Hans-Walter Mark

„Ich habe das Haus verwaltet und mich mit großem Engagement dafür eingesetzt, wie wenn es mein eigenes wäre“, so fasst Rudolf Schließmann (82) seine Erinnerung an das nun stillgelegte Bad Säckinger Kreiskrankenhaus zusammen. Ob als verantwortlicher Bauleiter (1977 bis 1980) oder nach der Inbetriebnahme des Kreiskrankenhauses als technischer Leiter, kennt Schließmann jeden Winkel seines zu betreuenden Objekts.

Rudolf Schließmann erinnert sich an die Bauzeit.
Rudolf Schließmann erinnert sich an die Bauzeit. | Bild: Hans-Walter Mark

Als Rudolf Schließmann, Mitte der 70er Jahre als Bauleiter beim Architektenbüro Heinle, Wischer und Partner in Stuttgart beschäftigt, gefragt wird, ob er die Universität von Teheran oder ein kleines Krankenhaus mit 198 Betten in Bad Säckingen bauen wolle, entscheidet sich der Schwabe für das „tiefste südbadische Ausland“. Da er zu diesem Zeitpunkt bereits bei der Erstellung von drei großen Krankenhäusern die Bauleitung innehatte, verfügt er über eine große Erfahrung.

Von 1896 bis 1909 gehört das landwirtschaftliche Anwesen Alfred Klingele, der es an Karl Hauss verkauft. In den 50er Jahren erwirbt die ...
Von 1896 bis 1909 gehört das landwirtschaftliche Anwesen Alfred Klingele, der es an Karl Hauss verkauft. In den 50er Jahren erwirbt die Stadt das Gebäude und das dazugehörende Gelände. Dieses übereignet sie kostenlos dem Kreis als Baugrund für die Erstellung des Kreiskrankenhauses. Im Mai 1977 wird das Gebäude abgerissen. Das Bild zeigt die Vorderseite des Hauses, heute Parkstraße 16. | Bild: Stadtarchiv Bad Säckingen

Als erste Maßnahme bei Baubeginn erfolgt der Abriss des auf dem Gelände stehenden bäuerlichen Anwesens. Beim Fundament des Krankenhauses ist die Bodenbeschaffenheit, insbesondere der Westteil mit nicht tragfähigen Tonschichten, eine Herausforderung. Es wird überaus viel Beton benötigt, was einen Bürger zur Beschwerde wegen Verschwendung beim damaligen Landrat Norbert Nothelfer veranlasst.

Baustelle: Das Bild von etwa 1978 zeigt die Arbeiten an der Decke bei der Eingangsebene mit Blick auf das Kurzentrum, im Hintergrund die ...
Baustelle: Das Bild von etwa 1978 zeigt die Arbeiten an der Decke bei der Eingangsebene mit Blick auf das Kurzentrum, im Hintergrund die Hochrheinklinik. | Bild: Archiv Landkreis Waldshut

Da Schließmann in einem Wohnwagen bei der Baustelle wohnt, ist er stets vor Ort und kann alle Arbeiten überwachen. „Nach Feierabend habe ich die Baustelle inspiziert und wusste, ob die Arbeiter für den Bauabschnitt ausreichen“, beschreibt der Baufachmann seinen Arbeitstag, der acht Stunden bei Weitem überschreitet.

Im Luftbild von 2019 ist die freie Fläche geschrumpft. Westlich des Krankenhauses hat sich die Obere Flüh ausgedehnt, östlich ist das ...
Im Luftbild von 2019 ist die freie Fläche geschrumpft. Westlich des Krankenhauses hat sich die Obere Flüh ausgedehnt, östlich ist das Kurgebiet entstanden, Hotex und Engel sind verschwunden, am Schöpfebachtal ist ein Wohngebiet entstanden. Auch die Bebauung Sonnhalde, Leimet sowie oberhalb der heutigen Rudolf-Eberle-Schule gab es 1970 nicht. | Bild: Erich Meyer

Mal schnell mit dem Handy beispielsweise eine Bestellung durchgeben, dieses Kommunikationsmittel stand in den 70er Jahren nicht zur Verfügung. Es gab nur das Festnetztelefon und das Fax im Baubüro. Auch die Pläne sind von technischen Zeichnern von Hand erstellt worden. Gerade bei den Änderungswünschen des Bauherrn sind sie stets gefordert. Nach dreijähriger Bauzeit kann das neue Krankenhaus schließlich pünktlich und schlüsselfertig an den Landkreis Waldshut übergeben werden.

Der Anblick heute: das ehemalige, mittlerweile vom Landkreis geschlossene Krankenhaus, im Hintergrund die ebenfalls geschlossene ...
Der Anblick heute: das ehemalige, mittlerweile vom Landkreis geschlossene Krankenhaus, im Hintergrund die ebenfalls geschlossene Hochrheinklinik. | Bild: Hans-Walter Mark

Schließmann ist stolz darauf, den Bau des weit über die Kreisgrenzen hinaus modernsten Krankenhauses als wichtigen Versorgungspunkt für die Bevölkerung des Westkreises in verantwortlicher Position geleitet zu haben. Lobend erwähnt er die außerordentlich gute Zusammenarbeit mit den am Bau tätigen Firmen sowie mit Stadt und Landkreis, vor allem mit Landrat Norbert Nothelfer und dem Säckinger Bürgermeister Günther Nufer.

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Als das Werk vollbracht ist, will Schließmann, Vater von vier Kindern, sesshaft werden. Er bewirbt sich auf die Stelle des technischen Leiters und wird genommen. Wenn er auf das heutige Krankenhaus blickt, überfällt ihn Wehmut. Er ist enttäuscht, dass ein bisher gut funktionierendes Krankenhaus seine Aufgabe nicht mehr erfüllen darf.

Zur Baugeschichte des Kreiskrankenhauses

Am 1. Januar 1965 übernahm der Landkreis Säckingen das Säckinger Krankenhaus in seine Trägerschaft mit der Absicht, es zu sanieren und zu einem Schwerpunktkrankenhaus erster Ordnung mit 280 Betten auszubauen.

  • 1969 reift der Entschluss für einen Neubau. Die Stadt übereignet dem Landkreis kostenlos das Gelände auf der Oberen Flüh und stellt weiteres Gelände aus dem Besitz des Spitalfonds kostengünstig zur Verfügung.
  • 1970 hatten das Land Baden-Württemberg und der Landkreis Säckingen einen Anbau an das bestehende Krankenhaus vorgesehen.
  • Im Februar 1971 beschließt der damalige Kreis Säckingen aufgrund der ungenügenden Krankenversorgung spätestens im Jahr 1975 einen Neubau mit 360 Betten, einschließlich 80 Betten für Kinder und Infektionskrankheiten zu erstellen.
  • Januar 1973: Säckingen verliert durch die Kreisreform seine Zentralität und wird dem Landkreis Waldshut zugeschlagen. Im neuen Kreistag unterstützen alle Parteien mit Nachdruck das Säckinger Projekt.
  • Im Juli 1977 erfolgt die endgültige Baufreigabe für ein Krankenhaus mit 198 Betten. Eine Kinderabteilung ist nicht mehr vorgesehen.
  • Am 6. Juli 1977 erfolgt der Spatenstrich.
  • Am 30. Juni 1980 wird nach genau dreijähriger Bauzeit das Krankenhaus in Betrieb genommen.
  • Die Daten: Auf circa 45 Millionen Mark belaufen sich die reinen Baukosten. Die medizinischen Fachdisziplinen im Krankenhaus umfassen Chirurgie (74 Betten), Innere Medizin (64 Betten), Gynäkologie und Geburtshilfe (38 Betten), Intensivüberwachung (sieben Betten) und HNO sowie Augenheilkunde (15 Betten). Keine selbstständigen Fachgebiete sind Labor, Röntgen, Pathologie und Anästhesie.
  • Interessant beim Krankenhaus, das immer von einer Mitte ausgeht, ist die Farbgebung. Die Farbe grün steht für den Schwarzwald, braun für Holz und blau für Rhein und Wasser. Diese Farben bringen einen Teil der Umwelt in das Innere des Hauses und sorgen damit für eine Atmosphäre zum Wohlfühlen.