Es geschah ganz plötzlich. Catia Lorusso war mit ihrem Freund spazieren. Eine alltägliche Situation. Nichts Besonderes. Und doch war es für die Bad Säckingerin der Beginn einer schrecklichen Zeit.
Plötzlich war sie da. Die Panik, als ob die Luft wegbleibt. Todesangst. „Ich war geschockt und völlig hilflos“, erinnert sich Lorusso und fügt hinzu: „Ich wusste anfangs nicht, was los war.“
Es sollte nicht bei einer Panikattacke bleiben. Sie kamen öfters, immer ohne Auslöser. „An schlimmen Tagen kam es zwei oder dreimal vor.“ Eine Zeit lang konnte sie das Haus nicht mehr verlassen. Saß in abgedunkelten Räumen. Versuchte alles zu vermeiden, was sie in den Zusammenhang mit einer Panikattacke brachte.
Hilfe kommt von unterschiedlicher Seite
Heute hat sie ihre Panikattacken überwunden. Durch unterschiedliche Hilfe. Ihre Psychologin, mit der sie über die schrecklichen Momente sprach und die dem Ausnahmezustand einen Namen gab, habe ihr schon zu Beginn gesagt, dass Panikattacken auch wieder verschwinden könnten.
Nun hatte sie zwar eine Diagnose, aber war noch nicht viel Wissen darüber. Lesen habe ihr geholfen, um zu verstehen, was mit ihr los ist. „Viele machen den Fehler, dass sie sich komplett verschließen.“ Man müsse in die Angst reingehen. „Wenn es beispielsweise einmal in einem Zug passiert ist, dann vermeidet man, in einen zu steigen.“ Stück für Stück wird das Leben ein Stück kleiner. Bis nur noch die eigene Wohnung bleibt. „Doch es gibt keine Gesetzmäßigkeit.“
Die Hoffnung, dass es besser wird, habe ihr geholfen. Ebenso, dass sie sich nicht mehr mit negativen Menschen umgeben habe. Sondern mit solchen, die ihr guttaten. Besonders ihr Freund unterstützte sie in der schwierigen Zeit. „Er war sehr verständnisvoll“, blickt Lorusso zurück.
Lorusso gründet Selbsthilfegruppe
„Mir ging es nach weniger als einem Jahr besser“, sagt sie. Doch es sei eine schlimme Zeit gewesen. „Für mich war das schon zu viel. Deshalb ist es für mich unvorstellbar, dass Menschen das über Jahre hinweg ertragen müssen.“
Und vor allem, wenn sie kein Verständnis erfahren würden. Reaktionen wie „Übertreibe nicht so“ oder „stelle dich nicht so an“ würden den Betroffenen nicht helfen. „Viele haben keinen Raum, um darüber zu reden.“
Und das möchte Lorusso ändern: Deshalb hat sie eine Selbsthilfegruppe für Angst und Panik ins Leben gerufen. Jeden dritten Freitag im Monat trifft sie sich in den Räumen der Caritas, die die Räume kostenfrei zur Verfügung stelle. Das Angebot selbst habe nichts mit der Caritas zu tun, sondern werde von ihr ehrenamtlich organisiert.
„Die Gruppe bietet Menschen in schwierigen Lebensphasen einen sicheren Ort für Austausch, Verständnis und neue Perspektiven – ganz ohne Tabus und Druck“, erklärt Lorusso und fügt hinzu: „Diese Selbsthilfegruppe ist für mich ein echtes Herzensprojekt – weil ich weiß, wie einsam und aussichtslos sich bestimmte Lebenssituationen anfühlen können. Umso mehr weiß ich, wie heilsam echte Begegnung und Gemeinschaft sind.“ Wichtig sei aber auch: Die Selbsthilfegruppe könne nicht das leisten, was ein Psychologe tut und sei kein Ersatz für eine Therapie.
Bewusst soll die Gruppe klein gehalten werden. „Sie soll eine Größe haben, dass man sich noch gut austauschen kann.“ Wichtig sei es, dass man über die Erfahrungen spricht. Sie habe nicht vor, als „wie eine Lehrerin“ zu referieren. Und eine kleine Gruppe mache es auch leichter, sich den anderen Menschen zu öffnen.