Wie so oft spiegelt sich die Weltlage auch in der Situation regionaler Unternehmen wieder. Bei der Volksbank Rhein-Wehra ist das nicht anders. „Wir hatten 2022 alle Hände voll zu tun,“ sagte Vorstandschef Werner Thomann bei der Vertreterversammlung der Volksbank diese Woche im Kursaal.
Dennoch sei die Entwicklung stabil, der Jahresüberschuss 2022 bewegt sich mit 2,3 Millionen Euro exakt im Bereich des Vorjahres. Das Geschäftsvolumen steht bei 1,8 Milliarden Euro. Kräftig zugelegt hat das Kreditgeschäft 2022 zwar noch einmal, hier geht die Bank wegen der gestiegenen Zinsen aber von einer weiteren Abschwächung aus. Dagegen rückt das Anlagengeschäft wieder in den Fokus.
Schwieriges Jahr 2022: Auch lokale Projekte gerieten in Straucheln
Vorstandsvorsitzender Werner Thoman sprach bei der Vertreterversammlung von einem Jahr des „starken Wandels“. Nach Ausklingen der Coronakrise habe man auf eine Beruhigung gehofft. Doch der Ukrainekrieg habe diese Hoffnung im Februar des letzten Jahres zunichte gemacht.

Nicht nur global, auch lokal seien es schwierige Zeiten, sagte Thomann und verwies auf die taumelden Stadtwerke und den Gesundheitscampus im vergangenen Jahr. Beide hätten mit einem Kraftakt wieder in die Bahn gebracht werden können.
Bei der Campus-Rettung nannte Thomann namentlich das Unternehmen Hery, ein langjähriger und bekannter Kunde der Volksbank. Durch den Einsatz von Hery um Geschäftsführer Holger Amann sei der Campus wieder in die Spur gekommen. Er persönlich sei froh, sagte Thomann, dass der Campus nun doch eine „Erfolgsgeschichte“ werde – und das aller Unkenrufe zum Trotz, wie er hinzufügte.
Zehn Jahre „exorbitantes Kreditwachstum“ vorerst zu Ende
Die Geschäftsentwicklung der Volksbank konnte 2022 nach „zehn Jahren eines exorbitanten Kreditwachstums“, wie Thomann es nannte, noch einmal von diesem Geschäftsfeld profitieren. Das Kundenkreditgeschäft legte um 10,1 Prozent zu. Doch der Wind drehte sich bereits im Verlaufe des vergangenen Jahres. Die Steigerung in 2022 resultiert laut Thomann überwiegend aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahres. Da seien die Zinsen noch niedriger gewesen. Insgesamt teilt Thomann das Jahr 2022 in eine erste „dynamische Jahreshälfte und eine stark nachlassende zweite Jahreshälfte“.
Zins-Hoch trifft die Baubranche
Was bedeutet diese Entwicklung? Der Bankchef sieht die Krisen als „extreme Unsicherheitstreiber“ für das Geschäft. Die stark gestiegenen Zinsen hätten Folgen für Wohnbaudarlehen und Unternehmenskredite. Wegen zu hoher Zinsen und explodierender Baustoffpreise würden etwa Bauprojekte zurückgestellt.
Was bedeutet dies für bankeigenen Immobilienprojekte? Das Kreditinstitut plant ja bekanntlich die Errichtung einer neuen Unternehmenszentrale in Bad Säckingen auf dem ehemaligen Mercedes-Areal. Thomann hofft da schon in eigener Sache auf sich wieder normalisierende Preise in der Baubranche. Deshalb will die Bank nicht vorschnell die Bagger rollen lassen. Zur zeitlichen Perspektive sagte Thomann, dass vor 2025 mit einem Umzug nicht zu rechnen sei. Zudem suche man für die oberen Stockwerke am jetzigen Standort in der Innenstadt noch Mieter. Er betonte noch einmal, dass die Geschäftsstelle in der Schützenstraße weiter bestehen bleibe.
Wie sparsam ist die Volksbank?
Was die Verwaltungsaufwendungen, also Sachaufwand und Personalkosten, angeht, sieht Thomann seine Bank auf bestem Weg. „Wir sind hier zwar nicht im Schwäbischen, sondern in Baden“, dennoch liege die Volksbank Rhein-Wehra bei diesen Aufwendung im landesweiten Voba-Ranking am günstigsten.
Wieviel Dividende schüttet die Volksbank aus?
Als Dividende zahlt die Volksbank 2,5 Prozent. Diese setzte sich aus 1,5 Prozent Basis-Dividende und einem Bonus von einem Prozent zusammen, so Thomann. Thomann will die Basisdividende wegen der unsicheren Zukunft zunächst bei 1,5 Prozent belassen, gute Jahre dafür über einen Bonus darstellen.
Wie sehen die Perspektiven aus?
Die Volksbank geht auch weiter von einer schwierigen Wirtschaftslage aus. „Wir richten uns weiter auf stürmischen Wind ein“, so Thomann. Die Hochzinsphase belaste die Bank zwar zunächst, dafür böten aktuell Zinsanlagen wieder Chancen. Gleichsam geht er davon aus, dass sich die Zinsentwicklung wieder drehen könnte.
Geschäftsstandorte bleiben unverändert
Die Bank werde weiter in ihrem Geschäftsbereich mit Beratung und Standorten flächendeckend präsent sein, teilte Thomann mit. Bei den Standorten an der Rheinschiene von Rheinfelden bis Dogern werde es keine Änderungen geben, ebenso wenig bei den Geschäftsstellen Bernau und Rickenbach sowie den SB-Standorten.
So groß ist die Bad Säckinger Bank im Vergleich
Im Größenvergleich der bundesweit 735 Volksbanken steht die Rhein-Wehra auf Platz 218, landesweit sind es insgesamt 137 Volksbanken, hier rangiert das Bad Säckinger Institut auf Platz 44.