Kurz und schmerzlos ging die letzte Hauptversammlung des 2003 gegründeten Fördervereins Pro Spital Bad Säckingen über die Bühne – gerade einmal eine halbe Stunde benötigte die gut besuchte Versammlung zur Auflösung des Vereins am vergangenen Mittwoch im Reha-Klinikum Bad Säckingen.

Damit endet eine Ära der Auseinandersetzungen über den Erhalt des Bad Säckinger Spitals und die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Stadt und Umland, die der Förderverein wie kein zweiter Akteur geprägt hat. Vor genau acht Jahren mobilisierte der Verein unter dem Motto „Ein Lächeln für unser Spital“ die Menschen zum Kampf für den Erhalt des Bad Säckinger Krankenhauses. Auch wenn der Kampf letztlich verloren ging, setzten sich die Protagonisten weiter mit unermüdlichem Engagement für die Interessen der Bürger vor Ort ein und war ein wichtiger Ideengeber für den heutigen Gesundheitscampus mit dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) im einstigen Spital.

Letztmals versammelte sich der einstige Vorstand des Fördervereins Pro Spital Bad Säckingen zu einem Phototermin (v.l.): Annette ...
Letztmals versammelte sich der einstige Vorstand des Fördervereins Pro Spital Bad Säckingen zu einem Phototermin (v.l.): Annette Burckhardt (Beisitzer), Jörg Martin (Kassenwart), Wolfgang Köster (Erster Vorsitzender), Jürgen Stadler (Zweiter Vorsitzender) sowie Gerd Lunke (Beisitzer) und Beatrix Köster (Schriftführerin). | Bild: Alexander Jaser

Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl erinnerte in einer schriftlichen Mitteilung an den „schmerzhaften Beschluss zur Schließung des Krankenhauses“ und dankte dem Verein herzlich für die „positive Begleitung der Umnutzung des Spitals zum Gesundheitscampus.“ Es sei beeindruckend, wie viele Mitglieder dem Verein all die Jahre die Treue gehalten hätten und wie gut die Zusammenarbeit mit diesen stets gewesen sei.

In seinem letzten Kassenbericht für den Förderverein Pro Spital Bad Säckingen konnte Jörg Martin ein Vermögen von 65.000 Euro verkünden.
In seinem letzten Kassenbericht für den Förderverein Pro Spital Bad Säckingen konnte Jörg Martin ein Vermögen von 65.000 Euro verkünden. | Bild: Alexander Jaser

Gesundheitscampus ist ein Hoffnungsträger

Wolfgang Köster, scheidender Erster Vorsitzer von Pro Spital zog in seinen Begrüßungsworten an die Vereinsmitglieder eine gemischte Bilanz: „Die Lage der Gesundheitsversorgung im Landkreis Waldshut ist in den letzten Jahren nicht besser geworden, doch es gibt auch einen Hoffnungsträger“, erklärte er: „Durch den Gesundheitscampus und das MVZ mit den angestellten Ärzten wird das Angebot für medizinische Dienstleistungen immer mehr ausgebaut. Die Stadt hat mit dem Gesundheitscampus die richtige Entscheidung getroffen, daher dankt Pro Spital Bürgermeister Alexander Guhl und dem Gemeinderat von Bad Säckingen“, führte Köster weiter aus.

„Bleiben Sie gesund und genießen Sie den Sommer“ – mit diesen Worten schloss der Erste Vorsitzende Wolfgang Köster die letzte ...
„Bleiben Sie gesund und genießen Sie den Sommer“ – mit diesen Worten schloss der Erste Vorsitzende Wolfgang Köster die letzte Hauptversammlung des Fördervereins Pro Spital Bad Säckingen. | Bild: Alexander Jaser

Ziel des Fördervereins sei zunächst der Erhalt des Spitals gewesen, nach dessen Schließung zum Jahresende 2017 sei die finanzielle Unterstützung des MVZ zum neuen Vereinszweck geworden, erläuterte der Zweite Vorsitzende Jürgen Stadler. „Das Krankenhaus in Bad Säckingen ist geschlossen und aus steuerrechtlichen Gründen können wir den Gesundheitscampus und das MVZ finanziell nicht fördern. Daher ist der Vereinszweck nicht mehr zu erfüllen und die Auflösung notwendig“, begründete Stadler die vom Vorstand beantragte Auflösung von Pro Spital.

Neues Krankenhaus in Albbruck zu klein geplant?

Skeptisch blickte Stadler in seinen Ausführungen auf das in Albbruck geplante neue Zentralkrankenhaus: „Eine verfehlte Politik hat uns eine mangelhafte Gesundheitsversorgung in einem reichen Land beschert. Die geplante Größenordnung des neuen Krankenhauses in Albbruck ist bereits jetzt zu klein, zudem ist es für Chefärzte nicht interessant“, legte er dar. Auch sein Blick auf die gegenwärtige Hausarztversorgung im Landkreis Waldshut fiel pessimistisch aus: „Die Zahl der Hausarztpraxen wird immer mehr zurückgehen, doch gerade alte Menschen sind ohne Hausärzte verloren“.

Er hält das geplante Zentralkrankenhaus Albbruck schon jetzt für zu klein: Jürgen Stadler, Zweiter Vorsitzender des aufgelösten ...
Er hält das geplante Zentralkrankenhaus Albbruck schon jetzt für zu klein: Jürgen Stadler, Zweiter Vorsitzender des aufgelösten Fördervereins Pro Spital Bad Säckingen. | Bild: Alexander Jaser

Keine Hoffnung mehr auf Notfallpraxis

Kritik äußerten Köster, Stadler und Kassenwart Jörg Martin zudem an der Schließung der Notfallpraxis in Bad Säckingen durch die Kassenärztliche Vereinigung im Oktober 2023: „Gemeinsam mit Bürgermeister Guhl habe ich im März 2024 eine Sammlung von rund 9000 Unterschriften für den Erhalt der Praxis an die Vereinigung in Stuttgart übergeben. Interesse haben wir dort jedoch nicht gefunden“, erläuterte Stadler. Hoffnungen darauf, dass es doch noch zu einer neuen Notfallpraxis in Bad Säckingen kommen könne, hätten sie daher nicht.

„Wir sind beim Förderverein Pro Spital Bad Säckingen jedoch nicht wegen der Auflösung des Vereins verbittert, vielmehr eher über die Art und Weise, wie die Gesundheitsversorgung im Landkreis Waldshut abgenommen hat“, fügte Stadler hinzu. Angesichts dessen lobte Köster noch einmal ausdrücklich, die Einrichtung des Gesundheitscampus durch die Stadt Bad Säckingen – „und wer weiß, vielleicht rechnet sich ja eines Tages ein Samstagsdienst für das MVZ wirtschaftlich“, ergänzte er.

Auch der Bestand des Reha-Klinikums Bad Säckingen ist nach Aussage von Sylvia Haueisen, Vorsitzender des Fördervereins Reha-Klinikum, ...
Auch der Bestand des Reha-Klinikums Bad Säckingen ist nach Aussage von Sylvia Haueisen, Vorsitzender des Fördervereins Reha-Klinikum, gefährdet. | Bild: Alexander Jaser

Auch Reha-Klinikum in Bad Säckingen ist gefährdet

Dem Lob des Geschäftsführers des Reha-Klinikums in Bad Säckingen, Peter Kaiser, für das Engagement des nunmehr aufgelösten Vereins schloss sich auch die Vorsitzende des Fördervereins Reha-Klinikum Sylvia Haueisen an: „Sie haben Hervorragendes geleistet – vielleicht möchte der eine oder andere nun bei uns mitmachen, denn auch wir müssen um den Erhalt unserer Klinik kämpfen“, führte Haueisen abschließend aus.

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