Brigitte Chymo

Jeder kennt Snackautomaten auf dem Bahnhof oder in öffentlichen Gebäuden. Münze rein und etwas zu essen oder zu trinken kommt raus. Inzwischen haben sich diese Geräte zu umfangreichen Lebensmittelautomaten gemausert. Per Knopfdruck gibt es Eier und Milch und sogar Frischfleisch. Bauern, Metzger und Lebensmittelhändler nutzen diese Möglichkeit immer mehr, um ihre Ware auch ohne Bedienung und außerhalb der Öffnungszeiten anbieten zu können. Einem spontanen Grillfest am Sonntag, Pfingstmontag oder Fronleichnam steht damit nichts mehr im Wege.

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Die Handhabung ist ganz einfach, wie beim Snackautomaten auch. Egal, ob Steaks, Schnitzel, Grillwurst oder Eier – jedes Produkt hat seine Nummer. Über die Zahlentastatur ist die Zahl, zu Beispiel für Schnitzel, schnell eingegeben. Jetzt erscheint im Display der Preis. Zahlbar ist die Ware per Münze oder Schein. Sobald der Betrag beglichen ist, setzt sich ein Lift in Bewegung, holt das Schnitzelfleisch ab und befördert es sanft in das Ausgabefach. Auf der dicken Polsterung landen selbst rohe Eier, ohne einen Kratzer abzukommen.

Selbstvermarkter profitieren vom Trend

„Lebensmittelautomaten sind tatsächlich im Trend und bieten viele Vorteile für direktvermarktende Betriebe und ihre Kunden. Sie können zwar keinen Hofladen ersetzen, aber sie bieten eine arbeitssparende Möglichkeit, um Lebensmittel vom Hof zu vermarkten“, bestätigt Padraig Elsner vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband. Von diesem Trend profitiert auch unsere Region immer mehr.

Im Automaten auf dem Bauernhof Wunderle in Wallbach ist auch Frischfleisch im Angebot, Jacqueline Allgeier betreut ihn.
Im Automaten auf dem Bauernhof Wunderle in Wallbach ist auch Frischfleisch im Angebot, Jacqueline Allgeier betreut ihn. | Bild: Brigitte Chymo

Auf dem Bauernhof Wunderle in Wallbach steht schon seit Längerem ein Lebensmittelautomat. Der aktuelle ist auf dem neusten Stand der Technik. Er ist ein großer und hochmoderner verriegelter Kühlschrank. Der Automat ist prall gefüllt. Mit portioniertem Fleisch und Wurst, beides aus eigener Produktion. Aber auch mit Eiern, Joghurt und Getränken. „Das bietet sich an, wir liegen am Radweg“, erklärt Jacqueline Allgeier, die sich um die Automaten kümmert. Den Wunderles geht es um Direktvermarktung. Sie wollen ihr Produkt direkt an den Kunden bringen. Außerdem komme die Direktvermarktung auch der Qualität des Fleisches zugute: „Die Tiere haben keinen langen Transportweg. Wir lassen in Herrischried schlachten“, so Allgeier.

Auch Milch gibt es auf dem Bauernhof Wunderle aus dem Automaten.
Auch Milch gibt es auf dem Bauernhof Wunderle aus dem Automaten. | Bild: Brigitte Chymo

Eines der Produkte im Lebensmittelautomaten der Wunderles ist übrigens eine leere Milchflasche. Wer sie zieht, kann sích einfach umdrehen und direkt gegenüber am Milchautomaten frische Kuhmilch vom Hof zapfen. Der Milchautomat war schon lange vor dem Lebensmittelautomaten da. „Wir verdienen in der Direktvermarktung mehr als über die Genossenschaft“, erklärt Allgeier.

Der Lebensmittelautomat ergänzt das Angebot des Hofladens Griener in Öflingen, im Bild ist Alexandra Griener.
Der Lebensmittelautomat ergänzt das Angebot des Hofladens Griener in Öflingen, im Bild ist Alexandra Griener. | Bild: Brigitte Chymo

Der Lebensmittelautomat auf dem Hof der Grieners in Öflingen steht jetzt im zweiten Jahr. „Es kommen alle Kunden allen Alters, und in der Grillsaison stehen Sonntagnachmittag die Leute sogar Schlange. Selbst in der Nacht kommen manchmal welche“, berichtet Alexandra Griener. Damit das Grillen auch wirklich klappt, stehen außerdem Grillkohle und Einweggrill mit zum Verkauf neben dem Automaten. Auch die Grieners wollen Fleisch und Wurst aus eigener Erzeugung selbst und ergänzend zum Hofladen vermarkten. Butter und Eier ergänzen das Angebot im Lebensmittelautomaten. Und ein Red Bull: „Das ist für die Jungen.“

Beliebter Service

Das Geschäft mit dem Lebensmittelautomaten lief bei den Grieners so gut an, dass im Sommer sonntags manchmal sogar zweimal befüllt werden muss. Die ganze Familie ist eingespannt: „Sonst gäbe es keinen Sonntag mehr. Wir wechseln uns ab“, sagt Griener. Der Lebensmittelautomat war auch über den Winter in Betrieb. „Wir hatten mal Currywurst zum Warmmachen drinne, Suppen oder auch Geschnetzeltes oder eine Bolognese“, erzählt Griener. Aber: „Ohne Grillfleisch war der Verkauf schleppender.“

Fleisch aus dem Automaten gibt es in Hottingen in der Ledergasse 18.
Fleisch aus dem Automaten gibt es in Hottingen in der Ledergasse 18. | Bild: Brigitte Chymo

Der Bauernhof Kammerer in Niederhof hat erst vor Kurzem einen Lebensmittelautomaten im Eingangsbereich zu seinem Hofladen aufgestellt „Es hat sich einfach angeboten, weil durch die Grünschnittsammelstelle hier den ganzen Tag Leute durchkommen. Viele sind erst um zwischen 18 und 19 Uhr hier, also wenn der Hofladen schon zu hat, und können dann noch Eier mitnehmen“, erklärt Manuela Kammerer. Der Verkauf der eigenen Eier war auch der Grund für den Lebensmittelautomaten. „Es geht auch um Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Kammerer mit Blick auf die Einkaufszentren: „Es ist eine gute Alternative zu längeren Öffnungszeiten und mehr Personal.“

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Zusammen mit den Eiern ist auch Grillfleisch aus der Region, Wurst, Milch und Butter im Angebot. Manuela Kammerer ist zufrieden. Das Geschäft sei erstaunlich gut angelaufen, obwohl nur auf Facebook geworben wurde: „Wir wollen auch junge Leute erreichen.“ Ihr Anliegen ist, das Regionale und Saisonale auch an die jüngere Generationen weiterzugeben. Entsprechend wird der Automat im Winter anders bestückt.

Der Lebensmittelautomat beim Schmidt‘s Markt in Wehr hat alle Zutaten für das Grillen im Angebot.
Der Lebensmittelautomat beim Schmidt‘s Markt in Wehr hat alle Zutaten für das Grillen im Angebot. | Bild: Brigitte Chymo

Im herkömmlichen Lebensmittelhandel macht der 24-Stunden-Service ebenfalls Schule. Der Schmidt‘s Markt in Wehr hatte vergangenes Jahr von Mai bis Oktober zum ersten Mal einen Lebensmittelautomaten mit SB-Fleisch stehen. Dazu gab es Grillsoßen, aber auch ein Angebot für Vegetarier. Dass der Automat gut angenommen wird, erklärt Matthias Schmid damit: „Das Einkaufsverhalten hat sich geändert. Der Verbraucher plant nicht mehr, er kauft spontan. Und wenn am Sonntag das Wetter zum Grillen plötzlich aufgeht, dann kann er am Automaten Grillfleisch kaufen.“

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Die Angebote der Lebensmittelautomaten

  • Welche Vorteile hat ein Lebensmittelautomat? Regionale Produkte können rund um die Uhr an jedem Tag im Jahr gekauft werden.
  • Welche Produkte werden angeboten? In unserer Region sind es vor allem Frischmilch und Milchprodukte, Fleisch, Wurstwaren und Eier.
  • Was kostet die Ware? Da die Investitions- und Unterhaltungskosten des Automaten umgelegt werden, ist auch der Preis etwas höher.
  • Was passiert im Fall einer Störung? Die Automaten haben Störungsmelder. Für den Kunden sind zum Teil auch Telefonnummern angegeben. Wenn die Automaten direkt bei den Höfen stehen, gibt es meistens einen Ansprechpartner.

Standorte der Automaten

  • Bauernhof Wunderle in Wallbach, Buchbrunnenweg 80, auf Facebook zu finden.
  • Hofladen Griener in Öflingen, Mühlenstraße 42, www.dienstleistungen-griener.de und auf Facebook.
  • Schmidt‘s Markt Wehr, Todtmooser Straße 24.
  • Hofladen Kammerer in Niederhof, Oberhofstraße 20, www.bauernhof-kammerer.de und auf Facebook.
  • Landmetzgerei Gersbach in Hottingen, Ledergasse 18, auf Facebook.
  • Milchviehbetrieb Ebner in Rotzel, Rotzler Straße 58 (Milchautomat).
  • Bauernhof Genter in Wehr, Enkendorfstraße 51 (Eierautomat).

(Angaben ohne Gewähr und ohne Anspruch auf Vollständigkeit)