Vor zehn Jahren, 2011, begann das Drama um die Schließung der Papierfabrik in Albbruck. Jahrzehntelang war die PFA ein gesundes Unternehmen. Doch dann, Im August 2011, übernahm der finnische Konzern UPM das Albbrucker Werk. Vier Wochen später kündigte der Konzern die Schließung an, um, so die offizielle Begründung, Überkapazitäten am Markt abzubauen.

Wenige Monate später, Im Januar 2012, kam dann das endgültige Aus, die Werkstore wurden für immer geschlossen. Kurz darauf folgte der nächste Schritt: Im Mai 2012 wurde das Fabrikareal an die bayrische Karl-Gruppe verkauft, die den Rückbau der Anlagen einleitete.

  • Das Ende einer Ära: Mit der Schließung der Fabrik verloren 557 Mitarbeiter ihre Stelle. Alle waren fassungslos. „Wir alle haben noch acht Tage vorher eine Schließung für unmöglich gehalten“, so äußerte sich ein Mitarbeiter. Das könne nicht sein, so sei die allgemeine Überzeugung auch bei seinen Kollegen gewesen. Außerdem war seit geraumer Zeit der Bau einer neuen Papiermaschine PM 8 in Planung gewesen.
Dieses Bild entstand im März 2016, als die Anlagen der Papierfabrik Albbruck noch weitgehend intakt waren.
Dieses Bild entstand im März 2016, als die Anlagen der Papierfabrik Albbruck noch weitgehend intakt waren. | Bild: Manfred Dinort

Auch als am 16. September 2011 fast 4000 Menschen gegen die Schließung demonstrierten, zeigte das keine Wirkung. „Für den finnischen Konzern war es nur ein kleiner Federstrich, uns traf es mitten ins Herz“, so äußerte sich damals der Albbrucker Bürgermeister Stefan Kaiser. Weiter sagte er: „Albbruck und die Papierfabrik, das gehörte über Generationen zusammen, der Ort ist um die Fabrik gewachsen.“

Dieses Bild entstand im Juli 2017, als bereits riesige Lücken auf dem Fabrikareal klafften.
Dieses Bild entstand im Juli 2017, als bereits riesige Lücken auf dem Fabrikareal klafften. | Bild: Manfred Dinort

In den Jahrzehnten davor standen noch alle Signale auf Grün. Die Produktionszahlen kletterten von Jahr zu Jahr und die Anlagen wurden ständig dem neuesten Stand der Technik angepasst. Der Betrieb lief rund um die Uhr in vier Schichten. 1970 feierte die PFA ihr 100-jähriges Bestehen. Die Zahl der Mitarbeiter erreichte mit 848 Personen ihren Höchststand. Alle Zeichen standen auf Expansion. Die neue PM 7 und vier neue MIAG Presseschleifer wurden installiert.

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1976 wurden die neue Kläranlage in Betrieb genommen und ein neuer Sortierquerschneider aufgestellt, der „Bielomatik I“. In den Jahren 1977/78 erfolgte der Umbau des Werkstattgebäudes und der Umbau des Labor- und Gerätehauses der betriebseigenen Feuerwehr. Dann, 1978, ging die Papierfabrik Mochenwangen bei Ravensburg in den Besitz der Papierfabrik Albbruck über. 1979 wurde mit dem Einbau von zwei Voith-Stetig-Schleifern die Schleiferei ein zweites Mal erweitert. Die Kraftwerksanlage mit ihrem 72 Meter hohen Schlot wurde 1929 erbaut.

  • Resolution des Gemeinderates: Auch der Gemeinderat wehrte sich gegen die Schließung. Im September 2011 gab das Gremium eine Stellungnahme ab. Darin wurde festgestellt, dass sich Albbruck in den 140 Jahren des Bestehens der Papierfabrik zu einem modernen Industriestandort entwickelt habe. „Seit 1870 werden aus dem Schwarzwald und dem angrenzenden Elsass aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz qualitativ hochwertige Papiere produziert und in die ganze Welt exportiert“, so der Wortlaut der Resolution.
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Dabei sei die Wertschöpfung für die Region, aufgrund der vor Ort geschaffenen direkten und indirekten Arbeitsplätze und des Holzabsatzes immens gewesen. Obwohl sich die Papierindustrie seit Jahren in einer wirtschaftlich schwierigen Marktlage befinde, habe sich die Fabrikation am Standort Albbruck erfolgreich behaupten können. Das sei nur aufgrund der engagierten und hoch qualifizierten Belegschaft möglich gewesen. „Unsere Gemeinde hat sich mit und durch die Papierfabrik zu dem entwickelt, was sie heute ist“, hieß es weiter.

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Mit der Übernahme durch den finnischen Konzern UPM sei die Hoffnung der gesamten Region verbunden gewesen, dass auch in Zukunft der Fortbestand der Fabrik gesichert sei. Die großen Investitionen, unter anderem im Bereich der Energieerzeugung, aber auch die Ausweisung möglicher Erweiterungsflächen, seien als positive Signale gewertet worden. „Die Entscheidung des neuen Eigentümers, aus Gründen der Marktbereinigung den Standort Albbruck zu schließen, stößt bei uns auf völliges Unverständnis.“

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Appelliert wurde an die Verantwortlichen der Konzernleitung, ihren Entschluss zu revidieren und den Fortbestand der Fabrik zu ermöglichen. UPM, so hieß es weiter, habe mit dem Kauf der Fabrik auch die Verantwortung übernommen, den Standort Albbruck zu sichern und die Arbeitsplätze zu erhalten. „Unsere Solidarität gilt allen Arbeitnehmern, die von der Schließung betroffen sind.“