Auf ihrer Internetseite prangt ein aussagekräftiges Logo: „Stark-Stromm“. Die Schwimmlehrerin Heike Stromm versprüht nicht nur große Energie, sie hat auch gelernt, gegen den Strom zu schwimmen. Das macht die Ausdauersportlerin derzeit im übertragenen Sinne, wenn sie mit öffentlichem Druck versucht, an freie Wasserflächen in den Hallenbädern der Region zu kommen. In einem Schreiben an unsere Redaktion kritisiert sie, dass man ihr gegenüber freie Bahnen vorenthalten würde. Sie wolle eigentlich nur dazu beitragen, dass viele Kinder am Bodensee das Schwimmen lernen, fühle sich aber ausgebremst.

Absage aus Bädern entlang des Bodensees
Stromm ist selbständige Schwimmlehrerin mit Lizenz des Deutschen Olympischen Sportbunds. Sie wohnt in Immenstaad, gibt im Sportbad in Friedrichshafen Kurse. Dort sei es unkompliziert: Sie miete Wasserflächen und biete Kurse auf eigene Rechnung an. Und so wollte sie es auch in anderen Bädern zwischen Immenstaad und Stockach bieten. Sie habe aber das Gefühl, dass sie als Konkurrentin empfunden werde. „Ich habe auf der Suche nach Wasserfläche sehr viele Bäder angeschrieben und meistens hat man mir mitgeteilt, dass sie interne Kurse anbieten oder mir keine Wasserfläche vermieten wollen. Das ist ja recht und gut, aber die meisten Bäder haben nicht einmal genug Personal und nicht alle wollen Kurse geben.“ Stromm: „Wir können alle gemeinsam Kurse anbieten und werden es dennoch nicht schaffen, allen Kindern einen Kurs zu bieten.“
Eintritt plus extra Bahngebühr?
Andrea Bühler, Gründerin der Schwimmschule Wasserratten aus Aach im Hegau, macht ähnliche Erfahrungen. Sie durfte früher auf eigene Rechnung in der Therme in Überlingen Kurse anbieten. „Die Eltern zahlten schon die hohen Eintrittspreise, und dann wollte die Therme irgendwann zusätzlich noch eine Bahngebühr verlangen. Das konnte ich den Eltern nicht auch noch zumuten. Ich finde, die Schwimmhallenbetreiber sollen natürlich etwas davon haben, dass Kinderschwimmkurse in ihren Hallen stattfinden, aber das sollte nicht auf Kosten der Kinder und Eltern gehen. Es gibt genügend Kinder auf der Welt, die schwimmen lernen müssen und die Möglichkeiten, dies zu tun, sind begrenzt.“
Angebot nur auf Honorarbasis
Für Heike Stromm ist auch die Art ihres Beschäftigungsverhältnisses ein Thema. Sie sagt, dass man ihr in der Bodenseetherme in Überlingen und im Hallenbad Stockach Wasserflächen angeboten habe. Allerdings unter der Voraussetzung, dass sie auf Honorarbasis für die Bäder arbeitet, die wiederum die Kurse in ihrem Namen anbieten, so Stromm. In Überlingen habe sie auf diese Weise einen Kurs gestartet, was, wie sich herausstellte, ihr aus Gründen der Scheinselbständigkeit von der Rentenkasse nicht länger gestattet werde. In Überlingen ende deshalb jetzt ein Kurs, „und die Eltern sind sprachlos“, so Heike Stromm.
Kathi Linsemann ist eine der Mütter, die berichten, wie schwierig es sei, einen Schwimmkurs zu finden. Online-Ausschreibungen seien ruckzuck vergeben. „Ich habe für meinen zehnjährigen Sohn nur einen Platz bekommen, weil ich schon davor eine Stunde vor dem Computer gesessen bin, um ja nicht den Zeitpunkt zu verpassen.“ Sie findet: „Jedes Kind muss ein Recht auf einen Schwimmkurs haben. Das ist lebenswichtig und lebensrettend.“
Bäder Mühlhofen und Wittenhofen ausgelastet
Uwe Hamann, der die beiden Bäder in Mühlhofen und in Wittenhofen betreibt, und bei dem Heike Stromm mündlich – aber erfolglos – angefragt hat, hat eine andere Sicht auf das Thema. Es stimme nicht, sagt Hamann, dass sie freie Bahnen zur Verfügung hätten, sie seien an sieben Tagen pro Woche ausgelastet und könnten während des laufenden Betriebs nicht parallel Schwimmkurse von externen Anbietern zulassen.
„Alle Kinder lernen Schwimmen, wenn die Eltern hinterher sind“, sagt Hamann. Es kommt seiner Meinung nach darauf an, dass die Eltern bereit sind, Zeit für die Intensivkurse in den Ferien zu investieren. Er sei seit 1977 im Beruf und stelle fest, dass Intensivkurse viel effektiver sind, als sie über Wochen zu strecken. „Sonst fängt man jedes Mal wieder von vorne an.“

Hamann beschäftigt in seinen beiden Bädern fünf Fachangestellte für Bäderbetriebe, die eine dreijährige Ausbildung hinter sich haben und Standards erfüllen, für deren Einhaltung er die Verantwortung trägt. Da gehe es einfach nicht, dass externes Personal Kurse bei ihm im Bad anbietet. Wenn etwas schiefläuft, falle es negativ auf ihn zurück, weshalb Hamann ein kategorisches Nein für externe Anbieter ausspricht.
Therme Meersburg sagt Ja
Fabian Dalmer, Geschäftsführer der Therme in Meersburg, bestätigt, dass Frau Stromm im Mai angefragt hat. Die Therme ist zur Sanierung derzeit aber geschlossen. Nach der für Frühjahr 2025 geplanten Wiedereröffnung dürfe sie die Therme für ihre Kurse nutzen. Sie müsse sich allerdings an die regulären Öffnungszeiten halten und die Teilnehmer, sowie die Eltern, müssten den normalen Eintritt bezahlen. Der nach Corona entstandene Stau bei Kursen sei abgearbeitet: „In Kooperation mit der DLRG Ortsgruppe Meersburg bieten wir im Regelfall zwei Kurse im Jahr in der Therme an, zudem laufen derzeit zwei Schwimmkurse im Frei- und Strandbad, ebenso über die DLRG.“
Die Stadtwerke Stockach als Betreiber von Frei- und Hallenbad teilten mit, dass sie sich gegenwärtig nicht zu der Anfrage äußern. Bühlers Schwimmschule (“Die Wasserratten“) bietet Kurse in der weiteren Region, zwischen Stuttgart, Baar und Bodensee. Dort lösen die Verantwortlichen die Situation, indem sie sich teils in Hotels- oder Klinikbädern einmieten.
Anmerkung der Redaktion: Trotz mehrfacher Anfrage äußerte sich die Bodenseetherme zunächst nicht zu dem Thema. Nach einer Erstveröffentlichung dieses Beitrags antwortete sie am Freitag, 9. August. Demnach gibt es bei ihnen nur außerhalb der regulären Öffnungszeit Kurse. „Wir legen großen Wert darauf, sowohl die Sicherheit beim Schwimmen als auch die Entspannung unserer Gäste zu gewährleisten“, begründete Amelie Gianmoena, stellvertretende Betriebsleiterin. Sie hätten eine hohe Nachfrage nach Kursen und ein umfassendes Programm für alle Altersklassen. „Unser Ziel ist es, den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden und unsere begrenzten Kapazitäten optimal zu nutzen.“