Diese Botschaft ist Marianne Casper-Debro vom Naturschutzbund (NABU) ganz wichtig: „Bitte, bitte – schreiben Sie nicht Insekten-Hotel!“ Das gibt sie nach der Besichtigung noch mit auf den Weg. Denn: „Das ist kein Hotel. Die Insekten sind hier nicht zu Gast, das sind ganz wichtige Brutstätten für die Tiere.“
Zahlreiche Nischen für die Natur
Die engagierte Frau gehört zu den Schöpfern und regelmäßigen Betreuern des Naturgartens der Landesgartenschau, ganz im Westen des Uferparks – jenseits der Goldbacher Kapelle. Gemeinsam mit der lokalen Gruppe des Bunds für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hat der NABU hier ein Dorado mit zahlreichen Nischen für die Natur geschaffen, das Casper-Debro gemeinsam mit den Vorsitzenden Wolfgang Rauneker (BUND) und Hartmut Walter (NABU) vorstellte.
„insekten.garten.schau“ haben sie das Projekt genannt, das den Besuchern eine ganz andere Facette der Gartenschau vor Augen führt und demonstriert, wie sie in ihrem eigenen Grün auf einfache Weise viel zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen können. Denn genau an den eingangs erwähnten Brutstätten fehlt es heutzutage in vielen Gärten, die zu aufgeräumt und zu ordentlich sind.

Besucher sind von der Naturecke begeistert
„Einfach mal einen Steinhaufen liegen und ein paar blühende Wildkräuter in der Ecke gedeihen lassen“, sagt Casper-Debro. „Sie werden sich wundern, wie schnell die Natur davon Besitz ergreift.“ Die Besucher der Gartenschau seien begeistert von der Naturecke und den Tipps der Naturschützer, beobachtete sie in den ersten drei Monaten. Viele gönnen sich in der ruhigen Ecke gerne eine Pause. Auch die Infoblätter mit den Samentütchen für den Hausgebrauch finden reißenden Absatz.
„Wir haben vor fünf Jahren lange überlegt, welchen Beitrag wir zur Landesgartenschau leisten können“, blendet Wolfgang Rauneker vom BUND zurück – auf ihrer Internethomepage ist die Chronik nachzulesen. „Dann ist im Herbst 2017 die bekannte Krefelder Studie erschienen.“ Die Insektenforscher präsentierten damals die Aufsehen erregenden Ergebnisse jahrzehntelanger Erhebungen. Ihr Fazit war, dass die Biomasse bei Fluginsekten von 1989 bis 2013 um 75 Prozent abgenommen habe.
Insektensterben gab das Thema vor
„Doch nicht nur die Anzahl nimmt ab“, sagt Wolfgang Rauneker: „Auch die Vielfalt ist gefährdet.“ Das Bundesamt für Naturschutz weise 40 Prozent aller Insektenarten als „bedroht oder bereits ausgestorben“ aus. Insbesondere Schmetterlinge und noch mehr die Wildbienen seien gefährdet. Damit war das Thema gesetzt: ein Platz für Insekten im Garten. Zumal deren Rückgang sich auch auf die Fledermäuse auswirkt, deren wichtige Nahrungsquelle sie sind.
Es muss nicht gleich ein überdachtes Wildbienenhaus sein
Gemeinsam mit den Vertretern der Landesgartenschau habe man schließlich das Ausstellungskonzept entwickelt: Die Vermittlung, welch wichtige Rolle verschiedene Insektenarten in der Natur spielen. Und wie man den Tieren mit einfachen Mitteln im Garten eine Heimat schaffen kann. Es muss nicht unbedingt eine überdachtes Wildbienengeburtshaus sein, wie dies die Grethalden-Initiative beigesteuert hat. Als Nisthilfe für Insekten taugt schon ein Totholzareal, das Käfern & Co einen Lebensraum bietet, oder ein kleiner Steinhaufen, den man einfach liegen lässt. Er bietet auch Schutz und Unterschlupf für Eidechsen oder Spinnen.
Ziegelpyramide ist leicht nachzubauen
Bei einer Landesgartenschau muss man natürlich auch etwas mehr bieten. Zum Beispiel eine kleine Natursteinmauer, wie sie mit geeignetem Material auf einem stabilen Fundament leicht nachzubauen ist. Ein Hingucker im Uferpark ist eine aufgeschichtete Ziegelpyramide.
Hohlräume sind ein idealer Brutplatz
„Die Ziegel haben wir bei einem Umbau in Deisendorf zufällig entdeckt“, berichtet Marianne Casper-Debro. Es müssen sogenannte Strangfalzziegel sein, für die im Internet auch schon unter der Begriff Bienenziegel geworben wird. Denn die länglichen Hohlräume sind ein idealer Brutplatz für Wildbienen. Um kleine Röhren nach der Eiablage verschließen zu können, benötigt es eines lehmhaltigen Sandes, wie es ein ‚Sandarium‘ bietet. Wenn die Wildbiene oder Grabwespe es will, kann sie dort auch gleich eine Röhre buddeln.

Blühwiese statt Golfrasen
Die Ausstellung gibt wertvolle Tipps, wie man eine „Benjeshecke“ – eine Totholzhecke – aus Gehölzschnitt anlegen kann oder einen Käferkeller. Informative Tafeln erklären ökologische Zusammenhänge und wie man diesen im eigenen Garten gerecht werden kann. Die Texte hat Wolfgang Rauneker verfasst, gestaltet hat sie der Lippertsreuter Fred Krahwinkel. Manchmal genügt es schon, einige Wildkräuter einfach zu übersehen, statt eines Golfrasens eine Blühwiese wachsen zu lassen oder gezielt einige insektenfreundliche Pflanzen auszusäen – wie den blauen Natternkopf, Salbei oder Doldenblütler wie die wilde Möhre.
Ideal für die Präsentation im Uferpark ist aus Sicht der Naturschutzverbände der gemeinsame Standort mit den Imkern, der Heinz-Sielmann-Stiftung und dem Waldrappteam, die in kleinen Pavillons über ihre Arbeit informieren.