Mehr als 20 000 Besucher waren am Wochenende auf der Straße, um das Spektakel des Narrentags des Viererbunds zu begleiteten. Und im Ratssaal speiste am Sonntag Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Ehrengast von Oberbürgermeister Jan Zeitler mit den Zunftmeistern des Viererbunds, Abgeordneten, Bürgermeistern, Geistlichen und Fachbereichsleitern der Verwaltung. Nach einer „Kalbskuttelsuppe“ als Vorspeise habe Kretschmann eine kurze „perfekt gereimte Ansprache“ gehalten, sagte Narrenvater Thomas Pross.

Wer in den Kalender blickt, der kann die Bedeutung dieses närrischen Ereignisses erst richtig begreifen. Zwar dauert es nur drei Jahre bis zum nächsten Treffen in Oberndorf, aber wer sich den nächsten Überlinger Narrentag vormerken will, muss im Kalender bis zum Jahr 2034 nach vorne blättern. Kein Problem sollte das mit digitaler Unterstützung sein, die sich die gastgebende Zunft auch bei ihrer App als Orientierungshilfe in Raum und Zeit zunutze machte. Damit hatte die Überlinger Fastnacht ihr historisches Brauchtum quasi in der Gegenwart angedockt.
Narrenvater zieht positive Bilanz
Kein Wunder, dass Narrenvater Thomas Pross am Montag eine makellose Bilanz ziehen konnte: „Es war zum Plärren schön.“ Spätestens als die vier Kapellen auf der Hofstatt gemeinsam die vier Narrenmärsche anstimmten, habe „mancher schon eine kleine Träne vergossen“. Begeistert ist Pross von den „tollen Häsern“. Was so lange gewachsen sei, könne man „nicht einfach nachmachen“.

Direkt nach dem vorherigen Narrentag in Rottweil haben die Überlinger in fünf Ausschüssen mit den Vorbereitungen für das Viererbundtreffen begonnen – von der Öffentlichkeitsarbeit über die Bewirtung und die Quartiersversorgung bis zu den Finanzen. Vor einer Herausforderung stand Andreas Niedermayer, der für das Sicherheits- und Infrastrukturkonzept verantwortlich war. „Das ist eine wahnsinnige Leistung unserer Mitstreiter und eine Demonstration des Ehrenamts“, sagte Thomas Pross.
Ereignis ohne große Zwischenfälle
Umso erleichterter waren am Sonntagabend alle Beteiligten, dass das große Spektakel ohne Zwischenfälle über die Bühne gegangen war. „Es gab keine Angriffe und keine Übergriffe“, resümierte der Narrenvater und wusste über die Verkehrslenkung nur kurz und knapp zu sagen: „Es waren alle da und sind alle wieder weg.“
Erfreut zeigte sich Pross, dass die ganze Stadt mitgezogen habe. „Toll für uns war, dass die Innenstadtbewohner alle mitgespielt haben.“ Sie hätten nicht nur Geduld für die Beeinträchtigungen gehabt, sondern mit Beflaggung und Beleuchtung zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen. Die 20 000 Eintrittsbändel waren am Sonntag weitgehend vergriffen. An manchen Kontrollen waren sie ausverkauft. Auch zahlreiche Pfandmarken seien nicht mehr zurückgegeben worden – mit den Abbildern der Viererbundzünfte wurden sie zu einem Sammlerobjekt.
Ein Magnet war neben den Besenwirtschaften, Hütten und Zelten auch das Narrenschiff. Manche Mäschgerle standen am Sonntagabend an der Reling und beobachteten, wie die Sonne in den Wolken am Horizont verschwand. Am Morgen noch hätten sich die Überlinger Narren vielleicht die Owinger Nebelspalter herbeigewünscht, um das Nebelmeer zu teilen. Doch zum Umzug am Nachmittag kam zwischen Wolken sogar die Sonne hervor.
„Medienpräsenz zu mächtig“
Begeistert zeigten sich auch die Gäste. Etwas ganz Besonderes für den Elzacher Zunftmeister Armin Becherer war „die Kulisse des Bodensees und den Alpen gepaart mit den historischen Gebäuden in der Altstadt.“ Becherer sagte weiter: „Die Medienpräsenz war mir in Summe am Ende zu mächtig – das Interesse am Viererbund wird damit weiter steigen – vermutlich dadurch aber leider auch die behördlichen Auflagen für die Organisation und die Durchführung von einem solchen Großereignis.“

Wie unkompliziert die Elzacher Narren sind, bewiesen sie nach dem Schuttigfeuer. Da die Stadt so voll gewesen sei, habe sich der gesamte Narrenrat in das Domizil begeben, das für den Teufelsschuttig zur Erholung vorgesehen war. „Der Narrenrat sagt noch einmal danke für die Gastfreundschaft.“