine Schnapszahl. Das zeigte sich schon beim morgendlichen Umzug durch die Altstadt mit Stationen bei anderen gastronomischen Betrieben. Manch Passant rieb sich verwundert die Augen über das schrill-närrische Volk, dass da durch die Straßen zog. Zwar gehen die Karten fürs Männerkaffee natürlich nur an Männer, aber es waren dennoch zahlreiche Miniröcke, üppige Ausschnitte, hochhackige Schuhe und viel Reizwäsche zu sehen, denn als Motto wurde in diesem Jahr „Frauen und Piraten aus der Hafenstraße“ ausgegeben.

Höhepunkt der Veranstaltung sind die Sprüche und Reime in der Bütt. Moderiert von Michael Reutlinger stiegen Gundele-Wirt Karlheinz Saum als erste badische Männerkaffee-Königin, Michi Schäfer und Sascha Schweitzer als „die Kings of Wales“, Martin Lang als „Reingeschmeckter aus Hessen“, Silvan Mayer als Asterix und Dudelsack-Spieler, die Alt-Wieberich als „Puppenspieler aus Mexiko“, Roland Berkowski als Feuerwehrmann, Christian Walter als „Motto-Beauftragter“, Frank Neumann als „Berliner“ und Harald Messner als Urologe und Medicus in die Bütt. Ein Spaß, bei dem kein Auge trocken blieb.

„Ich bin froh, dass ich keine Frau bin“, sagte Reutlinger, denn wie er feststellte, sind Männer beim BH „deutlich besser beim Ausziehen als beim Anziehen“. Die Redner nahmen anschließend sowohl das Überlinger Stadtgeschehen wie auch die Bundespolitik und gesellschaftliche Themen aufs Korn. Kommt jetzt etwa die dritte Klotür in Kneipen für „Diverse“, fragt sich Asterix Silvan Mayer. Karl-Heinz Saum fürchtet sich vor Brexit-Geflüchteten aus Großbritannien, denn wenn sich Schwaben und Schotten mischten, könne das seiner Meinung nach nicht gut ausgehen.
„Es läuft in Überlingen – zwar rückwärts und bergab, aber es läuft“, meinte Motto-Beauftragte Christian Walter. Er kritisiert das Kneipensterben. Ein Thema, das auch der „Berliner“ Frank Neumann aufgrief: Er sieht parallelen zwischen der Hauptstadt und Überlingen – ein Dönerladen an jeder Ecke. Und Martin Lang meinte: „In Überlingen gibt es Speisen aus aller Welt: Türkisch, türkisch, türkisch, türkisch, griechisch, türkisch, thailändisch, türkisch – und einheimische Spezialitäten bei der Teufelsküche auf dem Wochenmarkt“.
Reutlinger hat auch die Aktion "Narr mit Herz" gegründet, die in 20 Jahren 80 000 Euro für soziale Zwecke gesammelt hat. Bei den vorherigen Männerkaffees kamen 17 000 Euro für "Narr mit Herz" zusammen und auch bei der 13. Auflage gab es zahlreiche Spenden.