Die dichtere Salon-Hängung erinnert an den guten alten Grand Salon. Doch es ist die Karlsruher Künstlervereinigung PAIR mit 30 Mitgliedern und zwei Gästen aus Baden, der Pfalz und dem Elsass, die unter dem Ausstellungstitel „Mit Pauken und Trompeten“ in der Villa Berberich ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

PAIR steht in der Tradition der realistischen Malerei am Oberrhein. Der Kunstsalon spielt insofern in diese Jubiläumsschau hinein, als die Kontakte über die Organisatoren des Salons, Frank von Düsterlho und Elena Romanzin, entstanden sind. Einige Namen dürften vom Grand Salon her bekannt sein, auch Preisträger sind darunter.
Unter dem Dach des „Realismus am Oberrhein“ versammeln sich die verschiedensten zeitgenössischen Strömungen: surrealistische, symbolistische, visionäre und fotorealistische Kunst. Das breite Spektrum der Stilrichtungen macht die Werkschau so beeindruckend. Ausgesucht hat die Exponate der Vorsitzende Ulrich Sekinger, der nicht zur Eröffnung kommen konnte, aber mit bemerkenswerten Gemälden hervortritt. An seiner Stelle setzte sich Lars Lehmann, der selbst mit großen und kleinen Stillleben vertreten ist, intensiv mit der Hängung auseinander. Jeder beteiligte Künstler konnte seine Bilder und Skulpturen frei auswählen. Beim Hängen, so Lehmann, habe sich herausgestellt, dass man die künstlerischen Handschriften konzentrieren sollte: „Alles andere wäre optisch zu disparat“.
Viele Arbeiten bauen auf der langen Historie realistischer Kunst in der Region auf, einige Künstler interpretieren die realistische Sicht auf die Welt neu mit zeitkritischen Positionen. Von Olga David fallen die Politikerporträts „Partei-Maskerade“ (Cem Özdemir und Markus Söder mit Masken) und das Triptychon „Barack – Angela – Vladimir“, gemalt im Stile russischer Ikonen, besonders ins Auge. Diese neuen Ikonen der Zeit werden einerseits durch das viele Blattgold und den Heiligenschein erhöht, gleichzeitig aber demontiert. Ironisch gesehen wird auch das „Frauenkabinett“ der Politikerinnen beim Stricken, das quasi die Fäden zieht.

Dieser modernen Variante des Realismus steht die traditionelle Ausprägung des vor zwei Jahren verstorbenen Benno Huth entgegen, einem Urgestein der Karlsruher Realisten, der in großen Tafelbildern („Relaxing“) Liegende darstellt: Frauen als Akte, Männer bekleidet mit Shorts. Zwischen diesen Polen bewegt sich das Welttheater, in das nicht allein Maler wie Walter Sekinger mit einer „Hymne an Joseph Beuys“, Ulrich Sekinger in Symbolbildern mit Masken und Totenschädeln oder Rolf Kampmann mit düsteren dystopischen Bildwelten, sondern auch Bildhauer und Plastiker mit einstimmen. Etwa Wolfgang Dreysee mit antikisierenden Skulpturen („Sterbender Krieger“) bis hin zu Rudi Bannwarths figürlich-sachlichen Holzskulpturen wie dem jungen Mann mit Einstein-T-Shirt.
Als Gast zeigt die Wehrer Malerin Elena Romanzin neue allegorische Arbeiten. In „Europa und Albione“ deutet sie den Brexit symbolisch aus, in einem Zyklus von Frauenbildnissen symbolisiert sie die „Jahreszeiten“.
Bei der Eröffnung machte Kulturreferentin Christine Stanzel Parallelen zum Grand Salon aus. Die Kunsthistorikerin sprach über die Vorgängergruppe „Die Unzeitgemäßen“ sowie die Karlsruher Schule und Lars Lehmann stellte die anwesenden Künstler vor. Mitorganisator Frank von Düsterlho betonte die Exklusivität der Jubiläumsschau in der Villa Berberich und Bürgermeister Alexander Guhl freute sich, dass sich die Karlsruher Realisten Bad Säckingen als Ausstellungsort ausgesucht haben.