Ein Arzt geht, eine neue Ärztin kommt: Die Allgemeinmedizinerin und Psychotherapeutin Alina Moraru verstärkt seit 1. Dezember das Ärzteteam im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) im Aqualon. Dagegen wird der MVZ-Praxisstandort in der Hildastraße zum Jahresende aufgelöst. Der Allgemeinmediziner Norbert Walter geht nun mit 72 Jahren in den Ruhestand. Walter praktizierte seit 1989 in Bad Säckingen, zunächst in der Schönaugasse, seit 2020 als angestellter Arzt des MVZ in der Hildastraße.
Fachärztin für Allgemeinmedizin
Die 40-jährige Alina Moraru hat ihre akademische Ausbildung in Rumänien begonnen und dort auch ihren Facharzttitel für „Allgemein- und Familienmedizin“ erworben. Da Rumänien zu diesem Zeitpunkt bereits EU-Mitglied war, war die Anerkennung des akademischen Titels – und damit die Approbation – in Deutschland problemlos möglich.
Hier erwarb sich Moraru die zusätzliche Bezeichnung als medizinische Psychotherapeutin mit einem tiefenpsychologischen Schwerpunkt. Zuletzt war sie in verschiedenen psychosomatischen Fachklinik in der Region angestellt, nun zieht es sie zum ersten Mal in die medizinische Grundversorgung als Hausärztin. „Das war immer mein Berufswunsch“, schildert die Medizinerin, die eine kassenärztliche Zulassung für einen 0,75-Hausarzt-Sitz innehat.
Im MVZ findet sie als berufstätige Mutter ideale Bedingungen vor, wie sie sagt, denn sie kann in Teilzeit arbeiten: 23 Wochenstunden ist sie für ihre Patienten da. Dass sie nun im MVZ interdisziplinär mit anderen Ärzten zusammen arbeiten kann, reizt sie besonders. Sie selbst will als Hausärztin auch ihren psychotherapeutischen Schwerpunkt mit einbringen. „Außerhalb Deutschlands werden die medizinischen Versorgungszentren Poliklinik genannt“, so Moraru, die wie ihre Kollegen große Vorteile in diesem System sieht. Für jeden einzelnen Mediziner fällt weniger Verwaltungsarbeit an, die technische Infrastruktur kann gemeinsam genutzt werden und die Ärzte können sich bei Urlaub oder Krankheit gegenseitig vertreten.
MVZ bringt Vorteile
Auch der scheidende Hausarzt Norbert Walter sieht in den medizinischen Versorgungszentren die Zukunft – allein schon wegen der überbordenden Bürokratie, mit der sich Ärzte heute herumschlagen müssen. „Seitdem ich praktiziere, hat sich der bürokratische Aufwand mehr als verdoppelt“, so Walter.
Durch Anfragen von Krankenkassen und Überprüfungen des medizinischen Dienstes bleibe immer weniger Zeit für die Patienten. Paradox dabei: „Durch die Digitalisierung hat sich auch der Papieraufwand nochmals deutlich erhöht“, so Walter. Ein weiterer Vorteil für die Mediziner: Sie müssen sich nicht mehr um die Personalplanung und -verwaltung kümmern, die wird von der MVZ-Geschäftsführung übernommen wird. Aktuell sind – ohne die Ärzte – an beiden Standorten insgesamt 19 Personen auf insgesamt etwa 11 Vollzeitstellen angestellt.
Das für den Betrieb des MVZ einschneidendste Ereignis des Jahres war zweifellos der Cyberangriff auf den Server der Bad Säckinger Rehklinik im Oktober, an dem auch die Ärzte angeschlossen sind. „Wir haben den Hackerangriff immer noch nicht ganz verdaut und kämpfen noch mit den Nachwehen“, so MVZ-Geschäftsführer Frank Markus Pusel. Betroffen waren davon 2500 Patientenakten, auf die man keinen Zugriff mehr hatte. Im kommenden Jahr plant er einen Wechsel zu einem neuen Web-basiertem IT-System kommen. Es wird mit Gesamtkosten in Höhe von 130.000 Euro gerechnet, die über eine Darlehen der Stadt finanziert werden. Im Gegenzug können die Wartungs- und Instandhaltungskosten für das System aber deutlich reduziert werden.