Eine Rauchsäule sorgt immer für Aufsehen – so auch am Freitagvormittag in Berlin. Im Stadtteil Lichterfelde geht eine Fabrikhalle aus ungeklärter Ursache in Flammen auf. Die Rauchwolke zieht über die ganze Stadt. Die Feuerwehr eilt herbei, evakuiert und warnt Bewohner über mögliche Gesundheitsgefahren.
Es ist nicht irgendeine Fabrik, sondern eine Niederlassung von Diehl Metal Applications (Diehl Metall). Der Teilkonzern ist auf Metallverarbeitung spezialisiert – und gehört zur Diehl-Gruppe, der auch Diehl Defence aus Überlingen angehört. Dieser Teilkonzern baut wiederum das Flugabwehrsystem Iris T, das aktuell in der Ukraine zum Einsatz kommt. Und gerade diese Verbindung macht es interessant.
Ukrainische Zeitung spekuliert über russischen Anschlag
Wohl auch aus diesem Grund berichten deutsche Medien wie die „Berliner Zeitung“ oder die „Bild“-Zeitung im Liveticker über die Geschehnisse. Auch Nachrichtenportale aus Russland und der Ukraine schreiben darüber. Schnell ist bei einigen Nachrichtenportale die Rede davon, dass es beim „Waffenhersteller“ oder einer „Waffenfabrik“ brenne – die „Kyiv Post“ spekuliert über einen Brandanschlag von Russland. Ähnliche Vermutungen stellen Nutzer auch auf X (vormals Twitter) an.
Die Brandursache ist zwar ungeklärt, ein Anschlag auf Rüstungsgüter kann es aber nicht sein. Diehl Defence stellt in Berlin-Lichterfelde weder Rüstungsgüter her, noch hat der Teilkonzern dort eine Niederlassung. In dem vom Brand betroffenen Gebäude betreibt Diehl Metall eine eigene Anlage zum Veredeln von Metalloberflächen.
Wie konnte es dazu kommen?
Dass der Name des Überlinger Teilkonzerns überhaupt in die Wirren der Berichterstattung gerät, hat wohl mehrere Gründe: Diehl Defence ist als Lieferant des Flugabwehrsystems wohl der bekannteste Teilkonzern, sodass einige Medien diesen Zusammenhang schnell herstellen. Dazu kommt ein irreführender Google-Maps-Eintrag. In diesem heißt es, dass Diehl Defence am Brandort in Berlin-Lichterfelde ein Büro habe. Dieses Büro für Lobbyarbeit hat Diehl Defence aber bereits Monate zuvor in die Stadtmitte verlegt, wie es im Februar 2024 in einer Pressemitteilung hieß.
Im Laufe des Freitagnachmittags entfernt Google die irreführende Ortsmarke. Michael Nitz, Sprecher von Diehl Metall, erklärt der Deutschen Presse-Agentur: In Lichterfelde seien keine Rüstungsgüter produziert worden. Die „Berliner Zeitung“ korrigiert ihren Artikel, Medien wie die „Bild“-Zeitung dagegen nicht.
Und wie geht Diehl Defence aus Überlingen damit um? Pressesprecher David Voskuhl verweist auf SÜDKURIER-Nachfrage auf die bisherigen Richtigstellungen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Darüber hinaus könne man der Verbreitung so einer falschen Information kaum hinterherlaufen. „So etwas lässt sich im Nachhinein nicht zu hundert Prozent wieder einfangen“, sagt er.
Ermittlungen zur Brandursache
Im Laufe des Sonntags löscht die Feuerwehr den Brand, der sich letztlich nur auf eine Halle beschränkt. Bei dem Brand sei niemand zu Schaden gekommen, erklärt sie. Dass es sich um einen Brandanschlag handelt, kann nicht ausgeschlossen werden, erscheint aber unwahrscheinlich. Das sollen nun aber Ermittlungen des Landeskriminalamts Berlin klären.