Nein, den Gesang von Flusskrebsen kann man an den neuen Weihern von Lippertsreute noch nicht hören. Dafür rufen bereits nach der kurzen Zeit von zwei Jahren seit der Fertigstellung die ersten Laubfrösche in dem neuen Biotop. Die Biologen der Heinz-Sielmann-Stiftung sind überrascht. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass das Feuchtgebiet so schnell besiedelt wird“, sagt Julia Brantner vom Überlinger Projektbüro bei einem Termin vor Ort.

Erwartungen der Wissenschaftler wurden mehr als übertroffen
Am Rand der fünf Gewässer stehen Rohrkolben und auf der Wasseroberfläche leuchten die gelben Blüten des fleischfressenden Wasserschlauchs. „Erste Zwergtaucher haben wir auch schon beobachtet“, berichtet Brantner, die Leiterin aller Biotopverbünde am Bodensee ist. Alles Anzeichen dafür, dass die Erwartungen der Verantwortlichen mehr als übertroffen worden sind und der Biotopverbund Bodensee um einen weiteren wertvollen Mosaikstein reicher geworden ist.
Weiherlandschaft wurde 2021 eingeweiht
Rund zehn Jahre hatten die Verantwortlichen darum gekämpft, in dem feuchten Gelände, das zuletzt von der Landwirtschaft mehr recht als schlecht genutzt werden konnte, neue Lebensräume entwickeln zu können. Vor gut zwei Jahren konnte die Weiherlandschaft vorgestellt und feierlich eingeweiht werden – als wichtiger und wirksamer Beitrag gegen den Artenschwund.

Laubfrosch ist selten, stark gefährdet und streng geschützt
Dass dem tatsächlich so ist, konnte jetzt der Biologe Jörg Müller von der Heinz-Sielmann-Stiftung bereits bei einer stichprobenartigen Erhebung vor kurzem nachweisen. Unter anderem entdeckte der Experte eine erste Population des stark gefährdeten und daher auch streng geschützten Laubfrosches. „Die Stillgewässer wurden mit dem Ziel angelegt, auch Amphibienarten einen neuen Lebensraum zu bieten und die wichtige Vernetzung von Biotopen voranzutreiben“, betont Julia Brantner: „Die jetzt entdeckten Laubfrösche sind für uns ein wunderbarer Beleg für die Wirksamkeit unserer ökologischen Maßnahmen.“
Weitere seltene Flora und Fauna entdeckt
Doch das ist längst nicht alles. Biologe Müller entdeckte auf dem rund fünf Hektar großen Gelände, über das am Zugang eine anschauliche Tafel mit Bildern informiert, unter anderem die Sumpfschrecke, eine besondere Heuschreckenart, und verschiedene Schmetterlingsarten. Wie den kurzschwänzigen Bläuling, der zwar noch nicht gefährdet, aber von einem starken Rückgang betroffen ist. Oder den an Wasserpflanzen gebundenen Laichkraut- oder Seerosenzünsler.

Um den Frosch zu entdecken, braucht es Geduld und Erfahrung
„Insgesamt wird dieser neue Lebensraum von den Tieren und Pflanzen sehr gut angenommen“, betont auch Müller nach seinem ersten Monitoring in einer Presseinformation. „Die gute Strukturvielfalt des Biotops spiegelt sich auch in den gefundenen unterschiedlichen Arten wider.“ Während man bei der Suche nach dem Laubfrosch etwas Geduld und Erfahrung braucht, um das kleine knallgrüne Amphibium zu Gesicht zu bekommen, huschen zahlreiche rote und blaue Libellenarten in der Sonne auffällig von Pflanze zu Pflanze. Eine Besonderheit unter den Pflanzen ist der Wasserschlauch, der sich in den Gewässer schnell angesiedelt hat und dessen gelbe Blüten quasi auf der Oberfläche schwimmen.

Weiherlandschaft ist Teil des Biotopverbundes Bodensee
Die Weiherlandschaft zwischen den Überlinger Teilorten Bambergen und Lipperstreute ist bereits der 44. Standort, an dem die Heinz Sielmann Stiftung einen Baustein zum Biotopverbund Bodensee realisiert hat. Auf der Gemarkung Überlingen ist es nach Gewässern in Bonndorf und Nesselwangen schon das vierte Projekt und ein fünftes ist derzeit in Planung.