Harpolingen Das generationenübergreifende Großprojekt „Tischgemeinschaft“ des Bürgervereins „Daheim in Harpolingen“ hat sich binnen eines Jahres zu einer festen Einrichtung für den gesamten Ort entwickelt. Möglich wurde die Gründung im vergangenen Jahr dank mehrerer großer Spenden, Förderungen und viel Engagement. Das Vorhaben gefiel nun auch den Verantwortlichen der Ferry-Porsche-Challenge so gut, dass die Harpolinger bei einem Wettbewerb der Porsche-Stiftung den zweiten Platz holten und mit dem Preisgeld in Höhe von 50.000¦Euro die Personalkosten für die kommenden drei Jahre sichern können.

Frischen Salate, warme Mahlzeiten oder liebevoll kredenzt und angerichtete Desserts – wenn nicht gerade Schulferien sind, wartet die Harpolinger Tischgemeinschaft mehrmals in der Woche mit diesem ganz besonderen Angebot auf. Im Februar des vergangenen Jahres nahm das Projekt nach langen Planungen und Vorarbeiten Fahrt auf. „Seit Februar 2024 gingen rund 2100¦Essen an Schulkinder oder Alleinstehende im Ort raus“, sagte Christine Oechslein. Sie ist die Vorsitzende des Bürgervereins, der sich vor acht Jahren gegründet hat.

Ein Wunsch geht in Erfüllung

Mit der Tischgemeinschaft realisierte der Verein im Jahr 2024 einen langgehegten Wunsch im Dorf. Bereits 2018 stand die Idee im Raum, als es um eine lebendige Dorfmitte gehen sollte. Fehlte es damals aber an Personal, Räumen und Geld, wurden im Rahmen des Projekts bereits die 40¦Jahre alte Küche im Gemeindesaal saniert und ein barrierefreier Anbau errichtet. Möglich wurde dies dank großzügiger Spenden und Förderungen von verschiedenen Stiftungen, darunter auch welche aus der Region. Der Knaller kam dann auch bereits im ersten Jahr und nimmt den Helfern eine riesige Last. Sie bewarben sich bei einem Wettbewerb der Ferry-Porsche-Challenge zum Thema „ZusammenLeben gestalten“, für den die Ferry-Porsche-Stiftung insgesamt eine Million Euro an Fördergeldern vergab. Unter mehr als 650 Bewerbungen schafften es die Harpolinger mit 49 anderen Mitbewerbern ins Finale und machten dort den zweiten Platz: Sie gewannen 50.000¦Euro, mit denen die Personalkosten für die nächsten drei Jahre gesichert seien, so Christine Oechslein.

Bereits im Jahr 2022 förderte der SWR über die Kinderhilfsaktion Herzenssache den Harpolinger Bürgerverein über mehrere Jahre, weswegen die Sanierung und der Anbau realisiert werden konnten. Im Juli besuchte ein Fernsehteam die Tischgemeinschaft und strahlte einen – bis heute in der Mediathek des Senders unter dem Titel „Ein Dorf hilft sich selbst“ abrufbaren – vierminütigen TV-Beitrag aus. Die großzügigen Förderungen sind nur möglich, da der Verein als gemeinnützig anerkannt ist. Der Bürgerverein schlägt mit seiner Arbeit gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Er beschäftigt auf Minijob-Basis drei Mitarbeiterinnen. Köchin Ute Fischer etwa, kochte in einem Sternerestaurant. Nach einem Schlaganfall bereitet sie nun aus frischen, regionalen und saisonalen Zutaten liebevoll die Gerichte im Dorf zu. So können – nach Voranmeldung – Schulkinder, Alleinstehende oder Zugezogene in Gesellschaft essen. Nachmittags werden die Kinder betreut und erhalten Hilfe bei den Hausaufgaben und das in heimischer Umgebung ohne weite Wege.

Neben der Tischgemeinschaft engagieren sich die Vereinsmitglieder auch im Dorf. Sie betreuen einen Gemeinschaftsgarten, pflegen die Blumenrabatte im Ort, bauen Gemüse an und betreuen die Kinder aus Harpolingen und Rippolingen auch in den Ferien.