Die Erweiterung des Pfahlbaumuseums rückt näher. In seiner letzten Zusammenkunft vor der Sommerpause hat der Gemeinderat den Vorentwurf des Bebauungsplans „Erweiterung Pfahlbaumuseum“ in Unteruhldingen ebenso beschlossen wie die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit, der Behörden und sonstigen Trägern.
Träger des Vorhabens ist der Verein für Pfahlbau- und Heimatkunde, die Bauleitplanung übernimmt die Überlinger Planstatt Senner. Bereits in seiner Sitzung Anfang Juli hatte das Gremium die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans als Grundlage für die Umsetzung der Museumserweiterung beschlossen. Nach Darstellung von Ortsbaumeister Norman Zieger beabsichtigen die Pfahlbauten auf dem Gelände die Erweiterung des Museumskomplexes und eine Gestaltung des Freiraums, um den Besuchern ein modernes und innovatives Erlebnis bieten zu können.
Schon seit Längerem hat das 1922 gegründete archäologische Freilichtmuseum die Absicht, seine Ausstellungsflächen und Aufenthaltsmöglichkeiten zu erweitern.
Fläche an Museum verkauft
Damit dies umgesetzt werden kann, hatte der Gemeinderat im Jahr 2016 in nichtöffentlicher Sitzung den Teilverkauf des bisherigen Parkplatzes an das Pfahlbaumuseum beschlossen. Für das 1390 Quadratmeter große Grundstück erhielt die Gemeinde seinerzeit 804 000 Euro. Im Februar 2017 lag dem Gemeinderat eine entsprechende Bauvoranfrage vor.
Zwar sahen die Bürgervertreter die Notwendigkeit einer Erweiterung ein, sprachen sich jedoch eindeutig gegen die vorgestellte Bebauung aus. Die Ratsmitglieder zeigten sich mit dem städtebaulichen Bild sehr unzufrieden, erwarteten diesbezüglich eine wesentliche Verbesserung und sprachen sich sogar für einen Architektenwettbewerb aus.

Das ist nun erfolgt. Beim Wettbewerb ist der Entwurf des Architekturbüros Ackermann und Raff aus Stuttgart zum Siegerentwurf erklärt worden. Dieser Entwurf soll nun umgesetzt werden, wozu ein vorhabenbezogener Bebauungsplan Voraussetzung sind. Die etwa 0,7 Hektar große Fläche ist im Flächennutzungsplan des Gemeindeverwaltungsverbands Meersburg bereits als Sonderbaufläche „Museum“ ausgewiesen, womit die Grundlage für die Umsetzung des Vorhabens geschaffen worden ist.
Der Bebauungsplan „Ehemaliger Bahnhof“ aus dem Jahr 1960, der östlich an den Geltungsbereich angrenzt, ist nicht mehr gültig: Er findet keine Anwendung mehr, da dieser als Polizeiverordnung mit 20-jähriger Gültigkeit gefasst worden war. Das habe das Landratsamt Bodenseekreis im Vorjahr bestätigt, teilte die Planstatt mit.
Insbesondere im Zielfeuer des Gemeinderats stand die in Richtung Seefelder Straße geplante Ausstellungshalle des zweiten Bauabschnittes. „Das sehen wir kritisch. Die Wand mit etwa 40 Meter Länge und etwa fünf bis sieben Meter Höhe wirkt sicherlich sehr massiv“, sagte Helmut Halbhuber (FW) auf SÜDKURIER-Nachfrage. „Dies an der Straße und vor einem Hotel ist äußerst problematisch und wird Widerstand auslösen.“ Wie die Wand dann gestaltet werde, sei die nächste Frage.
Vielzahl von Vorschlägen
Erwin Marquart (CDU) sagte, der Bebauungsplan basiere auf dem Ergebnis des Architektenwettbewerbs, den man seinerzeit gefordert habe, und er sollte jetzt nicht vor der Beteiligung der Öffentlichkeit verändert werden. Der Plan berücksichtige bereits eine Vielzahl von Vorschlägen und Anregungen des Gemeinderats aus der Vorphase, wie zum Beispiel Tiefgarage, Zufahrt oder Gestaltung von Freiflächen. „Wir sollten jetzt auf die Stellungnahmen aus dem Beteiligungsprozess warten und diese dann für den weiteren Verlauf bewerten und abwägen.“
Das Ratsgremium beschloss schließlich einstimmig ergänzend zum Bebaungsplanvorentwurf und zur frühzeitigen Beteiligung zum einen eine Bürgerinformationsveranstaltung am Mittwoch, 4. September, 19 Uhr, im Welterbesaal. Zum anderen, dass der Vorhabenträger etwa eine Woche zuvor ein Stangengerüst mit den Maßen des zweiten Bauabschnittes aufstellt, damit jeder über die Dimension des geplanten Erweiterungsbaus informiert ist.
Die Erweiterung
Zwei neue Ausstellungsgebäude und ein neuer Eingangsbereich sollen nach Darstellung der Überlinger Planstatt Senner in zwei Bauphasen entstehen. So ist geplant, das bestehende Museumsgebäude als neues Ausstellungsgebäude umzubauen, wobei der Eingangsbereich in die Fuge des neuen Ausstellungsgebäudes verlegt werden soll. Die bestehende Eingangshalle soll geschlossen werden und eine neue Nutzung erhalten. In der ersten Bauphase sind neue Toilettenanlagen, ein Café, Nebenräume, ein Shopbereich und die Garderobe im Erdgeschoss sowie eine umlaufende Galerieebene beabsichtigt.
Die maximale Firsthöhe der Gebäude ist auf 12,50 Meter festgelegt. Zwischen beiden Gebäuden wird ein zentraler Platz entwickelt, der den Besuchern als Aufenthaltsort dienen soll. Eine notwendige Tiefgarage für die Mitarbeiter soll im zweiten Bauabschnitt neben den neuen Gebäuden erstellt werden, dort, wo sich derzeit der Parkplatz befindet. Die Holzkonstruktion der Neubauten erlaubt ein hohes Maß an Vorfertigung mit entsprechend kurzen Bauzeiten. Die Bauarbeiten sind jeweils im Winterhalbjahr beabsichtigt, wenn der Museumsbetrieb ruht.