Multimedia ist in der zeitgenössischen Bildenden Kunst angesagt. Ein Beispiel dafür ist die Freie Gruppe Hochrhein. Die neu formierte Künstlergruppe, bei der nicht mehr alle Beteiligten am Hochrhein leben und arbeiten, sondern bis aus Freiburg kommen, zeigt im Bad Säckinger Kunstverein, dass Künstler fast schon Informatiker sein müssen.

Beim Publikum kamen die Animationsfilme in der „Villa Berberich“ gut an. Kunstvereinsvorsitzender Frank van Veen stellte sogar fest, dass die beiden Dunkelräume ein richtiger Anziehungspunkt waren. In zwei Kojen begegnet der Besucher nicht nur bewegten Bilderfolgen, sondern auch einer bewegten Fantasie.
Der Künstler wird zum Animator: Gruppensprecher Tobias Eder führt am Rechner erzeugte Sequenzen und Filme vor. Zuerst laufen kurze Autofilme in Dauerschleife, dann farbige „Room“-Filme; die Autos sind wie Skulpturen geformt. Die Filmbilder bewegen sich durch den Raum in einer unglaublichen Schnelligkeit und rasen um statuenhafte Figuren herum. Wie im Kino kann der Zuschauer in neue Welten eintauchen, erlebt mit Computeranimationen die Nachfolge der Zeichentrickfilme. Eders Themen entstammen mit „Auferstehung“ und Menschen in Grabsituationen dem christlichen Repertoire.
Die neue Medienkunst fordert den Betrachter heraus und hinterfragt Sehgewohnheiten. Katrin Niedermeiers elfminütiges „Transarcadia“ ist sogar audiovisuell, also mit Geräuschen und Klängen hinterlegt. Sie sucht das heutige Arkadien auf Erden, dazu sind Arien zu hören, darunter Tschaikowsky „Nur wer die Sehnsucht kennt“. Es ist eine Reise in den Körper hinein. Der genmanipulierte Mensch ist auch ein Thema, pochende Gefäße und Blutbahnen sind zu sehen, Flugzeuggeräusche spiegeln die heutige Zeit wider.
Die anderen Künstler der Freien Gruppe, deren Name schon immer Programm war, suchen ebenfalls Antworten auf Fragen der heutigen Zeit. Ruth Loibl will mit ihren lebensgroßen Textilfiguren, die „Bodenpersonal“ heißen und Arbeitskleidung tragen, etwas über den Menschen erzählen. Die Installation aus Stoff, Korbgeflecht und Holzwolle wirkt wie eine Inszenierung.

Die installativen Objekte von Carola Faller-Barris, der „Beichtstuhl“ mit angesägtem Stuhlbein und geschredderten Rechnungen oder die Engelsflügel aus Papier und Kabelbinder („Verkündigung“), auf denen sich Botschaften und Adressen finden, sind in metaphysischen Grenzbereichen angesiedelt.
Einen Raum für sich hat Peter Schütz, den seine Tier-Menschen schon lange begleiten. Da er in der Nähe eines Reiterhofs lebt, hat er immer Pferde vor Augen. Pferde haben in der Malerei seit jeher eine wichtige Bedeutung. Der Maler setzt sie speziell um:, in skurrilen, nicht eindeutigen bis subversiven Reiterszenen, die jede Erwartung unterlaufen.

Gegen die Übermacht großer Figuren im Raum setzt Kathrin Kunz zarte Blätter mit filigranen Pflanzendrucken, die einen leisen poetischen Moment in die Schau bringen. Von einem Augenabenteuer, einer ebenso sehenswerten wie vielfältigen, pluralistischen und zugleich in sich vernetzten Präsentation sprach Jürgen Glocker bei der Eröffnung. Diese „multiperspektivisch angelegte Ausstellung“ schaffe neue Zugänge zur Kunst und leiste einen wichtigen Beitrag zum künstlerisch-kulturellen Diskurs in unserer offenen Gesellschaft. Zudem würde der Ausstellungstitel „zum Nachdenken anregen.