2020 war das Jahr, auf das Überlingen lange Zeit hingearbeitet hatte. Dieses Zieldatum stand scheinbar unverrückbar fest, es setzte die Stadt unter Druck. Bis 2020 musste vieles fertig werden, die Landesgartenschau, die 1250-Jahr-Feier, diverse Großprojekte. Man nannte es Stadtentwicklung.

Dann kam die Vollbremsung. Und es stellt sich am Ende dieses Jahres die Frage, ob Überlingen von der Krise härter getroffen wurde als andere Städte, die sich für dieses Jahr nicht ganz so viel vorgenommen hatten? Wohl kaum.

Dieser schöne Platz bleibt vorerst leer.
Dieser schöne Platz bleibt vorerst leer. | Bild: Hilser, Stefan

Rückblick

Das war 2020: Das Narrentreffen im Viererbund wurde fröhlich gefeiert. Die Landesgartenschau war startklar: Uferpark vorzeigbar, Rosenobelgarten aufgeblüht, Menzingergärten fein herausgeputzt, Uferpromenade saniert. Das neu gebaute Sportzentrum öffnete nahezu termingerecht. Die neuen Anschlüsse an die neue Bundesstraße gingen in Betrieb, Anwohner atmeten auf. Ja, und dann gab es zahlreiche Veranstaltungen zum Stadtjubiläum, die, wann immer sie stattfinden konnten, auf ein begeistertes Publikum stießen.

Auch das war 2020: Jugendliche, die sich in den schönsten Jahren ihres Lebens in Verzicht üben, die sich klaglos solidarisch mit den Alten zeigen, obwohl sie selbst vom Virus am wenigsten bedroht sind. Wirte und Einzelhändler, die eine Hauptlast für die Volksgesundheit tragen, und dabei mit ihrem Ruin rechnen müssen. Entscheidungsträger, die den Kopf hinhalten für unbequeme Wahrheiten, für die sie Dank erst spät oder nie erhalten. Und Querdenker, die einen dazu zwingen, sich der Sinnhaftigkeit des Krisenmanagements bewusst zu werden: Hierfür sagen wir nicht danke, sind aber froh, dass dieses Land sie aushält.

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In Summe war 2020 grauenvoll, was den Verlust an zwischenmenschlichen Kontakten betrifft. Das Jahr war tragisch, was die soziale Verarmung betrifft. Und bitter, was die finanziellen Folgen anbelangt.

Ausblick

Das soll 2021 werden: Vieles von dem, was in Überlingen liegen blieb, kann nachgeholt werden. Die Landesgartenschau wird starten, egal, was komme. Das verspricht Geschäftsführer Roland Leitner tapfer. Sogar das Jubiläums-Theaterstück, das im Museumsgarten schon vor kleinem Publikum gezeigt wurde, erfährt auf der Seebühne eine Wiederholung. OB Jan Zeitler kündigte es zuversichtlich an.

Auch das kann 2021 werden: Wenn sich die Gemeinderäte an ihr altes Versprechen erinnern, wonach die Innenstadt vom Durchgangsverkehr befreit werde, sobald die Voraussetzungen dafür in der Peripherie geschaffen sind, dann müssten jetzt den Worten Taten folgen. Die neue B 31 ist angeschlossen, das Parkleitsystem wurde installiert, die Hafenstraße ist in der Sanierung. Alles wurde oder wird gemacht, jetzt, liebe Räte, sind Sie am Zug.

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Mutig

Etwas Übermut gehört schon dazu, wenn man auf 2021 blickt. Wer sich jetzt ein gutes neues Jahr wünscht, macht dies mit hoffnungsfrohem Ausdruck. Hoffnung ist, um es mit den Worten der Spiegel-Kolumnistin Samira El Ouassil auszudrücken, „eine kleine Revolution gegen die Wirklichkeit“.

Vielleicht klingt es wirklichkeitsfremd, aber die Chance dazu ist da, wenn der Impfstoff wirkt: Dann kann Überlingen, anders als andere Städte, mit einer Sommerparty namens Landesgartenschau aus der Krise heraus starten, bunter, fröhlicher, menschlicher.