Vor knapp zwei Jahre sorgte die Tabak-Manufaktur Heimat im ostschweizerischen Steinach international für Aufsehen, als diese die – laut eigener Aussage – erste Hanfzigarette der Welt auf den Markt brachte. Der Hype war groß, die Nachfrage nach den mit Hanf verfeinerten Glimmstängeln auf dem heimischen Markt war riesig.

An Bad Säckingen und Deutschland allgemein, wo die Hanfzigaretten nicht legal verkauft werden dürfen, ist die Welle der Begeisterung für das Tabakprodukt jedoch vorbeigeschwappt.
„In Deutschland kam der Trend definitiv nicht an“, berichtet Mark Eferl, Pressesprecher des Hauptzollamts in Singen, das auch für das Zollamt in Bad Säckingen zuständig ist. Nur vereinzelt habe es hier Fälle gegeben, in denen eben jene Hanfzigaretten beschlagnahmt worden seien.
Keine berauschende Wirkung
Warum die deutschen Konsumenten an den Hanfzigaretten kaum Interesse zeigen, darüber lässt sich nur spekulieren. Eferl vermutet jedoch ganz pragmatische Gründe: „Die Zigaretten sind recht teuer und sollen außerdem nicht berauschend wirken.“
Mit seiner Einschätzung könnte Eferl durchaus richtig liegen, immerhin kostet eine Packung „Heimat“ mit Hanf stolze 19,90 Schweizer Franken.

Und richtig „high“ machen die Hanfzigaretten, die in fast jedem Kiosk und den Filialen großer Einzelhandelsketten in Schweiz erhältlich sind, auch nicht. „Es handelt sich um sogenannte CBD-Zigaretten, die keine berauschende Wirkung haben“, erklärt Roland Pfister, Pressesprecher der Kantonspolizei Aargau.

Zur Erklärung: Sogenannte Cannabidiole, kurz CBD, sind einer von insgesamt circa 70 Wirkstoffen der Hanfpflanze, die bislang erforscht wurden. Anders jedoch als beispielsweise das bekannte und berauschende Tetrahydrocannabinol (THC), gilt CBD als allgemein verträglich, entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Wann mache ich mich strafbar?
Deutschland und die Schweiz liegen nah beieinander, in Bad Säckingen ist der Weg über die Holzbrücke kurz. Würde nun ein Deutscher in der Schweiz eine der besagten Hanfzigaretten rauchen und dann wieder zurück nach Deutschland gehen oder fahren, hat die Person erst einmal nichts zu befürchten. „Zumindest solange man keine Ausfallserscheinungen zeigt“, betont Eferl.
Rechtswidrig handelt man erst dann, wenn die Hanfzigaretten über die Grenze gebracht werden – zunächst völlig unabhängig davon, ob die Zigaretten auch konsumiert wurden oder nicht. „Die Hanfzigaretten werden von uns als Marihuana angesehen“, so Eferl.
Die Gesetzeslagen im Vergleich
Etwas lockerer wird das Ganze hingegen bei unseren Schweizer Nachbarn gehandhabt. Die Rechtslage unterscheidet sich in erster Linie darin, dass in der Schweiz der Besitz bis zu zehn Gramm Cannabis grundsätzlich erlaubt ist. In Deutschland ist der Besitz illegal, es sei denn, Cannabis wird auf Rezept verschrieben.
Folglich fallen die Hanfzigaretten nicht unter das Schweizer Betäubungsmittelgesetz. Da die Hanfzigaretten außerdem hauptsächlich das „gute“ CBD beinhalten, während der THC-Anteil bei unter einem Prozent liegt, werden sie nicht als Droge eingestuft. „Das Produkt fällt unter das Schweizer Heilmittel- und Lebensmittelgesetz“, erklärt Pfister.
In der Schweiz sinId Hanfprodukte mit hohem CBD- aber einem niedrigen THC-Gehalt von unter einem Prozent seit einer Gesetzesänderung von 2016 legal. Das trifft auch auf die Hanfzigaretten der Marke Heimat zu.

Die Hanfzigarette ist bei den Eidgenossen tatsächlich eine Zigarette wie jede andere auch. Auch die Suchtgefahr werde nicht zwangsläufig höher eingeschätzt, als bei anderen Tabakprodukten. Somit spielen die Hanfzigaretten im Alltag der Schweizer Polizei nur eine marginale Rolle.
Und auch ganz allgemein scheint der Hype nachzulassen – zumindest im grenznahen Gebiet, wie Pfister sagt: „Ich habe den Eindruck, das ist abgeflaut.“
Grenzwerte am Steuer
In der Schweiz und in Deutschland gelten bestimmte Grenzwerte für Cannabis im Straßenverkehr. Fahren unter Drogeneinfluss ist in beiden Ländern strafbar, allerdings gibt es Unterschiede: Im Straßenverkehr liegt das Limit für Cannabis bei drei Nanogramm pro Milliliter in der Schweiz. In Deutschland ist es deutlich niedriger und auf ein Nanogramm pro Milliliter festgelegt.
Für die Konsumenten von Hanf-Zigaretten bedeutet das: Wer hin und wieder gerne an einer Hanfzigarette zieht, werde jedoch keinen der Werte überschreiten, wie Pfister versichert: „Mit CBD-Hanf erreicht man das nicht.“