Wer erinnert sich noch an die grüngelben Lastwagen der Bad Säckinger Firma Karl Lang mit dem Werbespruch: „Wer Lang Wasser trinkt, wird alt“? Zusätzlich gab es den Libella-Bus, denn seit 1950 hatte die Firma Lang die Lizenz, die beliebten Libella-Fruchtsaftgetränke abzufüllen und zu vertreiben.

Die Getränkefirma Karl Lang

Bis 1988 füllte Hermann „Männi“ Lang das Säckinger Mineralwasser zuerst aus der Badquelle und dann, als diese versiegte, aus der Margarethentherme ab. Barbara Matt, die Tochter von Hermann Lang, ist mit der Firma aufgewachsen und hat, wie in einem Familienunternehmen üblich, die Entwicklung des Betriebs durch tatkräftige Mithilfe hautnah miterlebt.

1955: Mit dem „Opel Blitz“ belieferte Hermann Lang in den 50er Jahren die Kunden.
1955: Mit dem „Opel Blitz“ belieferte Hermann Lang in den 50er Jahren die Kunden. | Bild: Archiv Familie Lang

Sie erzählt, dass die Übernahme des Getränkevertriebs nicht der Wunschberuf ihres Vaters gewesen sei. Er wollte Medizin studieren. Doch ihr Großvater Karl Lang benötigte aufgrund der ständigen Firmenexpansion dringend Unterstützung. Deshalb trat Hermann Lang nach der Handelsschule in den elterlichen Betrieb ein, den er später übernahm. Wie die Firma den Familienalltag bestimmte und die schwere körperliche Arbeit beim Be- und Entladen und Stapeln der Getränkekisten, daran erinnert sich Barbara Matt noch sehr genau.

1980: Hermann Lang an der Abfüllanlage.
1980: Hermann Lang an der Abfüllanlage. | Bild: Archiv Familie Lang

Gerade in den Sommermonaten dauerte der Arbeitstag ihrer Eltern länger als acht Stunden. Für die Familie gab es keinen gemeinsamen Sommerurlaub. Alle Familienmitglieder wurden gebraucht. Ein Besuch im Schwimmbad, davon konnte sie nur träumen, berichtet Barbara Matt. Eine Ausnahme gab es: Wenn sie den Fahrer begleitete, der das Bad Säckinger Schwimmbad belieferte, konnte sie sich eine kurze Abkühlung im Wasser gönnen.

Die Flaschen mit dem Säckinger Mineralwasser waren hervorragende Werbeträger für die Trompeterstadt am Hochrhein. Der Kronkorken löste ...
Die Flaschen mit dem Säckinger Mineralwasser waren hervorragende Werbeträger für die Trompeterstadt am Hochrhein. Der Kronkorken löste den Bügelverschluss ab. | Bild: Hans-Walter Mark

Stolz ist Matt im Rückblick darauf, dass sie bereits mit 13 Jahren die ersten Rechnungen geschrieben hat, mit dem Stapler Paletten bewegt oder einen neuen Fahrer in seine Tour eingewiesen hat. Sie packte auch beim Be- und Entladen der Lastwagen mit Getränkekisten mit an. Den Telefondienst zu übernehmen, wenn der Vater Getränke auslieferte, davon war sie nie begeistert. Dies bedeutete, in der Wohnung an einem Festnetzapparat „angebunden“ zu sein, um die Getränkebestellungen der Kunden entgegen zu nehmen.

„Resi“ Lang war für die Reinigung der Getränkeflaschen zuständig.
„Resi“ Lang war für die Reinigung der Getränkeflaschen zuständig. | Bild: Archiv Familie Lang

„Sie arbeitete wie ein Brunnenputzer“, charakterisiert Barbara Matt mit großer Wertschätzung den unermüdlichen Einsatz ihrer Mutter Rosa Maria „Resi“ für die Firma. Zu ihrem Aufgabengebiet gehörten das Befüllen der Flaschenreinigungsmaschine und die Reinigung der Abfüllanlage sowie der dazugehörenden Räume.

Die älteren Flaschen mit Bügelverschluss und Holzkiste.
Die älteren Flaschen mit Bügelverschluss und Holzkiste. | Bild: Hans-Walter Mark

Welchen Werbeeffekt die Firma Lang mit dem Sprudel aus Bad Säckingen bewirkte, kommt für Barbara Matt dadurch zum Ausdruck, dass rund eine Million Flaschen die Aufschrift „Säckinger Mineralwasser“ trugen. Das Gebiet, in dem die Firma Lang auslieferte, erstreckte sich von Bad Bellingen über den Hotzenwald, entlang der Hochrheinschiene bis nach Singen.

Die Kunden

Zu den Kunden gehörten Privatleute ebenso wie Gasthäuser, Kantinen von Fabriken oder Kliniken. Dass es bei der Firma „Ferro“ in Laufenburg, immer einen Landjäger gab, freute sie besonders. Natürlich waren es im Sommer auch die vielen Feste in der Region, die mit Getränken versorgt werden mussten. Ob Samstag oder Sonntag, wenn Getränke aller Art benötigt wurden, war die Firma Lang zur Stelle.

Die Quellen

Als 1988 in der Margarethenquelle Verunreinigungen, hervorgerufen durch Keime, festgestellt und die Quelle stillgelegt wurde, bedeutet dies das Ende des Säckinger Mineralwassers. Neben dem enormen finanziellen Umsatzverlust musste ein Drittel der Mitarbeiter entlassen werden.

Die Serie und Ihre Teilnahme

Enttäuscht ist Barbara Matt vom Verhalten seitens der Stadt. Ihr Vater als Pächter des Thermalwassers sollte für die Kosten der Sanierung aufkommen. Diese hätte eine Summe von 100.000 D-Mark oder bei einer Neubohrung eine Million D-Mark gekostet, was die Firma Lang überfordert hätte. Ab September 1988 gehörten zum Sortiment der Firma Lang, neben den Libella-Fruchtsaftgetränken, dann nur noch Getränke anderer Hersteller.

Barbara Matt steht in den Räumen, in denen ihre Eltern einst die Getränkeflaschen gefüllt haben. Ihr Ehemann Reinhard Matt betreibt dort ...
Barbara Matt steht in den Räumen, in denen ihre Eltern einst die Getränkeflaschen gefüllt haben. Ihr Ehemann Reinhard Matt betreibt dort heute eine Schreinerei. Barbara Matt selbst arbeitet als Operationsschwester in einer Klinik. | Bild: Hans-Walter Mark

Die Abfüllanlage verkaufte Hermann Lang nach Ostdeutschland. In den Räumen, wo einst die Getränkeflaschen gefüllt wurden, betreibt heute Reinhard Matt eine Schreinerei. Barbara Matt arbeitet als Operationsschwester in einer Klinik.