Von hochrangigen Politikern über ehemalige Ballerinas bis hin zu den Angehörigen der Opfer der Flugzeugkatastrophe im Jahr 2002. In den 45 Jahren als Pflegekraft hat der 62-jährige Patrick Deck die gesamte Bandbreite an Patienten versorgt. Im Jahr 1977 begann der gebürtige Überlinger seine Ausbildung im städtischen Krankenhaus. Heute ist er Abteilungsleiter der Anästhesie im Helios-Spital. Zudem ist er seit vielen Jahren zuständig für das betriebliche Gesundheits- und Eingliederungsmanagement sowie die Schwerbehindertenvertretung.
„Es ist ein richtiger Knochenjob geworden“
Dabei war die Arbeit nicht immer leicht. „Die meiste Zeit erfüllt einen, aber es gibt auch Tage, die man lieber vergisst“, sagt Deck. Lange Arbeitstage und viele Überstunden gehören dazu. Reich könne man in der Pflege auch nicht werden. Hinzu kommt eine hohe Nervenbelastung und häufige Rückenbeschwerden. „Es ist ein richtiger Knochenjob geworden“, gibt Deck zu. Heutzutage gibt es deutlich weniger Pflegekräfte als zu Beginn seiner Karriere.
Trotz Mühsal gibt es vieles in seinem Beruf, wofür er dankbar ist. Besonders vermissen wird er das Verhältnis zu den Patienten, wenn er in den Ruhestand geht. „Das Gefühl, wenn einer zu dir ‚Danke‘ sagt, ist unschlagbar“, sagt Deck. Die enge Zusammenarbeit im Krankenhaus wird ihm auch fehlen. Am meisten dankbar ist er jedoch für eine ganz besondere Nachtschicht am Abend des dritten Promenadenfests im Jahr 1979. Damals lernte er Marianne kennen, mit der er mittlerweile 37 Jahre verheiratet ist.
Das wichtigste Ereignis seiner Karriere? Die Nacht, in der er seine Frau kennen lernte
„Es war eine lebhafte Nacht“, erinnert sich Deck. Viele Verletzte und viele Betrunkene landeten im Krankenhaus. Damals sei die Freude beim Fest eben groß gewesen. Viele waren zu überschwänglich unterwegs. Deck war Krankenpflegeschüler und sie war Röntgenassistentin. Beide mussten die Nacht durcharbeiten.
Am nächsten Morgen, als sich die Lage in der Notaufnahme wieder beruhigte und ihre Schicht zu Ende ging, begegneten sich die zwei zum ersten Mal. „Sie war auf der Suche nach etwas Essbarem“, erzählt Deck. Er bot ihr an, seinen Nusszopf mit ihr zu teilen. Daraufhin aßen sie zusammen auf dem Balkon des Krankenhauses, während die Sonne aufging und die Vögel anfingen zu zwitschern. Für ihn das schönste und wichtigste Ereignis seiner Karriere.
43 Jahre später kann sich der Krankenpfleger darauf freuen, seiner Frau im Ruhestand beizutreten. Zum ersten Januar kommenden Jahres geht er in Rente. Besonders genießen wird er, „nicht mehr auf die Uhr schauen zu müssen“ und „einfach all das tun, worauf ich Lust habe“.
Den Kontakt zu seiner Arbeit will er jedoch weiterhin beibehalten. Auch im Ruhestand wird er in Teilzeit für die Schwerbehindertenvertretung arbeiten sowie regelmäßige Ausflüge für die Mitarbeiter des Helios-Spitals im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements organisieren.
Vor fünf Jahren war er auf die Idee gekommen, solche Exkursionen in der Region zu arrangieren. „Für mich ist es wichtig, dass die Mitarbeiter auch außerhalb des Krankenhauses zusammen kommen“, erklärt Deck. Mit seinen regionalen Kenntnissen ist er dafür gut geeignet. Er kenne nämlich „für jede Ecke eine Geschichte“. Für den kommenden Herbst plant er einen Spaziergang von Überlingen nach Uhldingen-Mühlhofen.