Der Knall der Karbatsche entsteht durch Überschallgeschwindigkeit, sagt Narrenrat und Hörgeräteakustiker Ulrich Krezdorn: „Der Knall entsteht genau in dem Moment, an dem sich die Schwingrichtung des äußersten Endes der Karbatsche umdreht und das ganze Konstrukt auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigt wird.“ Durch die ruckartige Zäsur des Bewegungswechsels entstehe eine enorme Kraft, die sich dann am Ende der Peitsche mit einem lauten Knall entlade. Das am äußeren Ende eingeflochtene Bändchen durchbreche bei geübten Schnellern jedes mal die Schallmauer und das erzeuge den typischen Knall.

Ulrich Krezdorn, Narrenrat und Hörgeräteakustiker, steht mit seiner Karbatsche vor seinem schallisolierten Testraum.
Ulrich Krezdorn, Narrenrat und Hörgeräteakustiker, steht mit seiner Karbatsche vor seinem schallisolierten Testraum. | Bild: Timm Lechler

Die Karbatsche knallt auch ohne Bändel

„Da das Material an der Stelle ja dann auch am meisten leidet, bindet man einen Bändel aus Perlon oder Leinen dort an, der immer wieder erneuert werden kann“, erklärt Krezdorn weiter. Die Karbatsche knalle allerdings auch ohne Bändel. Deshalb bemerkten Karbatschenschneller im Häs es auch oft nicht, wenn sie ihren Bändel verlieren. Dann schreitet aber oft das Publikum ein, um den Schneller über seinen Verlust aufzuklären, berichtet Krezdorn. Denn die Karbatsche könne zwar weiter den Knall erzeugen, allerdings gehe das auch an die Substanz des Hanfs, aus dem die Karbatsche besteht. Oft seien die Fastnachtspeitschen jahrzehntealt und kostbar für ihre Besitzer. „Da fühlen die Überlinger mit.“

Ein Rottweiler mit Peitsche beim Narrentag Video: Stefan Hilser

Der Knall kann 110 Dezibel laut werden

„Dann muss ein neuer Bändel eingefädelt werden. Durch den bestimmten Knoten zieht sich der beim Schnellen enger zusammen“, sagt Krezdorn. Der Bändel habe früher aus Leinen bestanden, heutzutage verwende man Perlon. „Damit kann der erzeugte Knall schon mal 110 Dezibel haben“, sagt der Hörgeräteakustiker. Vor allem in den Gassen der Stadt klinge es aufgrund des Widerhalls dann noch lauter. „Deswegen darf man auch nach Einbruch der Nacht nicht mehr schnellen. Außer an der Fastnacht“, sagt Krezdorn und lacht.

Das könnte Sie auch interessieren

„Man hat bei Studien inzwischen herausgefunden, dass das Hören subjektiv ist“, sagt Ulrich Krezdorn. Das bedeute, dass Touristen und Unwissende das Knallen, das einem Pistolenschuss gleicht, durchaus lauter wahrnehmen können, als jemand, der den Knall der Karbatsche kennt und sich daran erfreut. Und für die Überlinger, die ihre Karbatsche lieben, könne der Knall der Peitsche in den Tagen vor der Fastnacht gar nicht laut genug durch die Straßen der Stadt schallen.

Und wenn es Besucher geben sollte, die das Knallen überhaupt nicht hören, dann wird‘s Zeit für sie, sich ein Hörgerät anzupassen, rät Ulrich Krezdorn und lacht.