Zugegeben, die Idee klingt charmant. Doch bei näherer Betrachtung der Umstände wird einem doch etwas mulmig. Im Rahmen einer Pilotphase sollen in diesem Sommer 250 Elektro-Tretroller und 50 Pedelecs nach dem Sharing-Prinzip die Überlinger und ihre Gäste mobil machen. Was in Berlin oder München, Frankfurt oder Düsseldorf ein geniales Fortbewegungsmittel für größere Distanzen vom U-Bahnhof nach Hause sein mag, muss für die Überlinger Innenstadt mit ihren engen Gassen und überschaubaren Distanzen nicht unbedingt ideal sein.
Gut, der Weg hinaus zum Uferpark mag sich etwas in die Länge ziehen, wenn man an der Hofstatt zu Fuß startet. Doch bei den meisten Gängen in der Stadt sollte es nicht primär um Zeitgewinn gehen – vor allem nicht bei Feriengästen. Auch hier kann der Weg das Ziel sein. Eine Hilfe ist der E-Tretroller möglicherweise, wenn man von der Zimmerwiese zum Burgberg oder Schättlisberg will. In umgekehrter Richtung könnte das Gefälle schon zum Risiko werden. Ohnehin verkehrt in Überlingen auch der Stadtbus und viele nutzen das eigene Fahrrad.
Schon jetzt ignorieren viele Radler die Fußgängerzone
Schon jetzt gibt es unter den zahlreichen Radlern genügend Unverbesserliche, denen es auch in der Fußgängerzone und auf der Promenade nicht schnell genug gehen kann. Und wer schiebt schon seinen E-Scooter gern mit eigener Kraft am See entlang? Die Bedenken von Stadtrat Ulrich Krezdorn sind durchaus berechtigt, auch wenn sein Wunsch nach Verbotshinweisen für Radler und Scooter-Fahrer mit dem Hinweis auf die Logik der Beschilderungen für überflüssig gehalten wird. Der Alltag zeigt, dass man es manchmal deutlich sagen muss.
Gut, es werden Parkverbotszonen für die Scooter ausgewiesen, denn die Grünanlagen sollten nicht als Abstellfläche missbraucht werden. Hier nutzt der Anbieter Tier technische Mittel. Jedes Fahrzeug trägt ein Identifikationsschild und die Verursacher von Ärger oder Schäden sind dadurch leicht zu ermitteln. Doch die Beobachtungen in anderen Städten zeigt, dass Theorie und Praxis oft auseinander klaffen.
Allerdings gilt auch: Vielleicht belehren uns die Nutzer eines Besseren. Ein Versuch für vier Monate kann nicht schaden und vielleicht heilsame Lehren bringen. Vor allem spricht der E-Scooter ein junges Publikum an. Und wie sagt Bürgermeister Thomas Kölschbach: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“