Bernau Lange bevor man Ulrike Wasmer-Ludwig auf ihrem Gerüst arbeiten sieht, hört man die Kettensäge, mit der sie den Stamm bearbeitet, aus dem ihr Merlin entsteht. Er soll die jetzige, ebenfalls von Wasmer-Ludwig geschaffene Merlin-Skulptur ersetzen.
Nutzholzkäfer, Holzwespe und Baumpilze haben der bestehenden Skulptur im Lauf der Jahre schwer zugesetzt. Wie man sieht, ist das etwa 18¦Jahre alte Kunstwerk vor allem im unteren Bereich, wo Merlins geschnitzte Kleidung ins Wurzelwerk des Baums übergeht, zerfressen und ausgehöhlt.
Wasmer-Ludwigs neuer Merlin entsteht nur wenige Meter entfernt vom alten, Wanderer auf dem Zauberwald-Pfad können ihr vom Weg aus bequem bei der Arbeit zuschauen. Und das tun viele, fotografiert und gefilmt wird auch. Ulrike Wasmer-Ludwig stört das nicht: „Das merke ich oft gar nicht“, sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Wie bei der Vorgänger-Skulptur schält sie ihren Merlin aus einem kräftigen, im Erdreich verwurzelten Fichtenstamm heraus. Dessen oberer Teil war vor einiger Zeit in etwa 20¦Metern Höhe abgebrochen, der Reststamm sollte eigentlich gefällt werden, erzählt sie. Ulrike Wasmer-Ludwig aber fand Standort und Baum ideal, um hier einen neuen Zauberer zu schaffen. Denn einen solchen brauche es im Zauberwald unbedingt, findet sie.
Bauhofmitarbeiter hatten ihr den Stamm bis auf die dem Merlin zugedachte Größe zugeschnitten und ihn mit einem Gerüst versehen, auf dem sie arbeiten kann. Da sie derzeit mit Merlins Kopf beschäftigt ist, arbeitet sie gerade in luftiger Höhe – der neue Merlin wird ziemlich groß.
Etwa vier Wochen werde sie brauchen, bis Merlin fertig ist, erzählt Ulrike Wasmer-Ludwig. Wie der neue Merlin genau ausschauen wird, will sie noch nicht verraten. Nur das verrät die Bildhauerin schon jetzt: „Auf keinen Fall wird er eine Kopie seines Vorgängers.“