Es ist Sonntagmittag in Lippertsreute. Eigentlich wird an diesem Tag bei Profigas nicht gearbeitet. Doch dieses Mal ist es anders: Ein 40-Tonner-Lastwagen steht auf dem Firmengelände. Auto um Auto fährt heran, Menschen laden Karton für Karton aus. Eigentlich liefern Markus Brandt und sein Team Flüssiggas und Gasflaschen aus. Doch nun wurde das Firmengelände kurzerhand zur Sammelstelle von Spenden für die Hochwasseropfer in Nordrhein-Westfalen.

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„Wir haben von der Katastrophe gehört und waren einfach geschockt“, erzählt Markus Brandt. „Als dann noch der Bundesverband Logistik und Verkehr (BLV Pro) dazu aufrief, bei Transportkapazitäten Hilfslieferungen in die betroffenen Regionen zu fahren, wollten wir unbedingt helfen.“

Schnell war die Idee geboren, mit einem Sprinter einen Wassertank nach Nordrhein-Westfalen zu fahren. Um den übrigen Platz zu füllen, wollten Markus Brandt und seine Frau Birgit Nadig noch weitere Spenden sammeln. Ein Mitarbeiter machte die Aktion deshalb am Freitag über die sozialen Netzwerke öffentlich. Was dann passierte, überstieg jegliche Vorstellungen.

„Die Nacht war dann gelaufen“, berichtet Birgit Nadig. „Uns haben quasi im Minutentakt Anfragen erreicht.“ Viele wollten helfen, wussten aber nicht, wie die Hilfsgüter in die Region kommen. „Wir bekamen Anfragen aus dem Allgäu, aus Ulm, Schaffhausen und sogar Zürich“, sagt sie. Alle wollten helfen.

Zwei Lastwagen mit Hilfsgütern fahren nach Nordrhein-Westfalen

Der Sprinter allein reichte nicht mehr aus, um die Hilfsgüter zu transportieren. Also nutzte Markus Brandt seine Kontakte. Der erste 40-Tonner wurde von der Firma Etzel aus Oberteuringen gestellt. Einen weiteren Lastwagen stellte der Spediteur Emil Höfler aus Herdwangen bereit.

Die Fahrer kommen vom Überlinger Unternehmen Profigas: Geschäftsführer Markus Brandt fährt einen der beiden Lastwagen, Mitarbeiter Axel Konieczny den anderen. Mit dabei sein wird auch Birgit Nadig, die unterwegs die Koordination übernimmt.

Die Initiatoren der Hilfsaktion beim Beladen des ersten Lastwagens (von links): Birgit Nadig und Markus Brandt von Profigas und ...
Die Initiatoren der Hilfsaktion beim Beladen des ersten Lastwagens (von links): Birgit Nadig und Markus Brandt von Profigas und Mitarbeiter Simon Lutz, der den Stein durch einen Beitrag in den Sozialen Medien ins Rollen brachte. | Bild: Reiner Jäckle

Im Laufe des Sonntags wurden zahlreiche Spenden auf dem Firmengelände von Profigas in Lippertsreute abgegeben. „Es ist überwältigend, wie riesig die Hilfsbereitschaft ist“, erzählt Birgit Nadig. „Die Leute sind sogar aus der Schweiz zu uns gefahren, um Kartons mit Spenden vorbeizubringen.“

Lebensmittel aus dem Nahkauf in Liggersdorf

Einer der Spender ist Matthias Rettig aus Hohenfels-Mindersdorf. „Wir haben uns ganz spontan am Sonntagmorgen überlegt, wie wir helfen können“, erzählt Rettig. „Da habe ich meinen Freund vom Nahkauf in Liggersdorf angerufen und gesagt, ich brauche eine Tonne Nudeln.“ Die habe er zwar nicht im Lager gehabt, dafür aber Wasser, Nudeln, Kaffee, Milch und weitere Lebensmittel, die die beiden Männer gemeinsam spendeten.

Simon Hack aus Überlingen-Andelshofen bringt bereits die dritte Fuhre nach Lippertsreute. Seine Mutter, er und das Team vom Johaniter ...
Simon Hack aus Überlingen-Andelshofen bringt bereits die dritte Fuhre nach Lippertsreute. Seine Mutter, er und das Team vom Johaniter Kreuz haben kurzfristig jede Menge Material für die Menschen in Nordrhein-Westfalen gesammelt. | Bild: Reiner Jäckle

Auch Simon Hack ist unter den Spendern. „Meine Mutter und das Team vom Johanniter Kreuz haben zu Spenden aufgerufen, als sie von der Aktion erfahren haben“, berichtet Hack, der am Sonntagmittag bereits zum dritten Mal Waren in Lippertsreute abliefert. „Wir haben Spenden aus der ganzen Region von Stockach bis Rickenbach angenommen.“

Transporter aus Überlingen fahren mit Spenden zentrale Sammelstelle an

Zunächst plante Markus Brandt, die Spenden direkt ins Ahrtal zu fahren. Unterwegs wurde jedoch deutlich, dass in das Katastrophengebiet derzeit kein Durchkommen ist; Sachspenden werden koordiniert an zentralen Sammelstellen entgegengenommen, gesichtet und dann verteilt. Am Sonntagnachmittag erklärte Birgit Nadig in einem Telefongespräch von unterwegs, die Transporter vom Bodensee ließen sich von den offiziellen Koordinatoren der Hilfe zu einer dieser zentralen Sammelstellen leiten. Hier würden die Hilfsgüter vom Bodensee dann entladen, um später dort verteilt zu werden, wo sie am dringendsten gebraucht würden.

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