Deutschland will bei der Energieversorgung möglichst auf eigenen Beinen stehen. Dafür will die Bundesregierung den Ausbau der Stromerzeugung durch Windkraft und Photovoltaik vorantreiben. Als Teil des Regionalverbandes Hochrhein-Bodensee muss auch die Gemeinde Bernau ihren Beitrag leisten, damit die politisch vorgegebenen Ziele erreicht werden können. Drei Flächen im südlichen Bereich der Gemarkung sind im Regionalplan als mögliche Vorranggebiete für Windkraftanlagen ausgewiesen. Vertreter des Verbandes stellten die Pläne am Montag im Gemeinderat vor – viele Bürger verfolgten die Präsentation mit.
Eine Fülle von Kriterien hatten die Planer des Regionalverbandes bei der Auswahl zu berücksichtigen, erläuterten sie in der Sitzung. Jeweils verhältnismäßig kleine Flächen auf dem Rechberg und dem Oren befinden sich allein auf Bernauer Gebiet. Außerdem hat die Gemeinde noch einen kleinen Anteil an einer größeren Fläche auf dem Farnberg, die sich überwiegend auf Todtmooser sowie zu einem Teil auf Ibacher Gemarkung erstreckt. Wiederholt betonten die Vertreter des Regionalverbandes, sie würden lediglich Flächen definieren, auf denen aufgrund der verschiedenen Kriterien theoretisch Windkraftanlagen möglich seien.
Ob irgendwann tatsächlich ein Investor Interesse an einer Fläche zeige, wisse man nicht – und ein interessiertes Unternehmen würde auch genauer untersuchen, ob der Wind überhaupt ausreichend häufig und stark bläst, um eine solche Anlage wirtschaftlich betreiben zu können.
Die Aussicht, möglicherweise könnten irgendwann Windkraftanlagen im Süden der Gemeinde entstehen, löste im Gemeinderat und im Publikum keine Begeisterung, sondern eher Sorgen aus. Negative Auswirkungen könnten die Anlagen auf die Natur und auch auf den Tourismus haben, hieß es beispielsweise. Gerade auch deshalb sei es sehr wichtig, dass der Regionalverband solche Vorranggebiete in einem von Bund und Land vorgegebenen Umfang ausweise, betonte Bürgermeister Alexander Schönemann. Denn geschehe das nicht oder werde das Flächenziel nicht erreicht, könnten Investoren sich selber attraktive Flächen suchen. Legt der Verband aber solche Vorrangflächen fest, könnten automatisch nirgendwo sonst Windkraftanlagen entstehen. Mit der Teilfortschreibung würden die Kommunen die Entwicklung selber steuern können.
Baden-Württemberg muss 1,8 Prozent seiner Landesflächen für die Windkraft bereitstellen, diese Vorgabe des Bundes hat das Land auch an die Regionalverbände weitergegeben.
Begeistert sei er auch nicht, wenn Windkraftanlagen im Süden der Gemarkung in den Himmel ragen würden, sagte Bürgermeister Schönemann. Allerdings müsse man pragmatisch und vor allem in Absprache mit den Nachbarkommunen vorgehen. Deshalb hätten er und seine Kollegen aus Todtmoos und Ibach über das Thema gesprochen. Man plane auch eine gemeinsame Veranstaltung, in welcher Form sei aber noch unklar.
Die Teilfortschreibung Windenergie für die Region Hochrhein-Bodensee befinde sich jetzt im Anhörungsverfahren, sagten die Verbandsvertreter. Bis zum 20. September können alle Bürgerinnen und Bürger Stellungnahmen einreichen. Die würden ausgewertet und gegebenenfalls in der Planung berücksichtigt.
Für die Stellungnahme der Gemeinde werde er eine Fristverlängerung bis Oktober beantragen, sagte Bürgermeister Alexander Schönemann. So will er den neuen Gemeinderatsmitgliedern die Möglichkeit verschaffen, sich in das Thema einzuarbeiten, ehe eine Entscheidung getroffen wird.
Blick auf Vorranggebiete
In der Region St. Blasien sieht der Regionalverband nach derzeitigem Planungsstand wenige Vorranggebiete für Windkraft vor. Für Photovoltaik-Freiflächenanlagen finden sich auf Bernauer Gemarkung keine Vorranggebiete, wohl aber in anderen Kommunen des Gemeindeverwaltungsverbandes. Informationen und Anhörung:https://windenergie-hochrhein-bodensee.de; https://solarenergie-hochrhein-bodensee.de
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Der Gemeinderat Herrischried sagt Ja zu den Vorranggebieten für Windkraftanlagen:http://www.sk.de/12057232