Auf 900 Metern Höhe schmiegen sich die zehn Ortsteile Altenrond, Dorf, Hof, Innerlehen, Riggenbach, Gaß, Kaiserhaus, Weierle, Ober- und Unterlehen in das acht Kilometer lange Bernauer Hochtal. Die Gemeinde ist vor für ihre schöne Landschaft bekannt. Für den Erhalt und die Pflege setzen sich Helga (75) und Hartwig Günther (85) ein. Für die Integration ausländischer Mitbürger engagiert sich seit neun Jahren das Schweizer Ehepaar Beatrice (71) und Jürg Lienhart (78).

Helga und Hartwig Günther erhalten historische Denkmale lebendig

Helga und Hartwig Günther engagieren sich in Bernau bei der Aufarbeitung und Bewahrung historischer Denkmale. Das Ehepaar dokumentierte alle Wegkreuze und Gemarkungssteine auf dem Gemeindegebiet. Außerdem sind die die 75-Jährige und der 85-Jährige im Landschafts- und im Tierschutz tätig und bringen sich in vielen Arbeitsstunden in ihrer Gemeinde ein.

Helga und Hartwig Günther setzen sich vielfältig in Bernau ein. Sie dokumentieren Kleindenkmale und Grenzsteine und halten die Natur ...
Helga und Hartwig Günther setzen sich vielfältig in Bernau ein. Sie dokumentieren Kleindenkmale und Grenzsteine und halten die Natur frei von Springkraut. | Bild: Andreas Böhm

Helga Günther stammt aus Hattingen bei Tuttlingen, Hartwig Günther wurde in Emmendingen geboren. Die Beiden zogen berufsbedingt nach Bernau, da Helga Günther eine Stelle als Grundschullehrerin antrat. Sie war Schulleiterin an der Hans Thoma Grundschule und wurde 2013 nach 41 Jahren im Schuldienst in den Ruhestand verabschiedet.

Helga Günther ist als Mitglied des Schwarzwaldvereins die Beauftragte für Denkmalschutz. Zudem ist sie federführend bei der Bekämpfung des wuchernden Springkrautes sowie dem Schutz von Kröten tätig. Auf die Wegkreuze wurde sie durch Zufall auf einem Pfarrfest aufmerksam. Sie recherchierte bei ortsansässigen Familien und ließ sich die Geschichte der Kreuze erklären. Als ehemalige Lehrerin an der Bernauer Hans Thoma Grundschule machte sie das Thema zum Anschauungsunterricht für ihre Schüler. Hierbei wurden mehr als 50 Wegkreuze angeschaut. Zusätzlich dokumentierten die Günthers Kleindenkmale in und um Bernau für die Denkmalpflege.

Als nächstes Projekt erfassten die beiden rund 1000 Grenzsteine. „Anfangs machten wir das laienhaft, dann wurde die Arbeit immer interessanter“, berichtet Helga Günther. Zum Auffinden der Grenzsteine nahmen Helga und Hartwig Günther die Deutsche Grundkarte zu Hilfe, wo jeder Grenzstein exakt vermerkt ist: „Das war eine jahrelange Arbeit. Wir haben viele Kilometer zurückgelegt, aber es hat uns Spaß gemacht“, sagt Helga Günther. Ihr Mann Hartwig war übrigens für das Fotografieren der Steine und Wegkreuze zuständig. Das Auffinden der Grenzsteine war mitunter schwierig, da diese oft von der Vegetation überwuchert waren. Texte und Fotografien der Grenzsteine und Wegkreuze wurden jeweils in Buchform für die Nachwelt festgehalten.

Seit vielen Jahren engagiert sich das Paar auch im Naturschutz. Beide helfen bei der Bekämpfung des Springkrautes tatkräftig mit. Wie Helga Günther erklärt, sind die Neophyten im Bernauer Hochtal dank der Initiative vieler Helfer nahezu ausgerottet: „Bernau kann als springkrautfreie Zone betrachtet werden“, sagt die Naturschützerin stolz. Um das lästige Kraut weiterhin im Zaum zu halten, muss jedes Jahr regelmäßig nachgeschaut und kontrolliert werden.

Zehn Ortsteile erstrecken sich über das Bernauer Hochtal.
Zehn Ortsteile erstrecken sich über das Bernauer Hochtal. | Bild: Andreas Böhm

Auch das Tierreich liegt Helga und Hartwig Günther sehr am Herzen. Deshalb werden sie jedes Jahr zur Krötenwanderung auf den Plan gerufen. Sie stellen auf der Wacht an der Straße nach Präg Krötenzäune auf, um die Amphibien vor dem sicheren Tod beim überqueren der Landesstraße zu bewahren. Sind die Zäune erst einmal aufgestellt, werden sie dreimal am Tag kontrolliert, und die Kröten werden eingesammelt und sicher auf der anderen Straßenseite wieder ausgesetzt.

Das Ehepaar Günther will auch künftig die Hände nicht in den Schoß legen. Die engagierten Einwohner möchten als Nächstes die Bernauer Gewässer von der Quelle bis zur Mündung dokumentieren.

Beatrice und Jürg Lienhart helfen 100 Geflüchteten bei der Integration

Seit Beginn der Flüchtlingskrise haben Beatrice und Jürg Lienhart aus der Schweiz unglaublich viel für die Integration von Flüchtlingen in der Gemeinde Bernau getan. Sie haben sich weit über das übliche Maß hinaus unterstützend eingebracht und wollen sich auch weiterhin für Geflüchtete aus unterschiedlichen Herkunftsländern einsetzen.

Beatrice (71) und Jürg Lienhart (78) haben ihren Hauptwohnsitz noch in Zürich, Lebensmittelpunkt ist aber mittlerweile ihre Wahlheimat Bernau. Ende 2001 zogen sie in das Bernauer Hochtal. Den Schwarzwald bezeichnen die beiden neben dem Schweizer Jura als eine ihrer Lieblingslandschaften.

Beatrice und Jürg Lienhart setzen sich in Bernau für geflüchtete Menschen ein.
Beatrice und Jürg Lienhart setzen sich in Bernau für geflüchtete Menschen ein. | Bild: Andreas Böhm

Die Lienharts geben in der Küche ihrer Privatwohnung Sprachunterricht, unterstützen die Flüchtlinge bei Behördengängen und organisieren gemeinsame Aktivitäten. „Wir haben den Gedanken ‚Wir schaffen das‘ von Angela Merkel aufgegriffen und auch schon in der Schweiz bei der Integration mitgeholfen“, sagt Beatrice Lienhart.

Zunächst engagierte sich das Ehepaar in einem Helferkreis in St. Blasien. Dort betreuten sie Flüchtlinge aus Syrien, Pakistan und Eritrea. „Es ist uns wichtig, dass die Flüchtlinge nicht in einer Parallelgesellschaft hängen bleiben“, sagt Jürg Lienhart zu den Beweggründen. Beatrice Lienhart ergänzt: „Wir haben schon immer ein offenes Haus gehabt. Bei uns im Haus wohnen auch Flüchtlinge aus der Ukraine.“

Zusammen mit den ausländischen Bürgern werden hin und wieder auch gemeinsame Feste gefeiert: „2017 gab es bei uns im Garten ein großes Syrerfest“, erzählen die Lienharts. Sie unterstützen die Flüchtlinge etwa beim Möbelkauf oder gewähren ihnen Zugang zum Internet über ihren Computer. Als extrem bezeichnen sie den „Papierkrieg mit viel Beamtendeutsch“, das die Geflüchteten oft nur schwer verstehen. Die syrischen Flüchtlinge, die von den Lienharts betreut wurden, haben inzwischen alle eine Arbeit gefunden.

Bernau ist auch bekannt für seine Museen, wie hier das Bauernmuseum Resenhof.
Bernau ist auch bekannt für seine Museen, wie hier das Bauernmuseum Resenhof. | Bild: Andreas Böhm

Während der vergangenen neun Jahre haben die Wahl-Bernauer mehr als 100 Geflüchtete betreut. Die Unterstützung der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist nach Angaben der Lienharts jedoch einfacher gewesen. Aktuell flüchten viele Türken der Gülen-Bewegung nach Deutschland. Nach Angaben von Jürg Lienhart handelt es sich hierbei überwiegend um gut ausgebildete Menschen, etwa als Lehrer oder Beamte. Sie waren zuvor oft in türkischen Gefängnissen inhaftiert.

Ihren Einsatz bei der Unterstützung von Flüchtlingen unterschiedlicher Nationen haben Beatrice und Jürg Lienhart noch keine Sekunde bereut: „Das ist für uns eine Bereicherung. Wir geben nicht nur. Es kommt auch viel zurück“, so das Schweizer Ehepaar. Im Laufe ihrer Tätigkeit haben sich nach Angaben der Lienharts auch schöne Freundschaften entwickelt. Was die Beiden aber auch mit Sorge feststellen, ist die ihrer Meinung nach sinkende Akzeptanz für die Flüchtlinge in der Gesellschaft. Dennoch oder gerade deshalb wollen sich Beatrice und Jürg Lienhart mit ganzer Kraft auch weiterhin für Menschen in Not einsetzen.

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Bernau in Zahlen, Daten, Fakten

  • Kreis: Waldshut
  • Fläche in Hektar: 3800
  • Bevölkerung: 1846
  • Einwohner pro km²: 90
  • Pendler: ein 541, aus 587
  • Altersdurchschnitt: 46,7
  • Bildung: eine Grundschule
  • Miete pro m² in Euro: 6,29
  • Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 2246,46
  • Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 2978,04
Bild 5: So machen wir Bernau besser: Einsatz in der Natur und bei der Integration von Geflüchteten
Bild: SK
  • Bautätigkeit: Derzeit stehen keine Bauplätze der Gemeinde zur Verfügung. Es sind zwei Baugebiete in Planung. Es sollen ca. 30 Bauplätze geschaffen werden, Baureife kann noch nicht genau abgeschätzt werden. Preise sowie Vergaberegeln sind nicht festgelegt.
  • Fernverkehr: nein
  • Regionalbahn: nein
  • Schwimmbäder: nein
  • Gastro: ja
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: nein
  • Hausärzte: 2
  • Kitaplätze: Es gibt bei der Betreuung in Bernau derzeit 44 Plätze (verlängerte Öffnung) und 25 bis 28 Plätze (halbtags). Gesamt gibt es 69 Plätze, davon zählen die fünf Plätze für U3 doppelt, ergibt 59 Plätze für Kinder Ü3 und fünf Plätze für Kinder U3. Aktuell sind davon 51 Plätze Ü3 und fünf Plätze U3 belegt.
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