130 Objekte stehen auf der Fahndungsliste des Generalbundesanwalts. Ein Objekt davon ist das Clubheim des Bodensee Yachtclubs in Überlingen. Der exklusive Segelclub am Ufer des Bodensees war am Mittwochmorgen Schauplatz einer groß angelegten Durchsuchungsaktion.

Einsatzkräfte in Sturmhauben

„So kalt ist es doch gar nicht“, wunderte sich eine Passantin, als sie auf einem gekiesten Uferweg das Clubheim passierte. „Haben die jetzt neue Mützen?“, habe sie sich gefragt, als sie einem Polizisten mit Sturmhaube in die Augen blickte. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Im Laufe des Mittwochs sah die Frau dann die Bilder der bundesweiten Razzien, die sich gegen eine mutmaßliche Terrorgruppe im Reichsbürger-Milieu richtet, und sie erkannte: „So haben auch die Polizisten vor dem Clubheim ausgesehen.“

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Clubpräsident Matthias Koch bestätigt die Razzia am Mittwochmorgen. „Die Polizei ist frühmorgens angerückt, mit einer größeren Mannzahl. Die Polizei hat wohl vermutet, dass irgendwelche Sachen im Clubhaus versteckt sein können, sie hat auch ein Boot untersucht, aber nichts gefunden. Nichts, was von unserer Seite als Club nicht in Ordnung war“, sagt er.

Clubpräsident Matthias Koch: „Da bleibt nichts am Club hängen, auch finanziell nicht.“
Clubpräsident Matthias Koch: „Da bleibt nichts am Club hängen, auch finanziell nicht.“ | Bild: Matthias Koch

Wie lief das Ganze ab? Clubpräsident Koch schildert, die Ermittler hätten ihren ehrenamtlich tätigen Hauswart informiert, nachdem die Razzia begonnen hatte. Bis der Hauswart im Clubheim eintraf, sei die Haustüre schon geknackt gewesen. Der Hauswart habe ihnen dann Zugang zu allen Räumen und Schränken verschafft. Die Ermittler hätten ihm nicht gesagt, warum sie hier sind. Bis jetzt nicht.

Angaben von Matthias Koch zufolge haben die Beamten ein Laptop und ein Handy beschlagnahmt. Die Geräte stünden im Eigentum des Vereins, sie würden aber von einem Club-Angestellten genutzt.

Warum die Durchsuchung? Koch betont, dass sich die Razzia nicht gegen den Club als solchen oder dessen Mitglieder gerichtet habe. Er nimmt aber auch den Nutzer des beschlagnahmten Laptops in Schutz und betont, dass gegen den Angestellten nicht als Beschuldigter ermittelt werde, sondern dass er nur als Zeuge befragt worden sei. Das habe der Mann schriftlich von den Ermittlern bestätigt bekommen.

Streit um eine Reichsflagge als Segel am Boot

Das Clubheim des Bodensee Yachtclubs liegt am Rande der Altstadt von Überlingen. Er gilt als ein besonders edler Club mit einer ausgeprägten Nachwuchsförderung. Wie ein älteres Mitglied dem SÜDKURIER gegenüber berichtete, habe es einen Streit innerhalb des Clubs gegeben. In provozierender Weise habe eine Crew einen Spinnacker mit den Farben der Reichsflagge aufgezogen. Ein Spinnacker ist ein bauchiges großes Vorsegel, mit dem ein Zeichen gesetzt werden kann. Als Streit darüber entbrannte, dass der Yachtclub für so ein politisches Statement nicht missbraucht werden dürfe und dass man Reichsbürgern kein Forum bieten wolle, seien die Kritiker angegangen worden – das gehe sie nichts an.

Türe auf Staatskosten repariert

Während bei einer Razzia am Mittwochmorgen in Frickingen ein Stoßtrupp der Ermittler gewaltsam die Haustüre aufbrach und die Bewohnerin im Schlaf zu überraschen versuchte, ging es im Clubheim am Bodensee, in dem ja niemand wohnt, wohl etwas gemächlicher zu. Die Ermittler waren mehrere Stunden beschäftigt. Ein Passant, der schon in der Dämmerung des Mittwochmorgens das SEK beobachtete, schnappte den Satz auf, dass jetzt wohl Schlösser an bestimmten Türen ausgetauscht werden müssten. Präsident Matthias Koch bestätigte, dass bereits am Abend die Türe auf Staatskosten repariert waren. „Da bleibt nichts am Club hängen, auch finanziell nicht.“