Manfred Dinort

Derzeit ist die Kreisstraße 6563 im Bereich Unteralpfen für den Lastwagenverkehr gesperrt. Die Steinbachbrücke am unteren Ortsausgang wird bis Ende Juli saniert. Der übrige Verkehr wird durch Ampeln geregelt, die Umleitung erfolgt über zwei Brücken, zwei historische Bauwerke, die den Leiterbach und den Steinbach überqueren. Hier fließen auch die zwei Bäche zusammen, die beide ihren Ursprung am Gupfen haben.

Wer von oben kommt, passiert zuerst die Brücke über den Leiterbach mit ihrem schmiedeeisernen Geländer.
Wer von oben kommt, passiert zuerst die Brücke über den Leiterbach mit ihrem schmiedeeisernen Geländer. | Bild: Manfred Dinort

Für Lastwagen ist die enge und verwinkelte Umleitung nicht passierbar. Sie müssen die Baustelle weiträumig umfahren. Hinweisschilder sind oberhalb an der B 500 und unterhalb an der Albtalstraße angebracht. Die Straßenbrücke wird im Auftrag des Kreisbauamts von der Straßenbaufirma Storz aus Tuttlingen saniert. Sie soll bis zum 31. Juli wieder für den Verkehr freigegeben werden. Im Bereich der Umleitung gibt es zwei Abzweigungen, die eine führt vorbei an der Alten Mühle Richtung Dorf, die andere hinauf zum Stieg.

Hier fließen die Bäche zusammen, bei der Brücke über den Steinbach mit dem Wappen der Gemeinde Albbruck.
Hier fließen die Bäche zusammen, bei der Brücke über den Steinbach mit dem Wappen der Gemeinde Albbruck. | Bild: Manfred Dinort

Die alten Brücken sind aus präzise zugehauenen Natursteinen zusammengefügt und oben durch schmiedeeiserne Geländer gesichert. Darin eingearbeitet sind zwei Wappen, auf der einen Seite das Wappen der Gemeinde Albbruck, auf der anderen das Unteralpfener Wappen. Daneben steht, zwischen zwei mächtigen alten Linden, das Mühlekreuz, ein stattliches Wegkreuz, 4,50 Meter hoch. Es handelt sich um ein sogenanntes Marterkreuz. Auf dem Stamm sind die verschiedenen Folterwerkzeuge dargestellt, die an das Martyrium des Gottessohnes erinnern: Hammer, Nägel, Geißel, Zange, Dornenkrone und andere Symbole.

Vom Typ her ein Marterkreuz: das Mühlekreuz im Unteralpfener Mühleviertel.
Vom Typ her ein Marterkreuz: das Mühlekreuz im Unteralpfener Mühleviertel. | Bild: Manfred Dinort

1989 musste das Kreuz wegen Einsturzgefahr erneuert werden. Zuerst wurde der Sockel, der auf einem Mühlstein als Fundament ruhte, restauriert. Das Kreuz musste ersetzt werden. Initiator der Aktion war Franz Xaver Marder aus Unteralpfen, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, die Wegkreuze im Dorf zu erhalten. Um die Restaurierung des Mühlekreuzes zu finanzieren, stieß er eine große Spendenaktion an. Einen Teil steuerte das Landesdenkmalamt Freiburg bei. Inzwischen scheint das Kreuz etwas in Vergessenheit geraten zu sein, es hat Moos angesetzt und das Blumenbeet ist verödet.

Fast könnte man meinen, der Winkel liegt im Dornröschenschlaf. Auch die benachbarte Mühle, ein markantes Gebäude mit Treppengiebel und mit Efeu bewachsen, macht einen verträumten Eindruck. In den 80er Jahren wurde die Mühle von Grund auf renoviert. Danach fanden regelmäßige Führungen statt. Regie führte die letzte Müllerin Klara Nägele. Während sie die Besucher in der guten Stube des Hauses begrüßte und aus alten Zeiten erzählte, setzte ihr Lebensgefährte Franz Landis im Erdgeschoss das Mahlwerk in Betrieb, um frisches Mehl zu mahlen und eine Kostprobe an die Besucher weiterzureichen. Anschließend gab es für jeden ein „Schnäpsle“ und ein Stück vom selbstgebackenen Brot. Inzwischen hat die Mühle einen neuen Liebhaber gefunden: Sie ist in Schweizer Besitz übergegangen.