Die Einführung des schrankenlosen elektronischen Gebührensystems bei den Parkhäusern in der Lohgerbe und beim Kursaal in Bad Säckingen startete am 18. März. Doch manche Nutzer überfordert das neue Zahlungssystem offensichtlich. Die Bezahlung per Geldkarte oder Handyapp funktioniere oft nicht, klagen sie und vermissen die notwendige Hilfe des Betreibers aus München.
Keine Schranken – keine Gebühren?
Seit die Schranken bei der Ein- und Ausfahrt in die Parkhäuser abgebaut wurden, mag mancher die freie Einfahrt als Signal für kostenloses Parken verstehen und ohne weiteres Nachdenken einfach wieder ausfahren. Doch beim Einfahren wird das Nummernschild jedes Fahrzeugs zur Registrierung elektronisch erfasst, um die Parkdauer festzustellen. Das böse Erwachen folgt später per Post.

Wer ohne zu zahlen herausfährt, ist erfasst und hat satte 40 Euro Buße neben den fälligen Parkgebühren und einer Bearbeitungsgebühr zu entrichten – für Nutzer mit einem ausländischen Kennzeichen wird die Sache sogar noch teurer, sie müssen eine Buße von 60 Euro entrichten.
Wo liegen die Probleme?
Nicht nur die fehlenden Schranken sorgen für Verwirrung. Auch mit den Kassenautomaten kommen manche nicht klar. „Es gibt ganz viele Geschichten darüber“, meint Bärbel Thoma aus Murg. Sie scheiterte laut eigener Auskunft im Parkhaus am Kursaal an einem defekten Automaten. Auch beklagt sie, dass nur an einem der beiden Geräte Barzahlung möglich sei.

Auch ältere Menschen, die eine in der Nähe liegende orthopädische Gemeinschaftspraxis aufsuchen, seien oft mit der modernen Technik überfordert, meint Thoma. Sie erlebte auch, wie ein weiterer Nutzer, über die Servicenummer die Auskunft erhalten habe, „er solle einfach herausfahren.“ Auch sei es unverständlich, dass der Bargeldautomat kein Wechselgeld herausgebe. Georg Wasmer, selbst Elektroingenieur, weist darauf hin, dass die Bedienung des Kassenautomaten nicht gut gelöst sei.
Wie soll Abhilfe geschaffen werden?
Niklas Garrn, Leiter des Bereiches Bezahltes Parken bei der Wemolo GmbH, betont die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Säckingen: „Wir werden die Entwicklung gemeinsam mit der Stadt beobachten und wenn nötig noch nachjustieren.“ Zudem stünden in der Anfangsphase von 9 bis 15 Uhr Aushilfen des Unternehmens vor Ort bereit. „Sie gehen zwischen den Parkhäusern hin und her und können bei Bedarf helfen“, erklärt Garrn.

Was kann ich machen, wenn ich nicht weiter weiß?
Dass von den Kassenautomaten in der Lohgerbe und beim Kursaal jeweils nur einer Bargeld nehme, sei mit der Stadt so abgesprochen. Wer die Parkgebühr vor Ort nicht bezahlen könne, habe 24 Stunden Zeit, dies auf der Homepage der Firma Wemolo im Internet nachzuholen – zudem könne der Kunde auch telefonisch vor Ort Hilfe erhalten.

In jedem Fall werde man in den ersten beiden Wochen sehr kulant sein, meint Niklas Garrn: „Es ist üblich, dass bei der Einführung des Systems keine Strafe, sondern eventuell eine Bearbeitungsgebühr erhoben wird.“ Wie hoch diese sei, sei von Fall zu Fall unterschiedlich.

Was wird konkret unternommen?
Einen wichtigen Schritt werde die Wemolo GmbH wohl am 8. April gehen. „Dann werden bei der Ein- und Ausfahrt Bildschirme installiert, die den Parkhausnutzern mit farblich unterlegten Texten noch weitere Hilfen an die Hand geben. Dann dürfte eigentlich nichts mehr schiefgehen“, führt Garrn weiter aus.
Weshalb zahlen ausländische Parker eine höhere Buße?
Dass Kunden mit ausländischen Kennzeichen 60 statt 40 Euro Buße zahlen müssen, bestätigt Garrn und begründet dies mit dem deutlich höheren Verwaltungsaufwand. „In unseren Parkhäusern in der Schweiz ist es übrigens genau umgekehrt, da zahlt der Deutsche eine höhere Buße als der Schweizer“, so Garrn.
Und was sagt die Stadt?
Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl ist mit dem neuen System sehr zufrieden und hält es „für selbsterklärend und benutzerfreundlich.“ Vor allem, so der Bürgermeister, sei „das neue System in den Betriebskosten deutlich günstiger“ – er selbst habe nur zwei kritische Rückfragen erhalten, die auf die Benutzerfreundlichkeit abzielten.

Deutlich mehr Rückfragen seien von Dauerparkern gekommen, „die natürlich keine Strafe bezahlen müssen, wenn sie das Parkhaus verlassen.“ Insgesamt hätten wohl rund 50 Nutzer den Kontakt zum Rathaus gesucht. Ausdrücklich lobt Guhl die Zusammenarbeit mit der Wemolo GmbH im Probebetrieb. Etwaige Verbesserungsmöglichkeiten würden gemeinsam angegangen, „ich denke hier an eine Verbesserung der Beschilderung und der Bedienbarkeit des Bildschirms am Kassenautomaten“, so Guhl weiter.