„Die Größe jeder Nation offenbart sich in der Sorge, die sie den Schwächsten zuteil werden lässt“ – programmatische Worte von Papst Franziskus, denen es für Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl nicht an Aktualität mangelt. Anlässlich des Empfanges der Stadt zu Ehren des Churer Bischofs Joseph Maria Bonnemain im Kursaal warnte Guhl vor einer um sich greifenden Kultur der Stärke auf dem Rücken der Schwachen – nicht ohne selbstkritisch auf Bad Säckingen und seine eigene Person zu blicken: „In unserer Stadt soll sich niemand ausgeschlossen fühlen, wir möchten jeden mitnehmen. Das ist mir in den letzten Jahren aber nicht ausreichend genug gelungen.“

Bürgermeister Guhl sorgt sich um den Zusammenhalt – und übt Selbstkritik

Seine größte Sorge sei die Frage, wie es zukünftig gelingen könne, allen Bürgern die oft schwierigen Entscheidungen zur Zukunft zu vermitteln: „Verfügen wir noch über einen Konsens darüber, was wir für die Menschen leisten können? Es gelingt uns nicht mehr, allen Bürgern unsere Entscheidungen zu erklärten – und da nehme ich mich nicht aus. Die Entwicklung bereitet mir mehr Sorgen, als die finanzielle Lage der Stadt“, erklärte Guhl vor den zahlreichen Gästen im Kursaal von Bad Säckingen.

Zu den prominenten Gästen auf dem Empfang der Stadt gehörte auch die Glarner Landratspräsidentin Daniela Bösch-Widmer.
Zu den prominenten Gästen auf dem Empfang der Stadt gehörte auch die Glarner Landratspräsidentin Daniela Bösch-Widmer. | Bild: Alexander Jaser

Deutliches Bekenntnis zu den Menschenrechten

Seiner Warnung vor einer um sich greifenden Kultur der Stärke auf dem Rücken der Schwachen stellte Guhl unter dem großen Beifall der Zuhörer ein für ihn unverrückbares Credo entgegen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar, gleich wo er herkommt, welcher Nation oder Kultur, Hautfarbe oder Geschlechts er sei. Wir dürfen uns auch nicht auf jene Erzählungen einlassen, mit denen Flüchtlinge diskriminiert werden sollen.“ Grundsätzlich müsse gelten, dass der Leistungsfähige für die Allgemeinheit mehr zu geben habe, als der weniger Leistungsfähige. „Das Handeln von Politik und Interessengruppen darf nicht zu Lasten des Gemeinschaftsinteresses gehen“, ergänzte Guhl.

Goldener Fridolin für Dekan Peter Berg darf als ersten Nicht-Glarner

Eine Mahnung, der sich auch Churs Bischof Bonnemain anschloss, gelte es doch, das Verbindende und nicht das Trennende zu pflegen. „Die Kirche kennt keine Grenzen, wir sind alle Kinder Gottes und auf beiden Seiten des Rhein sehr verbunden – der Fluss trennt uns nicht, er eint uns.“ Eine besondere Ehre wurde Dekan Peter Berg mit der Verleihung des Goldenen Fridolin durch den Glarner Vizelandamann Andrea Bettiger zuteil: „Wir Regierungsräte tragen ihn am Revers – Sie sind der Erste, der das nun auch tun darf“, erklärte der Vertreter des Kantons Glarus.

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